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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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großen militärischen Fähigkeiten, die sich ihm in der Form von Podagra in die Beine geschlagen hatten. Er hatte jedoch im Ministerium sehr einflußreiche Bekannte, die dahin wirkten, daß er nicht in Pension ging und sich nun in verschiedenen Stäben größerer militärischer Formationen herumtrieb, eine erhöhte Gage nebst den mannigfachsten Kriegszuschlägen bezog und so lange an einem Ort blieb, als er nicht in einem Podagraanfall irgendeinen Blödsinn begangen hatte. Dann versetzte man ihn wieder anderswohin, und gewöhnlich war dies eigentlich ein Avancement. Mit den Offizieren pflegte er beim Mittagessen von nichts anderem zu sprechen als von einer geschwollenen Zehe, die von Zeit zu Zeit schreckliche Dimensionen annahm, so daß er einen eigens angefertigten großen Schuh tragen mußte.
    Während des Essens bildete es seine liebste Unterhaltung, allen zu erzählen, wie feucht seine Zehe sei und wie diese unaufhörlich schwitze, so daß er sie in Watte wickeln müsse und daß ihre Ausdünstungen den Geruch sauer gewordener Rindssuppe hätten.
    Deshalb nahm auch immer das ganze Offizierskorps mit großer Aufrichtigkeit von ihm Abschied, wenn er nach einem andern Ort abging. Sonst war er ein sehr jovialer Herr und verhielt sich recht freundschaftlich zu den Subalternoffizieren, denen er erzählte, wieviel Gutes er früher, bevor ihn das Podagra gepackt hatte, getrunken und gegessen hatte.
    Als man Schwejk zur Brigade brachte und über Befehl des diensthabenden Offiziers mit den entsprechenden Akten |757| Oberst Gerbich vorführte, saß gerade Leutnant Dub bei ihm in der Kanzlei.
    Während der wenigen Tage seit dem Marsch Sanok–Sambor hatte Leutnant Dub abermals ein Abenteuer erlebt. Hinter Feldstein war die 11. Marschkompanie nämlich einem Pferdetransport begegnet, der zum Dragonerregiment nach Sadowa Wisznia instradiert war.
    Leutnant Dub wußte eigentlich selbst nicht, wie es kam, daß er Oberleutnant Lukasch seine Reitkunst zeigen wollte und auf ein Pferd sprang, das mit ihm im Tale des Flusses verschwand, wo man Leutnant Dub später in einem kleinen Sumpf so festgeklemmt fand, daß ihn vielleicht der beste Gärtner nicht hätte geschickter einsetzen können. Als man ihn mit Hilfe von Kufen herauszog, klagte Leutnant Dub über nichts, sondern stöhnte nur leise, als gehe es mit ihm zu Ende. Deshalb lieferte man ihn beim Vorbeimarsch beim Brigadestab ab und legte ihn dort in das kleine Lazarett. Nach einigen Tagen erholte er sich, so daß der Arzt erklärte, man werde ihm nur noch zwei- oder dreimal Rücken und Bauch mit Jodtinktur einschmieren, dann könne er wieder ruhig bei seiner Abteilung einrücken.
    Jetzt saß er also bei Oberst Gerbich und plauderte mit ihm von den verschiedensten Krankheiten.
    Als er Schwejk erblickte, rief er mit mächtiger Stimme, denn ihm war das rätselhafte Verschwinden Schwejks bei Feldstein bekannt: »Also wir haben dich schon wieder! Viele ziehen als Bestien aus und kommen als noch ärgere Raubtiere zurück. Du bist auch einer von ihnen.«
    Der Vollständigkeit halber ziemt es sich zu vermerken, daß Leutnant Dub bei seinem Abenteuer mit dem Pferd eine kleine Gehirnerschütterung erlitten hatte; deshalb dürfen wir uns nicht wundern, daß er, während er dicht an Schwejk herantrat, Gott zum Kampf mit diesem herausfordernd, in Versen schrie: »Vater, ich rufe dich, brüllend umwölkt mich der Dampf der Geschütze, sprühend umzucken mich rasselnde Blitze, Lenker der Schlachten, ich flehe dich an, Vater, hilf mir diesen Lumpen … Wo warst du so lange, Kerl? Was hast du da für eine Uniform an?«
    |758| Es ziemt sich noch hinzuzufügen, daß der von Gicht geplagte Oberst alles in seiner Kanzlei sehr demokratisch eingerichtet hatte, wenn er nicht gerade an einem Anfall litt. Alle möglichen Chargen lösten einander bei ihm ab, um seine Anschauungen über die geschwollene Zehe mit dem Geruch sauer gewordener Rindssuppe anzuhören.
    An Tagen, an denen Oberst Gerbich nicht an Anfällen litt, war seine Kanzlei immer voll von den verschiedensten Chargen, denn in diesen außergewöhnlichen Fällen war er recht lustig und gesprächig und hatte gern Zuhörer um sich, denen er schweinische Anekdoten erzählte, was ihm wohltat und den andern die freudige Gelegenheit gab, über die alten Anekdoten gezwungen zu lachen, die vielleicht schon zur Zeit des Generals Laudon im Umlauf waren.
    Der Dienst bei Oberst Gerbich war zu solchen Zeiten sehr leicht, alle taten, was sie wollten, und es

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