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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Bart.
    »Das muß ein tüchtiger Bursche sein und dazu ein guter Schwimmer«, sagte einer der Männer, »er ist unter dem Schiff weg getaucht, um den Jüten zu entgehen.«
    »Und klug ist er gewiß auch«, sagte ein anderer, »denn er hält sich an uns als an die besseren Leute.«
    »Er ist schwarz wie ein Kobold und gelblich-weiß wie ein Halbtoter«, sagte ein dritter, »und er sieht nicht gerade aus wie jemand, der Glück hat; einen solchen aufzunehmen kann gefährlich sein.«
    Nun wurde allerlei für und wider geredet, und einige riefen den Mann im Wasser an und stellten ihm Fragen; aber er lag unbeweglich da und hielt sich an den Rudern fest und klappte mit den Augenlidern. Schließlich befahl Krok, ihn an Bord zu nehmen; man könne, sagte er, ihn nachher totschlagen, wenn sich das als das Bessere erweisen sollte.
    Toke und Orm zogen ihre Ruder ein und nahmen den Mann an Bord. Er war von gelber Hautfarbe und kräftig gebaut, war nackt bis zu den Hüften und hatte nur einige Fetzen am Leibe. Er schwankte und konnte kaum auf den Füßen stehen, aber er ballte die Faust hinter den verschwindenden jütländischen Schiffen und spuckte in ihre Richtung und knirschte mit den Zähnen und schrie irgend etwas. Darauf fiel er um, denn das Boot rollte in der Dünung; aber er kam gleich wieder auf die Beine und schlug sich vor die Brust und streckte die Arme gen Himmel und schrie nun laut mit veränderter Stimme, doch mit Worten, die niemand verstehen konnte. Orm pflegte später in seinen alten Tagen, beim Erzählen seiner Erinnerungen zu sagen, daß er nie ein wütenderes Zähneknirschen gehört habe und nie eine so traurige und so wohllautende Stimme wie die des Fremdlings, der da zum Himmel rief.
    Er erschien ihnen allen recht seltsam. Sie fragten ihn viel: wer er sei und was ihm widerfahren sei. Einiges von dem, was sie ihn fragten, begriff er und konnte es in gebrochenem Nordisch beantworten; und sie glaubten zu verstehen, daß er Jute sei und an Samstagen nicht rudern wolle, und sie hielten dies für den Grund seiner Gehässigkeit gegen die, denen er soeben entflohen war. Aber einen Sinn konnten sie in alledem nicht finden, und einige glaubten, er sei mit Verrücktheit geschlagen. Sie gaben ihm zu essen und zu trinken, und er aß gierig von Bohnen und Fisch, aber gesalzenes Schweinefleisch wies er mit Abscheu von sich. Krok sagte, er könne sich als Ruderer nützlich machen, und wenn die Reise zu Ende sei, könne man ihn für gutes Geld verkaufen. Und der kluge Berse möge versuchen, ihn zu verstehen und herauszubekommen, ob er über die Gegenden, aus denen er komme, etwas, das von Nutzen sein könnte, zu berichten hätte.
    An den folgenden Tagen war Berse viel mit dem Fremdling zusammen, und sie unterhielten sich, so gut es gehen wollte. Berse hatte eine ruhige Art und sehr große Geduld; er verstand sich auf Dichtkunst und war dazu ein großer Esser. Um einer zänkischen Ehefrau zu entgehen, war er auf See gegangen. Und da er einen guten Verstand und großes Wissen hatte, glückte es ihm allmählich, immer besser zu begreifen, was der Fremde sagte; das teilte er dann Krok und den anderen mit.
    »Er ist nicht verrückt, wenn es auch so scheint«, sagte Berse, »und er ist auch kein Jute, das kann man ja deutlich sehen. Sondern er ist, sagt er, Jude. Das ist ein Volk aus dem Osten, das den Mann getötet hat, den die Christen für einen Gott halten. Dieser Totschlag ist vor langer Zeit geschehen, aber die Christen hegen deswegen noch immer großen Haß gegen die Juden und töten sie gern und wollen nichts von Vergleich oder Geldbuße wissen. Daher leben die meisten Juden beim Kalifen von Cordova, denn dort wird der Getötete nicht für einen Gott gehalten.«
    Berse fügte hinzu, daß er selbst schon früher dergleichen habe erzählen hören, und auch einige der Männer sagten, sie hätten solche Gerüchte vernommen. Orm wollte gehört haben, der Tote sei an ein Holz genagelt worden, wie das in alten Zeiten die Lodbroksöhne mit dem obersten Priester in England getan hätten. Aber wie man ihn für einen Gott halten könne, nachdem die Juden ihn getötet hatten, das sei unverständlich, denn ein richtiger Gott könne ja doch nicht von Menschen getötet werden.
    Darauf fuhr Berse mit dem fort, was er von der Rede des Fremdlings verstanden hatte: »Er ist ein Jahr lang bei den Jüten Sklave gewesen und hat von ihnen viel ausstehen müssen, weil er an Samstagen nicht hat rudern wollen. Denn sein Gott erzürnt sich über

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