Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
wissen …«
    »Verschwinden Sie«, brüllte ihn Hauptmann Sagner an.
    Schwejk verschwand und begab sich hinunter in die Küche. Der bestürzte Baloun war bereits zurückgekehrt und bat, seinen Oberleutnant Lukasch beim Essen bedienen zu dürfen.
    Schwejk kam gerade zu der Polemik zwischen Koch Jurajda und Baloun.
    Jurajda benützte dabei ziemlich unverständliche Ausdrücke.
    »Du bist ein gefräßiges Berstel«, sagte er zu Baloun, »du |774| würdest fressen, bis du schwitzen möchtest, und wenn ich dich die Leberwürste hinauftragen lassen möcht, würdest du dich mit ihnen auf der Stiege dem Satan verschreiben.«
    Die Küche hatte nunmehr ein anderes Aussehen. Die Rechnungsfeldwebel der Bataillone und Kompanien naschten dem Rang nach, einem von Koch Jurajda ausgearbeiteten Plan gemäß. Die Bataillonsschreiber, die Kompanietelefonisten und einige Chargen aßen gierig aus einem rostigen Waschbecken die mit heißem Wasser verdünnte Leberwurstsuppe, um auch etwas abzubekommen.
    »Nazdar!« sagte Rechnungsfeldwebel Wanĕk, eine Klaue abnagend, zu Schwejk. »Vor einer Weile war unser Einjährigfreiwilliger Marek hier und hat uns mitgeteilt, daß Sie wieder hier sind und eine neue Montur anhaben. Sie ham mich jetzt in eine hübsche Schlamastik hineingebracht. Er hat mir Angst eingejagt, daß wir die Montur jetzt nicht mit der Brigade wern verrechnen können. Ihre Montur hat man auf dem Teichdamm gefunden, und wir hams schon durch die Bataillonskanzlei der Brigade gemeldet. Bei mir sind Sie als beim Baden ertrunken geführt. Sie ham überhaupt nicht mehr zurückkommen und uns mit den zwei Monturen Unannehmlichkeiten machen müssen. Sie wissen gar nicht, was Sie dem Bataillon eingebrockt ham. Jeder Teil Ihrer Montur is bei uns verzeichnet. Er befindet sich im Verzeichnis der Monturen bei mir und bei der Kompanie als Zuwachs. Die Kompanie hat um eine vollständige Montur mehr. Davon hab ich dem Bataillon Mitteilung gemacht. Jetzt bekommen wir von der Brigade die Verständigung, daß Sie dort eine neue Montur bekommen ham. Da das Bataillon derweil in den Bekleidungsausweisen anzeigt, daß ein Zuwachs von einer kompletten Montur … Ich kenn das, draus kann eine Revision wern. Wenn sichs um so eine Kleinigkeit handelt, kommen sie von der Intendanz zu uns gefahren. Wenn zweitausend Paar Stiefel verlorengehn, kümmert sich kein Mensch drum …
    Aber uns is Ihre Montur verlorengegangen«, sagte Wanĕk tragisch, indem er aus dem Knochen, der ihm in die Hände gefallen war, das Mark sog und den Rest mit einem Streichholz, |775| das er als Zahnstocher benützt hatte, herausbohrte, »wegen so einer Kleinigkeit kommt bestimmt eine Inspektion her. Wie ich in den Karpaten war, is eine Inspektion zu uns gekommen, weil wir nicht den Befehl eingehalten ham, den erfrorenen Soldaten die Stiefel unbeschädigt auszuziehen. Man hat sie heruntergezogen und heruntergezogen, und dabei sind sie bei zweien geplatzt und einer hat sie schon vorn Tod zerrissen gehabt. Und das Malör war fertig. Ein Oberst von der Intendanz is gekommen, und wenn er nicht gleich, wie er gekommen is, von der russischen Seite eins in den Kopf erwischt hätt und ins Tal hinuntergekollert wär, weiß ich nicht, was passiert wär.«
    »Hat man ihm auch die Stiefel abgezogen?« fragte Schwejk interessiert.
    »Ja«, sagte Wanĕk melancholisch, »aber niemand hat gewußt wer, so daß wir diese Stiefel von dem Oberst nicht mal in den Ausweis ham aufnehmen können.«
    Koch Jurajda kehrte von oben zurück, und sein erster Blick galt dem vernichteten Baloun, der traurig und niedergeschlagen auf der Bank beim Ofen saß und in fürchterlicher Verzweiflung auf seinen abgemagerten Bauch blickte.
    »Du gehörst unter die Sekte der Hesychasten«, sagte der gelehrte Koch Jurajda mitleidig, »die haben auch den ganzen Tag auf ihren Nabel geschaut, bis ihnen vorgekommen ist, daß ihnen um den Nabel herum ein Heiligenschein leuchtet. Dann haben sie geglaubt, daß sie den dritten Grad der Vollkommenheit erreicht haben.«
    Jurajda griff in die Ofenröhre und entnahm ihr eine Blutwurst.
    »Friß, Baloun«, sagte er freundlich, »friß dich an, bis du zerspringst, erstick, du Vielfraß.«
    Baloun schossen Tränen in die Augen.
    »Zu Haus, wenn wir geschlachtet ham«, erklärte Baloun weinerlich, während er die kleine Blutwurst verspeiste, »hab ich zuerst ein tüchtiges Stück Wellfleisch aufgegessen, den ganzen Rüssel, das Herz, ein Ohr, ein Stück Leber, die Niere, die Milz, ein Stück

Weitere Kostenlose Bücher