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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Schlegel, die Zunge und dann …«
    |776| Und mit leiser Stimme fügte er hinzu, als erzählte er ein Märchen: »Und dann sind die Leberwürste gekommen, sechs Stück, zehn Stück und dickbäuchige Blutwürste mit Graupen und Semmeln, daß du gar nicht weißt, wohinein man zuerst beißen soll, in die aus Semmeln oder in die aus Graupen. Alles zerfließt auf der Zunge, alles duftet, und der Mensch frißt und frißt.
    So denk ich mir«, fuhr Baloun zu jammern fort, »daß mich die Kugeln verschonen wern, aber der Hunger wird mich umbringen, und ich wer nie mehr im Leben so eine Pfanne mit Wurstfülle sehn wie zu Haus. Sulz hab ich nicht so gern gehabt, weils zittert und nichts ausgibt. Die Frau wieder hätt sich für Sulz erschlagen lassen, und ich hab ihr in die Sulz nicht mal ein Stück Ohr gegönnt, weil ich alles allein auffressen wollt, so wies mir am besten geschmeckt hat. Ich hab sie mir nicht geschätzt, die Leckerbissen nämlich, den Überfluß, und dem Schwiegervater auf dem Altenteil hab ich mal sogar ein Schwein abgeleugnet; ich habs geschlachtet und aufgefressen, und dann hats mir noch leid getan, ihm, dem armen Alten, auch nur ein kleines Stück davon zu schicken – und er hat mir prophezeit, daß ich mal vor Hunger krepiern wer.«
    »Und schon is es da, das Malör«, sagte Schwejk, dem heute unwillkürlich Verse von den Lippen strömten.
    Koch Jurajda hatte den plötzlichen Anfall von Mitleid mit Baloun bereits überwunden; Baloun wandte sich auffällig rasch zum Herd, zog aus der Tasche ein Stück Brot hervor und versuchte, die ganze Scheibe in die Soße zu tauchen, die in einer großen Pfanne auf allen Seiten eines großen Schweinebratens brodelte.
    Jurajda schlug ihn über die Hand, so daß die Brotscheibe in die Soße fiel, wie wenn ein Schwimmer auf der Schwimmschule von der Brücke in den Fluß springt.
    Ohne ihm Gelegenheit zu geben, den Leckerbissen aus der Pfanne zu ziehen, packte Jurajda Baloun und warf ihn zur Tür hinaus.
    Der bestürzte Baloun sah noch durchs Fenster, wie Jurajda mit der Gabel die von der Soße braun gefärbte Brotscheibe |777| herauszog, ein von der Oberfläche des Bratens abgeschnittenes Stück Fleisch hinzufügte und es mit den Worten: »Essen Sie, mein bescheidener Freund«, Schwejk reichte.
    »Jungfrau Maria«, jammerte Baloun hinter dem Fenster, »mein Brot is beim Teufel.« Mit den langen Armen schlenkernd, ging er ins Dorf, um etwas für den Gaumen aufzutreiben.
    Während Schwejk die edelmütige Gabe Jurajdas verzehrte, sagte er mit vollem Mund: »Da bin ich wirklich gern, daß ich wieder unter den Meinigen bin. Es möcht mich sehr verdrießen, wenn ich der Kompanie nicht länger meine wertvollen Dienste erweisen könnte.« Und sich die von der Brotscheibe geflossenen Tropfen und das Fett vom Kinn wischend, fuhr er fort: »Weiß Gott, weiß Gott, was ihr hier ohne mich angefangen hättet, wenn man mich dort irgendwo zurückbehalten hätt und der Krieg sich noch um paar Jahre verlängern tät.«
    Rechnungsfeldwebel Wanĕk fragte mit Interesse: »Was meinen Sie, Schwejk, wird der Krieg lange dauern?«
    »Fünfzehn Jahre«, antwortete Schwejk. »Das ist selbstverständlich, weils schon einmal einen dreißigjährigen Krieg gegeben hat, und wir jetzt um die Hälfte gescheiter sind wie früher, also 30: 2 = 15.«
    »Der Putzfleck unseres Hauptmanns«, ließ sich Jurajda vernehmen, »hat erzählt, daß er gehört hat, daß wir, sobald wir die Grenzen Galiziens besetzt haben werden, nicht mehr weiterziehn werden. Die Russen werden dann anfangen wegen Frieden zu verhandeln.«
    »Das möcht nicht mal dafür stehn, Krieg zu führen«, sagte Schwejk nachdrücklich. »Wenn schon Krieg, so solls ein ordentlicher Krieg sein. Ich wer entschieden nicht früher von Frieden reden, solang wir nicht in Moskau und in Petersburg sind. Das steht doch nicht dafür, wenns schon einen Weltkrieg gibt, nur hinter den Grenzen herumzustänkern. Nehmen wir zum Beispiel die Schweden während dem Dreißigjährigen Krieg. Von wo waren die her und sind doch bis zu Deutsch-Brod und Leipnik gekommen und ham dort so eine Bresche geschlagen, daß man dort noch heut in den Gasthäusern nach Mitternacht schwedisch spricht, so daß sich gegenseitig niemand |778| versteht. Oder die Preußen, die waren auch nicht grad Nachbarn, und in Leipnik gibts nach ihnen Preußen in Überfluß. Sie sind bis nach Jedouch und nach Amerika gekommen und wieder zurück.«
    »Übrigens«, sagte Jurajda, den das Schweinefest

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