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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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zum Gefreiten: »Herr Gefreiter, wenn ich Sie mir anschau, so erinner ich mich immer an einen gewissen Gefreiten Bosber, was in Trient gedient hat. Nämlich, wie man den zum Gefreiten gemacht hat, hat er gleich den ersten Tag angefangen, an Umfang zuzunehmen. Die Backen ham ihm angefangen anzuschwellen, und der Bauch is ihm so aufgelaufen, daß ihm am zweiten Tag nicht mal mehr die ärarischen Hosen genügt ham. Und was das ärgste war, die Ohren ham ihm angefangen in die Länge zu wachsen. Man hat ihn also ins Marodenzimmer gebracht, und der Regimentsarzt hat gesagt, daß es allen Gefreiten passiert. Anfangs blasen sie sich auf, bei manchen geht es bald vorbei, aber dies sei so ein schwerer Fall, daß er platzen könnt, weils ihm von dem Sternderl bis zum Nabel geht. Um ihn zu retten, hat man ihm das Sternderl abschneiden müssen, und er is wieder abgefallen.«
    Von diesem Augenblick an bemühte sich Schwejk vergeblich, mit dem Gefreiten ein Gespräch anzuknüpfen und ihm freundschaftlich zu sagen, warum man allgemein sage, daß der Gefreite das Unglück der Kompanie sei.
    Der Gefreite antwortete nur mit ein paar dunklen Drohungen, wer von den beiden wohl lachen werde, bis sie zur Brigade kommen würden. Kurz, der Landsmann bewährte sich nicht, und als Schwejk ihn fragte, woher er sei, antwortete er, das gehe Schwejk nichts an.
    Schwejk versuchte es mit ihm auf verschiedene Arten. Er erzählte ihm, es sei nicht das erstemal, daß ihn eine Eskorte begleite, aber er habe sich dabei immer mit allen Begleitern gut unterhalten.
    Aber der Gefreite schwieg unentwegt, und Schwejk fuhr fort: »Mir scheint, Herr Gefreiter, Ihnen hat auf der Welt ein Unglück zustoßen müssen, so daß Sie die Sprache verloren ham. Ich hab viele traurige Gefreite gekannt, aber so ein Unglück Gottes, wie Sie, Herr Gefreiter, verzeihn Sie und ärgern Sie sich nicht, hab ich noch nicht gesehn. Vertraun Sie mir an, |755| was Sie kränkt, vielleicht kann ich Ihnen raten, weil ein Soldat, was man mit einer Eskorte führt, der hat immer größere Erfahrungen wie die, was ihn bewachen. Oder wissen Sie was, Herr Gefreiter, damit uns der Weg besser vergeht, erzähln Sie was, meinetwegen wies bei Ihnen in der Umgebung ausschaut, obs dort einen Teich gibt, oder vielleicht is eine Ruine dort von einer Burg, und Sie könnten uns dann erzähln, was für eine Sage sich dranknüpft.«
    »Jetzt hab ich schon genug«, schrie der Gefreite.
    »Da sind Sie ein glücklicher Mensch«, sagte Schwejk, »man cher Mensch hat nie nicht genug.«
    Der Gefreite sagte noch: »Bei der Brigade wern sie dir den Standpunkt klarmachen, aber ich wer mich nicht mit dir abgeben«, und hüllte sich dann in vollständiges Schweigen.
    Bei diesem Transport gab es überhaupt sehr wenig Amüsement. Der Magyare unterhielt sich mit dem Deutschen auf eigenartige Weise, da er von der deutschen Sprache nur die Worte: »Jawohl« und »was« kannte. Wenn der Deutsche ihm was erklärte, nickte der Magyare mit dem Kopf und sagte: »Ja wohl «, und wenn der Deutsche verstummte, sagte der Magyare: »Was?«, und der Deutsche legte von neuem los. Der Pole von der Eskorte verhielt sich aristokratisch, kümmerte sich um niemanden und unterhielt sich mit sich allein, indem er sich auf den Boden schneuzte, wozu er ungemein geschickt den Daumen der rechten Hand benützte; dann verschmierte er den Schleim auf dem Boden melancholisch mit dem Gewehrkolben und wischte hierauf den verschmutzten Kolben manierlich an der Hose ab, wobei er unaufhörlich vor sich hin brummte: »Heilige Jungfrau!«
    »No, da kannst du grad nicht viel«, sagte ihm Schwejk. »Na Bojischti hat in einer Kellerwohnung der Straßenkehrer Machatschek gewohnt, der hat sich aufs Fenster geschneuzt und hats so geschickt verschmiert, daß draus ein Bild geworn is, wie Libuscha den Ruhm der Stadt Prag prophezeit. Für jedes Bild hat er von der Frau so ein Staatsstipendium gekriegt, daß er ein Maul gehabt hat wie ein Schlauch, aber er hats nicht gelassen |756| und hat sich drin fort vervollkommnet. Es war auch sein einziges Vergnügen.«
    Der Pole antwortete ihm darauf nicht, und zum Schluß versank die ganze Eskorte in tiefes Schweigen, als fahre sie zu einem Begräbnis und denke mit Pietät des Verstorbenen.
    So näherten sie sich dem Brigadestab in Wojalycza.

    Inzwischen waren beim Brigadestab gewisse grundlegende Veränderungen vor sich gegangen.
    Mit dem Kommando des Brigadestabs war Oberst Gerbich betraut worden. Das war ein Herr von

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