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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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größte, vollendetste, herauskristallisierteste Gegenstand einer festen und vollendeten Willensanstrengung sein.«
    Jetzt erst bemerkte Leutnant Dub Schwejks »Rechts schaut«, das ihn verfolgte; es war ihm furchtbar unangenehm, weil er gewissermaßen plötzlich selbst herausfühlte, daß er sich irgendwie in seine Rede verwickelt hatte und aus diesem Hohlweg der Liebe des Soldaten zu seinem Vorgesetzten nirgends herausgelangen konnte; deshalb schrie er Schwejk an: »Was glotzt du mich an wie ein Kalb ein neues Tor?«
    »Laut Befehl, melde gehorsamst, Herr Lajtnant, Sie ham mich selbst mal aufmerksam gemacht, daß ich, wenn Sie sprechen, mit meinem Blick Ihren Mund verfolgen soll. Weil jeder Soldat die Befehle seines Vorgesetzten befolgen und sich sie für alle Ewigkeit merken muß, konnte ich nicht anders.«
    »Schau auf die andere Seite«, schrie Leutnant Dub, »nur auf mich schau nicht, du blöder Kerl, du weißt, daß ich das nicht gern hab, daß ich das nicht vertrag, wenn ich dich seh, ich werde dich mir so ausborgen …«
    Schwejk machte mit dem Kopf eine Wendung nach links und schritt so unbeweglich neben Leutnant Dub weiter, daß Leutnant Dub schrie: »Wohin schaust du denn, wenn ich mit dir spreche?«
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, daß ich nach Ihrem Befehl ›Links schaut‹ gemacht hab.«
    »Ach«, seufzte Leutnant Dub, »mit dir ist ein Kreuz. Schau gradaus vor dich und denk dir von dir: Ich bin so ein Dummkopf, daß nicht schad um mich sein wird. Wirst du dir das merken?«
    Schwejk blickte vor sich und sagte: »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, soll ich drauf antworten?«
    »Was erlaubst du dir denn?« brüllte ihn Leutnant Dub an. »Wie sprichst du da mit mir, was meinst du damit?«
    »Melde gehorsamst, Herr Lajtnant, daß ich damit nur an |699| Ihren Befehl auf einer Station denk, wo Sie mich gerügt ham, daß ich überhaupt nicht antworten soll, wenn Sie die Rede beenden.«
    »Du hast also Angst vor mir«, sagte Leutnant Dub erfreut, »aber du hast mich noch nicht kennengelernt. Vor mir haben schon andere Leute gezittert als du, merk dir das. Ich hab andere Burschen kleingekriegt, deshalb halts Maul und bleib hübsch hinten, damit ich dich nicht seh!«
    Schwejk blieb also rückwärts bei der Sanität und fuhr bequem in dem zweirädrigen Karren bis an den zur Rast bestimmten Ort, wo endlich die Suppe und das Fleisch von der unglückseligen Kuh ausgeteilt wurde.
    »Diese Kuh hat man wenigstens auf vierzehn Tage in Essig einlegen solln, und wenn schon nicht die Kuh, so wenigstens den Menschen, was sie gekauft hat«, erklärte Schwejk.
    Von der Brigade kam zu Pferd ein Kurier mit neuen Befehlen für die 11. Kompanie galoppiert; die Marschroute wurde auf Feldstein abgeändert, Woralycz und Sambor waren links liegenzulassen, denn es war nicht möglich, die Kompanie dort unterzubringen, weil bereits zwei Posener Regimenter dort standen.
    Oberleutnant Lukasch traf augenblicklich Dispositionen: Rechnungsfeldwebel Wanĕk und Schwejk suchen für die Kompanie Nachtquartier in Feldstein.
    »Nicht, daß Sie unterwegs etwas anstellen, Schwejk«, machte ihn Oberleutnant Lukasch aufmerksam, »Hauptsache ist, daß Sie sich zur Einwohnerschaft anständig betragen!«
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, daß ich mich bemühen wer. Ich hab zwar einen häßlichen Traum gehabt, wie ich gegen früh ein bißl eingeschlafen bin. Mir hat von einem Waschtrog geträumt, was die ganze Nacht am Gang geronnen is, in dem Haus, wo ich gewohnt hab, bis er leer war und den Plafond beim Herrn Hausherrn durchnäßt hat, was mir gleich früh gekündigt hat. So ein Fall, Herr Oberlajtnant, is schon in Wirklichkeit vorgekommen, in Karolinenthal hinterm Viadukt …«
    »Geben Sie uns Ruh mit Ihren dummen Reden, Schwejk, und schaun Sie sich lieber mit Wanĕk die Karte an, damit Sie |700| wissen, welchen Weg Sie gehn solln. Also hier sehn Sie die Dörfer. Von diesem Dorf wenden Sie sich nach rechts zum Flüßchen, und längs des Flüßchens marschieren Sie wieder bis zum nächsten Dorf, und von dort, wo sich der erste Bach in den Fluß ergießt, den Sie zu Ihrer Rechten haben werden, gehn Sie den Feldweg hinauf, genau nach Norden, und so können Sie sich nirgendswohin verirren als nach Feldstein! Werden Sie sich das merken?«
    Schwejk machte sich also mit Feldwebel Wanĕk nach der Marschroute auf den Weg.
    Es war Nachmittag; die Landschaft atmete schwer in der drückenden Hitze, und die schlecht zugeschütteten Gruben mit den

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