Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
Vom Netzwerk:
Menschen entschieden ehrlicher. Wenn sie heiraten sollte, würde sie nur einen Mann vom Lande nehmen, aber erst nach dem Krieg. Kriegsehen halte sie für eine Dummheit, weil so eine Frau gewöhnlich Witwe wird.
    Schwejk machte ihr große Hoffnungen, daß er um sechs Uhr kommen werde, und beeilte sich, Freund Blahnik mitzuteilen, daß der Hund alle Sorten von Leber fresse.
    »Ich wer ihn mit Rindsleber bewirten«, entschloß sich Blahnik, »mit der hab ich schon den Bernhardiner vom Fabrikanten |209| Vydra erwischt, ein sehr treues Tier. Morgen bring ich dir den Hund unbeschädigt.«
    Blahnik hielt Wort. Als Schwejk am Vormittag mit dem Aufräumen fertig war, wurde hinter der Türe Hundegebell laut, und Blahnik zog den sich sträubenden Stallpinscher, der noch struppiger war als von Natur aus, in die Wohnung. Er rollte wild die Augen und blickte so finster drein, daß er an einen hungrigen Tiger im Käfig gemahnte, vor dem ein wohlgenährter Besucher des Zoologischen Gartens steht. Er knirschte mit den Zähnen und knurrte, als wollte er sagen: Zerreißen und fressen!
    Sie banden den Hund an den Küchentisch, und Blahnik schilderte den Verlauf des Diebstahls.
    »Ich bin absichtlich an ihm vorbeigegangen, die gekochte Leber eingewickelt in der Hand. Er hat angefangen zu schnuppern und an mir hinaufzuspringen. Ich hab ihm nichts gegeben und bin weitergegangen. Der Hund mir nach. Beim Park bin ich in die Bredauergasse eingebogen, und dort hab ich ihm das erste Stückchen gegeben. Er hats im Laufen gefressen, damit er mich nicht ausm Aug verliert. Ich bin in die Heinrichsgasse eingebogen, wo ich ihm eine neue Portion gegeben hab. Dann hab ich ihn, wie er angefressen war, an die Kette gebunden und ihn übern Wenzelsplatz auf die Weinberge und bis nach Wrschowitz gezogen. Am Weg hat er mir schreckliche Sachen aufgeführt. Wie ich über die Schienen gegangen bin, hat er sich hingelegt und wollt sich nicht rühren. Vielleicht hat er sich überfahren lassen wolln. Ich hab auch einen sauberen Stammbaum mitgebracht, was ich beim Papierhändler Fuchs gekauft hab. Du kannst doch Stammbäume fälschen, Schwejk.«
    »Es muß mit deiner Hand geschrieben sein. Schreib, daß er aus Leipzig aus dem Hundezwinger von Bülow stammt. Vater Arnheim von Kahlsberg, Mutter Emma von Trautensdorf, vom Vater Siegfried von Busenthal. Der Vater hat bei der Berliner Stallpinscherausstellung im Jahre 1912 den ersten Preis bekommen. Die Mutter wurde mit der goldenen Medaille des Nürnberger Vereins zur Zucht edler Hunde ausgezeichnet. Wie alt is er, glaubst du?«
    |210| »Nach den Zähnen zu schließen, zwei Jahre.«
    »Schreib, daß er eineinhalb is.«
    »Er is schlecht kupiert, Schwejk. Schau dir seine Ohren an.
    »Dem kann man ja abhelfen. Wir können ihm sie ja zustutzen, bis er sich bei uns gewöhnt. Jetzt möcht er sich noch mehr ärgern.«
    Der Gestohlene knurrte wütend, fauchte, warf sich herum, legte sich dann mit herausgesteckter Zunge müde hin und wartete, was weiter mit ihm geschehen werde.
    Allmählich wurde er ruhiger, nur von Zeit zu Zeit knurrte er kläglich.
    Schwejk setzte ihm den Rest der Leber vor, die ihm Blahnik übergeben hatte. Der Hund beachtete sie jedoch nicht, warf nur einen trotzigen Blick auf sie und schaute beide an, als wollte er sagen: »Ich hab mich schon einmal angeschmiert, freßt euchs jetzt allein auf.«
    Er lag resigniert da und tat, als schliefe er. Dann fuhr ihm plötzlich etwas durch den Kopf, er stand auf und fing an, Männchen zu machen und mit den Vorderpfoten zu bitten. Er hatte sich ergeben.
    Auf Schwejk machte diese rührende Szene nicht den geringsten Eindruck.
    »Kusch dich«, schrie er den Ärmsten an, der sich wiederum kläglich winselnd hinstreckte.
    »Was für einen Namen soll ich ihm im Stammbaum geben?« fragte Blahnik, »er hat Fox geheißen, also etwas Ähnliches, damit ers gleich versteht.«
    »Also nennen wir ihn meinetwegen Max, schau Blahnik, wie er die Ohren spitzt. Steh auf, Maxi!«
    Der unglückliche Stallpinscher, dem man Heimat und Namen geraubt hatte, erhob sich und wartete weitere Befehle ab.
    »Ich glaub, wir sollten ihn losbinden«, entschied Schwejk, »wir wern sehn, was er dann machen wird.«
    Nachdem sie ihn losgebunden hatten, war sein erster Weg zur Tür, wo er dreimal kurz den Türgriff anbellte, scheinbar auf die Großmut dieser bösen Menschen bauend. Als er jedoch sah, daß sie kein Verständnis für seine Sehnsucht, hinauszugelangen, |211| hatten, machte er bei der Tür

Weitere Kostenlose Bücher