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Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk

Titel: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaroslav Hasek
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eine kleine Lache, überzeugt, daß sie ihn hinauswerfen würden, wie man dies einst getan hatte, als er jung war und der Oberst ihn streng, nach Soldatenart, dazu erzog, zimmerrein zu sein.
    Statt dessen bemerkte Schwejk: »Der is gescheit, das is ein Jesuit von einem Hund.« Er versetzte ihm eins mit dem Riemen und tunkte ihm die Schnauze in die Lache, worauf der Hund sich hastig abzulecken begann.
    Der Hund winselte über diese Schmach und fing an, in der Küche herumzulaufen, verzweifelt seine eigene Spur beschnuppernd; dann ging er ohne jeden Anlaß zum Tisch, fraß den ihm auf dem Boden vorgesetzten Rest der Leber auf, legte sich zum Ofen und schlief nach diesem ganzen Abenteuer ein.
    »Was bin ich dir schuldig?« fragte Schwejk, als er von Blahnik Abschied nahm.
    »Davon sprich nicht, Schwejk«, sagte Blahnik weich, »für einen alten Kameraden mach ich alles, besonders wenn er beim Militär dient. Leb wohl, Junge, und führ ihn nie übern Hawlitschekplatz, daß nicht ein Unglück passiert. Wenn du noch einen Hund brauchen solltest, so weißt du, wo ich wohn.«
    Schwejk ließ Max recht lange schlafen und kaufte inzwischen beim Fleischer ein viertel Kilo Leber. Er kochte sie und hielt Max, um ihn zu wecken, ein Stückchen warme Leber vor die Schnauze.
    Max fing an, sich im Schlaf abzulecken, dann rekelte er sich, beschnupperte die Leber und verschlang sie. Sodann ging er zur Tür und wiederholte seinen Versuch mit dem Türgriff.
    »Max!« rief Schwejk ihm zu, »komm zu mir!«
    Der Hund gehorchte mißtrauisch. Schwejk nahm ihn auf den Schoß und streichelte ihn, und Max wedelte zum erstenmal freundschaftlich mit dem Rest seines kupierten Schwanzes, schnappte nach Schwejks Hand, hielt sie im Maul und schaute Schwejk klug an, als wollte er sagen: Da läßt sich nichts machen, ich weiß, daß ichs verspielt hab.
    Schwejk fuhr fort, ihn zu streicheln und fing an, ihm mit sanfter Stimme zu erzählen: »Also es war einmal ein Hunterl, das hieß Fox und lebte bei einem Oberst. Ein Dienstmädchen |212| führte es spazieren, und da kam ein Herr, der stahl den Fox. Fox kam zum Militär zu einem Oberlajtnant, und man gab ihm den Namen Max.
    Max, gibs Pfoterl! Also siehst du, Rindvieh, wir wern gute Kameraden sein, wenn du brav und folgsam sein wirst. Sonst wirst du sehn, daß der Krieg kein Honiglecken is.«
    Max sprang von Schwejks Schoß hinab und fing an, munter um ihn herumzuspringen. Am Abend, als der Oberleutnant aus der Kaserne zurückkehrte, waren Schwejk und Max bereits die besten Freunde.
    Während er Max betrachtete, dachte Schwejk philosophisch: Wenn mans rundherum nimmt, wird eigentlich jeder Soldat auch aus seinem Heim gestohlen.
    Der Oberleutnant war sehr angenehm überrascht, als er Max erblickte, der gleichfalls große Freude bekundete, weil er wieder einen Soldaten mit Säbel sah.
    Auf die Frage, woher er sei und was er koste, teilte Schwejk dem Oberleutnant mit vollendeter Ruhe mit, er habe den Hund von einem Kameraden, der gerade eingerückt sei, zum Geschenk erhalten.
    »Gut, Schwejk«, sagte der Oberleutnant, mit Max spielend, »am Ersten bekommen Sie von mir fünfzig Kronen für den Hund.«
    »Das kann ich nicht annehmen, Herr Oberlajtnant.«
    »Schwejk«, sagte der Oberleutnant streng, »wie Sie den Dienst angetreten haben, habe ich Ihnen erklärt, daß Sie aufs Wort gehorchen müssen. Wenn ich sage, daß Sie fünfzig Kronen bekommen, müssen Sie sie nehmen und vertrinken. Was werden Sie mit diesen fünfzig Kronen machen, Schwejk?«
    »Melde gehorsamst, Herr Oberlajtnant, ich wer sie befehlsgemäß vertrinken.«
    »Und wenn ich daran vielleicht vergessen sollte, Schwejk, so befehle ich Ihnen, mir zu melden, daß ich Ihnen fünfzig Kronen für den Hund geben soll. Verstehn Sie? Hat der Hund nicht Flöhe? Baden Sie ihn jedenfalls aus und kämmen Sie ihn durch. Morgen habe ich Dienst, aber übermorgen geh ich mit ihm spazieren.«
    |213| Während Schwejk Max badete, schimpfte der Oberst, sein ehemaliger Besitzer, zu Hause fürchterlich und schrie drohend, daß er denjenigen, der ihm den Hund gestohlen habe, vors Kriegsgericht stellen, erschießen, hängen, auf zwanzig Jahre einsperren und zerhacken lassen werde.
    »Der Teufel soll den Kerl buserieren«, erscholl es in der Wohnung des Obersten, daß die Fenster zitterten, »mit solchen Meuchelmördern werde ich bald fertig werden.«
    Über Schwejk und Oberleutnant Lukasch ballte sich eine Katastrophe zusammen.

15
Die Katastrophe
    Oberst Friedrich Kraus,

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