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Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Die Abenteuer Des Jonathan Gullible

Titel: Die Abenteuer Des Jonathan Gullible Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Schoolland
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wußte nicht, daß man zahlen
mußte, wenn man nur zuschaut. Und bei der hübschen Dame hat es so
interessant geklungen - und ich hatte kein Geld und deshalb …
«
    Die Frau drehte sich zu Jonathan und dem Türsteher um und
blickte ihn finster an: »Kein Geld?« Doch dann entspannte sie sich
unerwartet und lächelte. »Laß ihn los«, sagte sie, »er ist doch nur
ein netter Junge. Hat dir die Show also gefallen?«
    »Oh ja, Madam«, sagte Jonathan und nickte eifrig.
    »Wie würde es dir denn gefallen, leicht etwas Geld zu verdienen?
Entweder das«, ihre Stimme wurde wieder drohend, »oder wir
übergeben dich der Festpolizei.«
    »Ja, großartig«, sagte Jonathan unsicher, »was soll ich denn
tun?«
    »Das ist wirklich einfach«, erklärte sie, nun wieder die
Freundlichkeit in Person: »Du läufst nur diesen Abend hier herum,
teilst diese Flugblätter aus und erzählst jedem, welchen Spaß sie
in unserem Pavillon haben werden. Hier hast du einen Kayn und mit
jedem Teilnehmer, der mit einem von deinen Flugblättern hierher
kommt, verdienst du noch einen Kayn. Jetzt geh und enttäusch mich
nicht.«
    Jonathan hängte sich die Tasche mit den Flugblättern über die
Schulter, dann sagte sie: »Noch eine Sache. Am Ende der Vorstellung
heute abend gebe ich dir einen Bericht über dein Einkommen. Morgen
früh mußt du gleich als erstes die Hälfte deines Lohnes in den
Palast bringen und deine Steuer zahlen.«
    »Steuer?« wiederholte Jonathan, »wofür denn?«
    »Die Herren verlangen einen Teil deines Lohnes.«
    Hoffnungsvoll fügte Jonathan hinzu: »Ich glaube, ich würde mehr
arbeiten, wenn ich wüßte, daß Sie mein Einkommen nicht melden.
Vielleicht zweimal so viel.«
    »Die Herren wissen genau, daß die Leute ihre Einkommen
verstecken wollen, deshalb haben sie überall Spione, die uns genau
beobachten. Das könnte uns viel Ärger einbringen, sie könnten uns
sogar schließen«, sagte die Frau. »Also beschwere dich nicht. Wir
müssen alle für unsere Sünden bezahlen.«
    »Sünden?« wiederholte Jonathan.
    »Aber ja. Steuern bestrafen die Sünder. Die Tabaksteuer bestraft
das Rauchen, die Alkoholsteuer bestraft das Trinken und die
Einkommensteuer bestraft das Arbeiten. Ihr Ideal ist, gesund zu
sein und faul«, kicherte die Frau und stieß dem Kartenverkäufer mit
ihrem Ellbogen in die Seite. »Nun mach dich auf den Weg,
Junge!«

Kapitel 15 Väterchen Staat
    Langsam wurde es ruhiger in der Stadt. Die Frau mit dem Trikot
bezahlte Jonathan mehr als 50 Kayns für die Besucher, die mit
seinen Flugblättern gekommen waren. Sie war so froh, jemanden
gefunden zu haben, der seine Arbeit ernst nahm, daß sie ihn bat, am
nächsten Abend wieder vorbeizukommen und für sie zu arbeiten.
Jonathan war einverstanden und verließ den Festplatz auf der Suche
nach einem bequemen Bett für die Nacht. Er wußte nicht, was er tun
könnte, und lief ziellos durch die Stadt.
    Als er unter dem dünnen Licht einer Straßenlaterne stehenblieb,
trat ein alter Mann im Nachthemd aus seinem Haus auf die Veranda.
Der alte Mann kniff die Augen zusammen und spähte über die Giebel
der Reihenhäuser auf der Straße.
    Neugierig ging Jonathan hinüber und fragte ihn: »Wohin sehen Sie
denn?«
    »Das Dach dieses Hauses«, flüsterte der alte Mann und zeigte in
des Dunkel. »Siehst du diesen dicken Mann dort in seinen schwarzen,
roten und goldenen Kleidern? Sein Plündersack wird dicker mit jedem
Haus, das er besucht.«
    Jonathan schaute in die Richtung, in die der Mann wies. Eine
undeutliche, schattenhafte Gestalt kletterte über das Dach eines
der Häuser.
    »Ja«, rief er aus, »ich sehe ihn. Warum schlagen Sie denn keinen
Alarm und warnen die Leute, die dort wohnen?«
    »Oh, das würde ich nie tun«, zitterte der alte Mann. »Väterchen
Staat hat einen bösartigen Charakter und geht sehr streng mit denen
um, die ihm in die Quere kommen.«
    »Sie kennen ihn«, protestierte Jonathan, »aber … «
    »Schhhh, nicht so laut«, sagte der Mann und hielt den Finger an
seine Lippen. »Väterchen Staat kommt bei denen, die zu viel Lärm
machen, öfter vorbei. Die meisten Leute tun in dieser schrecklichen
Nacht so, als ob sie schliefen, obwohl es fast unmöglich ist, diese
Ruhestörung nicht zu merken.«
    Jonathan versuchte, seine Stimme zurückzuhalten und lehnte sich
näher an das Ohr des Mannes: »Ich verstehe das nicht. Warum
schließen die Leute die Augen, wenn sie ausgeraubt werden?«
    »In dieser besonderen Nacht im April bleiben alle Leute

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