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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Gasse gefunden und hat sie auf der Polizei abgegeben, und in den Zeitungen hat man von ihm als ehrlichen Finder geschrieben, und er hat einen Schkandal davon gehabt. Niemand wollt mit ihm reden, jeder hat gesagt: ›Du Trottel, du, was hast du da für eine Dummheit gemacht. Das muß dich bis in den Tod verdrießen, wenn du noch bißl Ehr im Leib hast.‹ Er hat ein Mädl gehabt, und die hat aufgehört, mit ihm zu reden. Wie er |145| auf Urlaub nach Haus gekommen is, ham ihn die Kameraden bei der Musik deswegen ausm Wirtshaus herausgeworfen. Er hat angefangen zu kränkeln, hat sichs in den Kopf genommen, und zum Schluß hat er sich vom Zug überfahren lassen. Einmal wieder hat in unserer Gasse ein Schneider einen goldenen Ring gefunden. Die Leute ham ihn gewarnt, er soll ihn nicht auf der Polizei zurückgeben, aber er hat sich nichts sagen lassen. Man hat ihn ausnehmend freundlich empfangen, daß dort herich schon der Verlust von einem goldenen Ring mit einem Brillanten gemeldet is, aber dann schaun sie auf den Stein und sagen ihm: ›Menschenskind, das is doch Glas und kein Brillant. Wieviel hat man Ihnen denn für den Brillanten gegeben? Solche ehrlichen Finder kennen wir!‹ Zum Schluß hat sichs aufgeklärt, daß noch jemand einen goldenen Ring mit einem falschen Brillanten verloren hat, ein Familienandenken, aber der Schneider is halt doch drei Tag gesessen, weil er sich in der Aufregung eine Wachebeleidigung hat zuschulden kommen lassen. Er hat zehn Prozent gesetzlichen Finderlohn bekommen, eine Krone und zwanzig Heller, weil der Schmarrn zwölf Kronen wert war, und hat diesen gesetzlichen Finderlohn dem Besitzer ins Gesicht geworfen, und der hat ihn wegen Ehrenbeleidigung geklagt, und der Schneider hat noch zehn Kronen Strafe bekommen. Dann hat er überall gesagt, daß jeder ehrliche Finder fünfundzwanzig verdient, daß man ihn verprügeln soll, bis er blau wird. Man soll ihn öffentlich verhaun, damit sichs die Leute merken und sich danach richten. Ich denk, daß uns niemand unser Tabernakel zurückbringt, wenn auch hinten die Signatur vom Regiment is, weil mit Militärsachen will niemand was zu tun haben. Lieber wirft ers irgendwohin ins Wasser, damit er nicht noch Scherereien damit hat. Gestern hab ich im Wirtshaus ›Zum goldenen Kranz‹ mit einem Menschen vom Lande gesprochen, er ist schon sechsundfünfzig Jahre alt, und der ist auf die Bezirkshauptmannschaft nach Neu-Paka fragen gegangen, warum man ihm den Pritschwagen requiriert hat. Auf dem Rückweg, wie man ihn von der Bezirkshauptmannschaft herausgeworfen hat, hat er sich den Train angeschaut, der grad angekommen und auf dem Ring |146| gestanden is. Ein junger Mann hat ihn gebeten, er soll für ihn eine Weile bei den Pferden warten, daß sie fürs Militär Konserven führen, und is nicht mehr zurückgekommen. Wie sie sich dann wieder in Bewegung gesetzt harn, hat er mit ihnen müssn, bis nach Ungarn, wo er auch irgendwo jemanden gebeten hat, er soll ihm beim Wagen warten, und nur dadurch hat er sich gerettet, denn sie hätten ihn nach Serbien geschleppt. Er is ganz verstört angekommen und will nie mehr etwas mit Militärsachen zu tun haben.«
    Abends erhielten sie den Besuch des frommen Feldkuraten, der am Morgen gleichfalls die Messe für die Pioniere hatte zelebrieren wollen. Er war ein Fanatiker, der jedermann Gott näherbringen wollte. Als Katechet hatte er bei den Kindern das religiöse Gefühl mittels Ohrfeigen entwickelt, und in verschiedenen Zeitschriften waren von Zeit zu Zeit Notizen über ihn erschienen unter der Aufschrift: »Der Katechet als Rohling«; der »ohrfeigende Katechet« war überzeugt, daß ein Kind sich den Katechismus am besten mit Hilfe des Staberlsystems aneignen könne.
    Er hinkte ein wenig auf einem Fuß, die Folge des Besuches des Vaters eines Schülers, den der Katechet geohrfeigt hatte, weil er gewisse Zweifel an der Dreifaltigkeit äußerte. Er hatte drei Ohrfeigen bekommen. Eine für Gott Vater, eine für Gott Sohn und die dritte für den Heiligen Geist. Heute kam er, um seinen Kollegen Katz auf den rechten Weg zu führen und ihm ins Gewissen zu reden, was er mit der Bemerkung einleitete: »Ich wundere mich, daß bei Ihnen kein Kruzifix hängt. Wo beten Sie das Brevier? Kein einziges Heiligenbild schmückt die Wände Ihres Zimmers. Was haben Sie dort über dem Bett?«
    Katz lachte. »›Susanne im Bade‹, und das nackte Weib darunter ist eine alte Bekanntschaft von mir. Rechts hängt eine Japonerie, die den

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