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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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gehabt hat.«
    Der Major, der bereits wußte, um was es sich handelte, hörte nicht auf, stumpf auf Schwejk zu schauen, und wiederholte nur: »Du bist blöd, gelt? Ich bin also hier und geh jetzt weg.« Stand auf, schritt zur Tür und trommelte auf sie.
    Bevor man öffnete, sagte er noch zu Schwejk: »Wenn kein Telegramm kommt, daß du du bist, wirst du hängen!«
    »Herzlichsten Dank«, sagte Schwejk, »ich weiß, Herr Major, daß Sie sich sehr um mich kümmern, aber wenn Sie, Herr Major, hier am Kavallett vielleicht eine erwischt ham, so sein Sie überzeugt, wenn sie klein is und einen rötlichen Hintern hat, so is es ein Männchen, und wenns nur eine is und Sie nicht so eine lange mit rötlichen Streifen aufn Bauch finden, so is es gut, denn sonst is es ein Pärchen, und diese Luder vermehren sich unglaublich, noch mehr wie Kaninchen.«
    |750| »Lassen Sie das!« sagte der Major niedergeschlagen zu Schwejk, als ihm dieser die Tür öffnete.
    Der Major machte in der Wachstube keine Szene mehr; er befahl ganz gemessen, man möge eine Droschke holen, und während die Droschke über das elende Pflaster Przemyśls ratterte, hatte er nur die Vorstellung im Kopf, daß der Delinquent zwar ein Idiot ersten Ranges, wahrscheinlich aber dennoch nur ein unschuldiges Rindvieh sei. Soweit es sich um ihn selbst, den Major handle, so bleibe ihm nichts anderes übrig, als sich entweder sofort nach seiner Ankunft in der Wohnung zu erschießen oder sich beim General Mantel und Säbel holen zu lassen, ins Stadtbad zu fahren, sich nach dem Bad in der Weinstube beim Vollgruber aufzuhalten, den Appetit aufzufrischen und telefonisch für den Abend eine Eintrittskarte zur Vorstellung im Stadttheater zu bestellen.
    Bevor er seine Wohnung erreichte, entschloß er sich für das letztere.
    In der Wohnung erwartete ihn eine kleine Überraschung. Er war gerade zur rechten Zeit gekommen …
    Auf dem Gang seiner Wohnung stand General Fink, hielt den Burschen des Majors am Kragen fest und brüllte ihn an: »Wo hast du deinen Major, Rindvieh? Sprich, du Tier!«
    Das Tier sprach aber nicht, weil es im Gesicht blau wurde, so fest würgte es der General.
    Der Major bemerkte beim Eintreten, daß der unglückliche Putzfleck den vermißten Mantel und Säbel, die er offenbar aus dem Vorzimmer des Generals gebracht hatte, unter der Achsel festhielt.
    Die Szene begann den Major sehr zu amüsieren, deshalb blieb er in der halbgeöffneten Türe stehen und fuhr fort, auf die Leiden seines treuen Dieners zu blicken, der die merkwürdige Eigenschaft besaß, dem Major schon seit langem wegen verschiedener Diebereien im Magen zu liegen.
    Der General ließ den blaugewordenen Burschen für einen Augenblick los, und zwar deshalb, um aus der Tasche ein Telegramm zu ziehen, mit dem er den Putzfleck des Majors aufs Maul und auf die Lippen zu schlagen begann, wobei er schrie: |751| »Wo hast du deinen Major, du Rindvieh, wo hast du deinen
Major- Auditor
, du Rindvieh, damit du ihm ein amtliches Telegramm übergeben kannst?«
    »Hier bin ich!« rief Major Derwota, den die Kombination der Worte: Major-Auditor und Telegramm neuerlich an eine gewisse Pflicht erinnerte.
    »Ah!« rief General Fink, »du kommst zurück?« In der Betonung lag so viel Bosheit, daß der Major nicht antwortete und unentschlossen stehenblieb.
    Der General sagte ihm, er möge mit ihm ins Zimmer kommen, und als sie sich an den Tisch setzten, warf der General das an dem Burschen zerfetzte Telegramm auf den Tisch und sagte mit tragischer Stimme: »Lies, das ist dein Werk!«
    Während der Major das Telegramm las, erhob sich der General vom Stuhl, lief im Zimmer auf und ab, warf Stühle und Taburetts um und schrie: »Und ich werde ihn doch hängen!«
    Das Telegramm lautete folgendermaßen: »Infanterist Josef Schwejk, Ordonnanz der 11. Marschkompanie, ist am 16. d. M. beim Übergang Chyrow–Feldstein bei einem Dienstwege als Quartiermacher verlorengegangen. Infanterist Schwejk ist unverzüglich zum Brigadekommando nach Wojalycza zu überführen.«
    Der Major öffnete das Tischfach, zog eine Landkarte heraus und wurde nachdenklich: Feldstein lag vierzig Kilometer südöstlich von Przemyśl, so daß das schreckliche Rätsel auftauchte, auf welche Weise der Infanterist Schwejk an über hundertfünfzig Kilometer von der Front entfernten Orten zu einer russischen Uniform gekommen sein konnte, da die Front in der Linie Sokal –Turze–Kozlow verlief.
    Als der Major dies dem General mitteilte und ihm auf der

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