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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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Sexualakt zwischen einer Geisha und einem alten japanischen Samurai darstellt. Nicht wahr, etwas sehr Originelles? Das Brevier hab ich in der Küche. Schwejk, bringen Sie es her, und schlagen Sies auf der dritten Seite auf.«
    Schwejk ging, und in der Küche war dreimal hintereinander das Herausziehen eines Stöpsels aus einer Weinflasche zu hören. |147| Der fromme Feldkurat war entsetzt, als auf dem Tisch drei Flaschen erschienen.
    »Es ist ein leichter Meßwein, Herr Kollege«, sagte Katz, »eine sehr gute Sorte, Riesling. Im Geschmack erinnert er an Mosel.«
    »Ich werde nicht trinken«, sagte hartnäckig der fromme Kurat, »ich bin gekommen, um Ihnen ins Gewissen zu reden.«
    »Da wird Ihnen die Kehle trocken werden, Herr Kollege«, sagte Katz, »trinken Sie, und ich werde zuhören. Ich bin ein sehr verträglicher Mensch und kann auch andere Ansichten hören.« Der fromme Kurat trank ein wenig und wälzte die Augen heraus.
    »Ein verteufelt guter Wein, Herr Kollege, nicht wahr?« Der Fanatiker sagte hart: »Ich bemerke, daß Sie fluchen.« »Das ist Gewohnheit«, antwortete Katz, »manchmal ertappe ich mich sogar dabei, daß ich lästere. Gießen Sie dem Herrn Kuraten ein, Schwejk. Ich kann Ihnen versichern, ich sage auch: Himmelherrgott, Kruzifix und Sakra. Ich glaube, bis Sie so lange beim Militär dienen werden wie ich, werden Sie sich auch hineinfinden. Es ist gar nichts Schweres, Beschwerliches, und uns Geistlichen liegt es sehr nah: Himmel, Gott, Kreuz und heilige Sakramente, klingt das nicht schön und fachmännisch? Trinken Sie, Herr Kollege!«
    Der ehemalige Katechet tat mechanisch einen Schluck. Man merkte ihm an, daß er etwas sagen wollte, aber nicht konnte. Er sammelte seine Gedanken.
    »Herr Kollege«, fuhr Katz fort, »Kopf hoch, sitzen Sie nicht so traurig da, als sollte man Sie in fünf Minuten hängen. Ich hab von Ihnen gehört, daß Sie einmal Freitag irrtümlich im Restaurant ein Schweinskotelett aufgegessen haben, weil Sie geglaubt haben, es sei Donnerstag, und daß Sie sich dann am Klosett den Finger in den Hals gesteckt haben, damits herausgeht, weil Sie gedacht haben, daß Sie Gott vernichten wird. Ich fürcht mich nicht, in der Fastenzeit Fleisch zu essen, und fürcht mich nicht mal vor der Hölle. Pardon, trinken Sie. So, ist Ihnen schon besser? Oder haben Sie eine fortschrittliche Anschauung über die Hölle, und gehn Sie mit dem Geist der |148| Zeit und den Reformisten? Das heißt, anstelle gewöhnlicher Kessel mit Schwefel für die armen Sünder sind Papintöpfe dort, Kessel mit Atmosphärendruck; die Sünder werden auf Margarine gesotten, die Roste werden mit elektrischer Kraft angetrieben, seit Millionen Jahren fahren Straßenwalzen über die Sünder, das Zähneknirschen besorgen Dentisten mit besonderen Instrumenten, das Heulen wird in Grammophonen aufgefangen, und die Platten werden ins Paradies zur Erheiterung der Gerechten hinaufgeschickt. Im Paradies arbeiten Zerstäuber mit Kölnischwasser, und die Philharmonie spielt so lange Brahms, daß man lieber der Hölle und dem Fegefeuer den Vorzug gibt. Die Engel haben im Hintern Aeroplanpropeller, damit sie sich mit ihren Flügeln nicht zu sehr abrackern. Trinken Sie, Herr Kollege! Schwejk, gießen Sie ihm Kognak ein, mir scheint, ihm ist nicht gut.«
    Als der fromme Kurat zu sich kam, flüsterte er: »Die Religion ist eine verstandesmäßige Überlegung. Wer nicht an die Existenz der Heiligen Dreifaltigkeit glaubt …«
    »Schwejk«, unterbrach ihn Katz, »gießen Sie dem Herrn Feldkuraten noch einen Kognak ein, daß er zu sich kommt. Erzählen Sie ihm etwas, Schwejk.«
    »Bei Wlaschim war, melde gehorsamst, Herr Feldkurat«, sagte Schwejk, »ein Dekan, und der hatte, weil ihm seine alte Wirtschafterin samt dem Jungen und dem Geld weggelaufen war, eine Bedienerin. Und dieser alte Dekan hat auf die alten Tage angefangen, den heiligen Augustin zu studieren, den, was man sagt, daß er zu den heiligen Vätern gehört, und hat dort gelesen, daß der, was an die Antipoden glaubt, verdammt sein soll. So hat er sich seine Bedienerin gerufen und sagt ihr: ›Hö ren Sie, Sie ham mir mal gesagt, daß Ihr Sohn Maschinenschlosser is und nach Australien gefahren is. Da war er zwischen den Gegenfüßlern, und der heilige Augustin gebietet, daß jeder, der an Antipoden glaubt, verdammt sei.‹ – ›Hoch würdigster Herr‹, sagt drauf das Weibsbild, ›mein Sohn schickt mir doch aus Australien Briefe und Geld.‹ – ›Das is ein Blendwerk des

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