Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
in meiner Abwesenheit nicht auch eingesperrt warst?«
    »Es war keine Gelegenheit dazu«, entschuldigte sich Marek, »dagegen muß ich dir, soweit es dich betrifft, mitteilen, daß das Bataillon einen Haftbefehl gegen dich erlassen hat.«
    »Das macht nichts«, meinte Schwejk, »da ham sie ganz recht gehabt, das Bataillon hat das tun müssen und einen Haftbefehl gegen mich erlassen müssen, das war seine Pflicht, weil man so lange nichts von mir gewußt hat. Das war gar keine Übereilung vom Bataillon. – Du sagst also, daß alle Offiziere auf der Pfarre beim Schweinefest sind? Da muß ich hingehn und mich vorstelln, daß ich wieder hier bin, der Herr Oberlajtnant Lukasch hat ohnehin sicher große Sorgen um mich gehabt.«
    Schwejk machte sich in festem Soldatenschritt auf den Weg nach der Pfarre, wobei er sang:
    Schau mich an und staune,
    Meine Lust und Freude,
    Schau mich an und staune,
    Was für einen Herrn
    |772| Man aus mir gemacht hat …
    Dann stieg Schwejk in der Pfarre die Stiegen empor, dorthin, woher die Stimmen der Offiziere drangen.
    Man sprach von allem möglichen und redete gerade über die Brigade und über die Unordnung, die dort beim Stab herrsche; auch der Brigadeadjutant warf einen Stein auf die Brigade, indem er bemerkte: »Wir haben doch wegen Schwejk telegrafiert, der Schwejk …«
    »Hier!« rief durch die halbgeöffnete Türe Schwejk, trat ein und wiederholte: »Hier! Melde gehorsamst, Infanterist Schwejk, Kompanieordonnanz der 11. Marschkompanie!«
    Als er Hauptmann Sagners und Oberleutnant Lukaschs verdutzte Gesichter sah, auf denen sich eine gewisse stille Verzweiflung spiegelte, wartete er keine Frage ab, sondern rief: »Melde gehorsamst, man hat mich erschießen wolln, weil ich Seine Majestät den Kaiser verraten hab.«
    »Um Christi willen, was reden Sie da, Schwejk?« schrie der bleiche Oberleutnant Lukasch verzweifelt.
    »Melde gehorsamst, das war so, Herr Oberlajtnant …«
    Und Schwejk fing an, umständlich zu schildern, wie das alles eigentlich gekommen war.
    Die Offiziere blickten ihn mit herausgewälzten Augen an, während er mit allen erdenklichen Einzelheiten in seiner Erzählung fortfuhr und zum Schluß nicht zu bemerken vergaß, daß auf dem Damm des Teiches, wo ihm das Unglück begegnet war, Vergißmeinnicht wuchsen. Als er dann die Namen der Tataren nannte, die er auf seiner Pilgerfahrt kennengelernt hatte, zum Beispiel den Namen Hallimulabalibej, dem er eine ganze Reihe selbst erfundener Namen, wie Waliwolawahwej, Mahmulamalimej hinzufügte, konnte der Oberleutnant nicht mehr die Bemerkung verbeißen: »Daß ich Ihnen eins aufhau, Sie Rindvieh, fahren Sie fort, kurz, aber zusammenhängend!«
    Und Schwejk fuhr mit der ihm eigenen Konsequenz fort; als er dann beim Standgericht, beim General und beim Major angelangt war, ließ er nicht unerwähnt, daß der General auf dem linken Auge schielte und der Major blaue Augen hatte.
    |773| »Auf dem Kopfe eine Platte«, fügte er dann in einem Vers hinzu.
    Hauptmann Zimmermann, Kompaniekommandant der 12. Kompanie, warf das Töpfchen, aus dem er den kräftigen Branntwein des Juden getrunken hatte, auf Schwejk.
    Das brachte Schwejk jedoch nicht aus der Ruhe, und er erzählte, wie es dann zum geistlichen Trost gekommen sei und wie der Major bis früh in seinen Armen geschlafen habe. Dann verteidigte er glänzend die Brigade, wohin man ihn gesandt hatte, als das Bataillon seine Auslieferung als Vermißten gefordert hatte. Und als er dann vor Hauptmann Sagner seine Dokumente ausbreitete, aus denen hervorging, daß ihn die hohe Brigadeinstanz von jedwedem Verdacht reingewaschen hatte, meinte er: »Ich erlaube mir gehorsamst zu bemerken, daß Herr Lajtnant Dub sich mit Gehirnerschütterung bei der Brigade befindet und alle grüßen läßt. Bitte um die Löhnung und um die Tabakzulage.«
    Hauptmann Sagner und Oberleutnant Lukasch tauschten untereinander fragende Blicke aus, allein in diesem Augenblick öffnete sich bereits die Türe, und herein wurde in einem Zuber die dampfende Leberwurstsuppe getragen. Das war der Beginn all der Freuden, derer man hier harrte.
    »Sie verdammter Kerl, Sie«, sagte Hauptmann Sagner in Anbetracht der nahenden Genüsse gut gelaunt zu Schwejk, »Sie hat nur das Schweinefest gerettet.«
    »Schwejk«, fügte Oberleutnant Lukasch hinzu, »wenn noch etwas passiert, wirds mit Ihnen schlecht enden.«
    »Melde gehorsamst, daß es mit mir schlecht enden muß«, sagte Schwejk, »wenn man beim Militär is, muß man

Weitere Kostenlose Bücher