Die Abenteuer Des Jonathan Gullible
wenn ihre Babies die Rechnung erhalten.«
Kapitel 11 Tod den illegalen Friseuren
In der nächsten Straße sah Jonathan einen Polizisten, der auf
dem Bordstein saß und eine Zeitung las. Er war kleiner und kaum
älter als Jonathan. Jonathan war erzogen worden, Gesetzeshüter zu
respektieren und fühlte sich sicher bei dem Anblick des jungen
Mannes in seiner schwarzen Uniform und mit einer glänzenden Pistole
an seiner Seite. Vielleicht könnte er den Beamten nach der Richtung
zum Hafen fragen.
Der Polizist war in seine Zeitung vertieft, so daß Jonathan über
seine Schulter auf die Neuigkeiten schaute, die die Schlagzeilen
verkündeten: TODESSTRAFE FÜR ILLEGALE FRISEURE EINGEFÜHRT.
»Die Todesstrafe für Friseure?« rief Jonathan voller
Erstaunen.
Der Polizist blickte zu ihm auf.
»Entschuldigen Sie«, sagte Jonathan, »ich wollte Sie nicht
stören, aber ich habe gerade diese Schlagzeile gelesen. Ist das ein
Druckfehler da, die Sache mit den Friseuren?«
»Schauen wir mal.« Der Mann begann, aus der Zeitung vorzulesen:
»›Der Hohe Rat hat heute die Todesstrafe für jeden eingeführt, der
ohne Lizenz Haare schneidet.‹ Was ist denn daran so
ungewöhnlich?«
»Ist das nicht etwas hart für so ein kleines Vergehen?« fragte
Jonathan vorsichtig.
»Kaum«, erwiderte der Polizist, »die Todesstrafe ist die
endgültige Drohung hinter jedem Gesetz - ganz egal, wie klein das
Vergehen ist.«
Jonathan starrte ihn mit großen Augen an: »Sie werden doch
niemanden zum Tode verurteilen, wenn er Haare ohne Lizenz
schneidet?«
»Natürlich würden wir das tun«, sagte der Polizist und
tätschelte seine Waffe, »obwohl es selten dazu kommt.«
»Warum?«
»Na ja, jedes Verbrechen wird auf einer aufsteigenden Skala
betrachtet. Das heißt, die Strafen steigen, je mehr man sich ihnen
widersetzt. Zum Beispiel, wenn jemand Haare ohne Lizenz schneiden
will, erhält er eine Ordnungsstrafe.
Wenn sie die Strafe nicht bezahlen wollen oder weiterhin Haare
schneiden, werden diese illegalen Friseure dann festgenommen und
hinter Gitter gesperrt. Und«, sagte der Mann in einem sachlichen
Ton, »wenn sie sich der Festnahme widersetzen, erhalten diese
kriminellen Elemente Strafen, die deutlich härter werden.«
Sein Gesicht verdunkelte sich etwas. »Sie könnten sogar
erschossen werden. Je größer der Widerstand, um so größer auch die
Gewalt, die gegen sie ausgeübt wird.«
Die zornige Rede bedrückte Jonathan. »Also ist die endgültige
Drohung hinter jedem Gesetz wirklich der Tod?« Immer noch mit etwas
Hoffnung fragte er: »Aber sicherlich wird die Todesstrafe nur für
die grausamsten kriminellen Handlungen verhängt - wie Mord und
Raub!«
»Nicht immer«, sagte der Polizist. »Das Gesetz reguliert die
ganze Breite des persönlichen und geschäftlichen Lebens. Hunderte
von Berufsständen schützen ihre Mitglieder mit solchen Lizenzen.
Zimmerleute, Ärzte, Klempner, Buchhalter, Maurer, Rechtsanwälte -
alle hassen Eindringlinge.«
»Wie schützen denn die Lizenzen?« fragte Jonathan.
»Die Anzahl der Lizenzen ist begrenzt und die Aufnahmeprüfungen
in die Berufsstände streng kontrolliert. Das verhindert unfairen
Wettbewerb von Leuten mit merkwürdigen neuen Ideen, übermäßiger
Begeisterung, rücksichtsloser Tüchtigkeit oder
halsabschneiderischen Preisen. Diese skrupellosen Konkurrenten
bedrohen die Traditionen unserer hochgeachteten Fachleute.«
Jonathan wollte nicht aufgeben, bis er eine klare Antwort
erhalten würde: »Schützen die Lizenzen die Kunden?«
»Aber ja, das schreiben sie in dem Artikel«, sagte der Polizist
und schaute wieder in die Zeitung. »Lizenzen geben den
Berufsständen Monopole, so daß sie die Kunden von zu vielen
Entscheidungen und zu großer Auswahl schützen können. Sie sagen
hier, daß die Mitglieder der Berufsstände ganz gewiß gut sind, so
daß eine Auswahl nicht nötig ist.«
Der Polizist schlug sich stolz auf die Brust und fügte hinzu:
»Und ich setze diese Monopole durch.«
»Sind Monopole gut?« versuchte es Jonathan noch einmal.
Der Polizist senkte die Zeitung wieder. »Das weiß ich wirklich
nicht. Ich befolge nur die Anweisungen. Manchmal setze ich die
Monopole durch und manchmal muß ich sie zerschlagen.«
»Was ist denn nun richtig: Monopole oder Wettbewerb?« Der
Polizist zuckte mit den Achseln: »Es ist nicht meine Aufgabe, das
herauszufinden. Der Hohe Rat weiß, wer kooperiert und wer nicht.
Der Rat sagt mir nur, wohin ich meine Waffe richten soll.«
Er sah, wie
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