Die Abenteuer Des Jonathan Gullible
die
Fremden nicht.«
»Besonders die Fremden«, sagte die Frau beunruhigt, »unsere
Insel wird von Feinden belagert, die unsere Wirtschaft ruinieren
wollen mit den hohen Preisen, die wir ihnen für ihre Waren bezahlen
müssen. Der hohe Preis ihrer Rohstoffe wird noch unser Untergang
sein.«
»Oder niedrige Preise«, fügte er hinzu. »Sie wollen uns immer
Nahrung und Kleidung zu ruinös niedrigen Preisen verkaufen. Zum
Glück geht unser Hoher Rat richtig mit ihnen um.«
»Gott sei Dank! Wir haben einen klugen Rat, der den angemessenen
Wert für uns ermittelt«, sagte die Frau zufrieden. Sie drehte sich
ihrem Begleiter zu, wies auf die Sonne und wollte erkennbar
weitergehen.
»Ganz genau, meine Liebe. Ich hoffe, du entschuldigst uns,
junger Mann. Wir haben heute nachmittag noch einen Termin bei
unserem Investitionsberater. Es wäre dumm, wenn wir die
augenblickliche Welle der Begeisterung für Land und Edelmetalle
versäumen würden. Arme Leute, die nicht so früh wie wir auf den
Aufschwung gesetzt haben. Nicht wahr, meine Liebe?«
Der Herr tippte an seinen Hut, die Dame verbeugte sich höflich
und beide wünschten Jonathan noch einen schönen Tag.
Kapitel 9 Die Traummaschine
Jonathan lief um den Häuserblock in die nächste Straße und
fragte sich, ob er jemals wieder nach Hause käme. Vielleicht gab es
einen Hafen und er könnte sich von einem auslaufenden Schiffe
anheuern lassen. Er war ein herzlicher, ehrlicher Bursche und
bereit, jede Arbeit zu tun.
Als er darüber nachdachte, wie er eine Tätigkeit finden könnte,
entdeckte Jonathan einen dünnen Mann, der einen grellen roten Anzug
und einen verrückten Hut mit einer langen Feder trug. Der Mann
bemühte sich, eine sperrige Maschine auf einen großen Pferdewagen
zu laden.
Er erblickte Jonathan und rief: »He, du, ich bezahle dir fünf
Kayns, wenn du mir hier hilfst.«
»Kayns?« wiederholte Jonathan neugierig.
»Geld, Junge - Piepen, Zaster. Willst du’s oder nicht?«
»Klar«, sagte Jonathan, da er nicht wußte, was er sonst tun
könnte. Es war keine Arbeit auf einem Schiff, aber vielleicht
könnte er beginnen, seine Überfahrt zu verdienen. Außerdem sah der
Mann intelligent aus und konnte ihm vielleicht einen Rat geben.
Nach vielem Schieben und Stoßen lag die unförmige Maschine auf
dem Wagen. Jonathan wischte sich den Schweiß ab, keuchte und sah
sein Arbeitsobjekt jetzt genauer an. Die große, rechtwinklige Kiste
war in hellen Farben mit wunderschönen Bildern bemalt. Oben ragte
ein großes Horn hervor, wie es Jonathan zu Hause einmal an einem
alten Grammophon gesehen hatte.
»Was für schöne Farben«, sagte Jonathan. Er war von dem
komplizierten Muster fasziniert, das sich leicht zu verändern
schien, je länger er darauf starrte. »Und wofür dient das große
Horn da oben?«
»Komm nach vorn, kleiner Bursche, und sieh selbst.«
Jonathan kletterte auf den Wagen und las das Schild, das mit
vornehmen goldenen Buchstaben gemalt war: GOLLY GOMPERS
TRAUMMASCHINE.
»Eine Traummaschine? Sie meinen, damit werden Träume wahr?«
fragte er.
»So ist es«, sagte der dünne Mann. Er drehte die letzte Schraube
heraus und entfernte eine Holzplatte aus der Rückwand der Maschine.
Innen sah man ein einfaches Grammophon. Es hatte keine Handkurbel,
aber es schien eine Feder zu besitzen, die fest aufgezogen werden
konnte, um die Maschine anzuschalten und Musik oder Stimmen zu
spielen.
»Was?« rief Jonathan, »das ist doch nichts anderes als eine alte
Musikbox!«
»Was hast du denn erwartet«, sagte der Mann, »eine
Märchenfee?«
»Ich weiß nicht. Ich dachte, es wäre etwas geheimnisvolles. Man
braucht doch etwas besonderes, die Träume der Leute zu
erfüllen.«
Der Mann legte seine Werkzeuge zur Seite. Auf seinem Gesicht
breitete sich ein schlaues Grinsen aus und er schaute Jonathan
lange gründlich an. »Worte, mein neugieriger Freund. Man braucht
nur Worte, um einige Träume zu erfüllen. Das Problem ist nur, du
weißt nie, wer den Traum erfüllt bekommt, wenn man sich etwas
wünscht.«
Er sah Jonathans verwirrten Gesichtsausdruck und fuhr fort: »Die
Menschen kennen ihre Träume, richtig? Sie wissen nur nicht, wie sie
sie verwirklichen können. Richtig?«
Jonathan nickte stumm.
»Deshalb bezahlen sie Geld, drehen den Schlüssel um und diese
alte Kiste spielt einen bestimmten Auftrag immer wieder ab. Es ist
immer die gleiche Botschaft und es gibt immer eine Menge Träumer,
die sie gern hören.«
»Was ist denn die Botschaft?« fragte
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