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Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Titel: Die Abenteuer Des Jonathan Gullible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Schoolland
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weil sie die Bibliothekssteuer nicht zahlen wollten.
Nach dem Gesetz muß jeder für alle Bücher bezahlen, ob sie ihm
gefallen oder nicht.«
    »Warum können sie nicht einfach ihr Geld behalten, so daß sie
auswählen können, welche Bibliotheken sie unterstützen? Dann
bezahlen sie nur für das, was ihnen gefällt.«
    »Aber dann könnte meine Tochter es sich nicht leisten, in die
Bibliothek zu gehen«, sagte der Mann, als er dem kleinen Mädchen
eine große rot und weiß gestreifte Zuckerstange gab.
    »Einen Moment mal«, sagte die alte Frau und blickte voller
Mißbilligung auf die Süßigkeit. »Ist Nahrung für den Geist Ihrer
Tochter nicht genauso wichtig wie Nahrung für ihren Magen?«
    »Worauf wollen Sie hinaus?« antwortete der Mann etwas unsicher
wegen der Süßigkeit. Seine Tochter hatte schon ihr ganzes Kleid
damit beschmiert.
    Die Frau zögerte nachdenklich: »Vor langer Zeit gab es viele
verschiedene Mitgliedsbibliotheken. Die Leute wurden Mitglied, wenn
sie wollten, und sie bezahlten nur für die Bibliothek, die ihnen
gefiel. Alle hatten einen kleinen Mitgliedsbeitrag pro Jahr zu
zahlen, aber das störte niemanden.
    Die Bibliotheken konkurrierten sogar um Mitglieder und
versuchten, die besten Bücher und die besten Mitarbeiter zu
bekommen, die besten Öffnungszeiten und Standorte. Manche hatten
sogar einen Lieferservice nach Hause. Die Leute zahlten für ihre
Wahl und die Bibliotheksmitgliedschaft hatte einen hohen Wert -
höher als Zuckerstangen!« fügte sie vorwurfsvoll hinzu.
    »Dann meinte der Hohe Rat, daß Bibliotheken zu wichtig für die
Gesellschaft seien und daß man die Leute nicht mehr dafür zahlen
lassen dürfte. Deshalb schuf der Rat eine große kostenlose
Bibliothek.
    Für die Arbeit, die vorher einer getan hatte, stellten sie jetzt
drei Bibliothekare mit Supergehältern ein. Die Öffnungszeiten
wurden verkürzt, aber trotzdem war die Ratsbibliothek beliebt, weil
sie kostenlos war. Kurz danach verloren die Mitgliedsbibliotheken
ihre Kunden und mußten schließen.«
    »Die Herren haben eine kostenlose Bibliothek geschaffen?«
wiederholte Jonathan. »Aber ich dachte, Sie sagten, daß jeder eine
Bibliothekssteuer bezahlen muß?«
    »Das stimmt. Aber es ist üblich, die Einrichtungen des Rates
›kostenlos‹ zu nennen, obwohl die Leute
gezwungen
werden,
dafür zu zahlen. Es ist viel mehr - zivilisiert«, sagte sie
ironisch.
    Der Mann widersprach energisch: »Mitgliedsbibliotheken? Davon
habe ich nie gehört.«
    »Natürlich nicht«, gab die alte Frau zurück. »Die Ratsbibliothek
gibt es jetzt schon so lange, daß sich niemand etwas anderes
vorstellen kann.«
    »Mal langsam«, rief der Mann, »kritisieren Sie die
Bibliothekssteuer? Wenn die Herren eine wertvolle Dienstleistung
anbieten, dann müssen die Leute gezwungen werden zu bezahlen.«
    »Es kann nicht so wertvoll sein, wenn man Zwang einsetzen muß«,
sagte die Frau.
    »Nicht alle wissen, was gut für sie ist, und andere können es
sich nicht leisten«, erklärte der Mann. »Intelligente Leute wissen,
daß freie Bücher die Grundlage für eine freie Gesellschaft sind.
Und Steuern verteilen die Last, so daß jeder seinen gerechten
Anteil zahlt. Sonst könnten einige Schnorrer auf Kosten der
Allgemeinheit leben!«
    »Mit Ihrer Bibliothekssteuer gibt es mehr Schnorrer«, erwiderte
die alte Frau. »Die, die die Bibliothek nutzen, und die, die
Steuerermäßigungen erhalten, leben auf Kosten aller anderen. Wie
gerecht ist das? Was glauben Sie, wer mehr Einfluß im Hohen Rat
hat: ein reicher Freund des Rates oder ein armer Kerl, der es sich
nicht leisten kann, ein Buch auszuleihen?«
    Der Mann schob das kleine Mädchen hinter seinen Rücken und
erwiderte hitzig: »Was für eine Wahl der Bibliotheken wollen Sie
denn? Wollen Sie etwa eine Mitgliedsbibliothek wählen, die eine
Tendenz gegen irgendeine Gruppe in der Gesellschaft hat?«
    »Sie können eine Tendenz nicht verhindern«, schrie die Frau und
beugte sich nahe an sein Gesicht. »Was glauben Sie denn, worum die
beiden da vorhin gestritten haben? Wollen Sie etwa, das die
Possenreißer im Rat Ihre persönliche Neigung bestimmen?«
    »Wer ist denn hier der Possenreißer?« entgegnete der Mann und
stieß die alte Frau an. »Wenn es Ihnen hier nicht gefällt, warum
verlassen Sie dann nicht die Insel?«
    »Sie unverschämter Halunke«, antwortete die Frau.
    Jetzt schrien die beiden aufeinander ein, das kleine Mädchen
weinte und jemand lief davon, um die Polizei zu rufen. Jonathan
drückte

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