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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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sagte: »Ich war außer Atem und ohne Helm; sonst wäre es vielleicht anders gekommen.«
    »Du bist großmäulig, junger Mann aus Schonen«, sagte Krok, »und glaubst schon, ein Kämpe zu sein. Aber du bist noch zu jung und hast noch nicht den Verstand eines Kriegers. Denn kein Verständiger stürzt bloß einiger Schafe wegen hinaus, ja nicht einmal, wenn ihm die eigene Frau weggeholt wird. Aber mich deucht, daß du zu denen gehörst, die Glück haben, und es mag sein, daß du auch uns Glück bringst. Dein Glück haben wir nun schon dreimal gesehen: Du bist ausgeglitten auf den Steinen, gerade als zwei Speere dir entgegenflogen; und für Ale, den du getötet hast, hat niemand hier Rache zu nehmen; und weil ich an seiner Statt einen Ruderer haben wollte, wurdest du nicht von mir erschlagen. Darum glaube ich, daß du viel Glück hast und uns nützlich werden kannst; und in unserer aller Namen gebe ich dir jetzt Frieden für die Zeit, da du an Ales Ruder sitzt.«
    Das schien allen Männern eine gute Rede zu sein. Orm saß und bedachte sich eine Weile, dann sagte er: »Ich nehme deinen Frieden an und glaube nicht, daß ich mich deswegen zu schämen brauche, obschon ihr mir Schafe gestohlen habt. Doch als Sklave will ich nicht rudern, denn ich bin von guter Herkunft, und wenn ich auch jung bin, so halte ich mich, da ich einen so tüchtigen Gegner wie Ale zu Fall gebracht habe, doch für einen Mann von Ansehen. Darum will ich mein Schwert zurückhaben.«
    Darüber wurde nun viel hin und her geredet. Einigen schien Orms Verlangen unbillig: er solle damit zufrieden sein, daß man ihm das Leben geschenkt habe; andere aber meinten, ein anspruchsvolles Auftreten sei bei der Jugend kein Fehler, und man müsse Rücksicht üben gegen einen, der Glück habe; und Toke fragte lachend, wie viele es wohl unter der Besatzung der drei Schiffe gebe, die vor einem jungen Mann mit einem Schwert Angst hätten? Dieser Äußerung wegen wollte sich ein Mann namens Kalb, der gegen Orms Forderung gesprochen hatte, mit Toke schlagen, und Toke erklärte sich dazu bereit, sobald er mit dem guten Nierenstück fertig sein werde, bei dem er gerade war. Doch Krok verbot jede Schlägerei um einer solchen Sache willen, und es endete damit, daß Orm sein Schwert zurückerhielt und daß man es von seinem Benehmen abhängig machte, ob er als Gefangener oder als Kamerad gelten sollte. Für das Schwert jedoch, das eine gute Waffe war, sollte Krok von Orm Bezahlung erhalten, sobald man auf der Fahrt Beute gewonnen habe.
    Nun wehte eine leichte Brise, und Krok sagte, es sei an der Zeit, weiterzufahren. Alle gingen an Bord, und mit vollen Segeln fuhr man durch das Kattegatt. Orm blickte zurück über die See und sagte, es sei Kroks Glück, daß es um diese Jahreszeit nur wenige heimkehrende Schiffe gebe; denn sonst würde seine Mutter, wenn er sie recht kenne, mit der halben Mannschaft von Kullen an Bord hinter ihnen her sein.
    Darauf wusch er sich das Haar und spülte das geronnene Blut fort, und Krok sagte, es werde sich dereinst lohnen, diese Narbe an der Stirn Frauen zu zeigen. Nun kam Toke mit einem alten eisengeschienten Lederhelm herbei und sagte, heutzutage sei der wohl kaum mehr ein Helm zu nennen, aber er habe ihn einmal bei den Wenden erwischt, wo nichts Besseres zu holen gewesen sei. Gegen Axthieb, sagte er, tauge er wenig, sei aber doch besser als gar nichts. Orm probierte ihn, und es zeigte sich, daß er passen werde, wenn erst die Beule verschwunden war.
    Sie kamen mit gutem Winde um Skagen herum und brachten dort nach alter Sitte Ägir und seinem ganzen Geschlecht ein Blutopfer: Schaffleisch und Schweinefleisch und Schwachbier; und lange folgten ihnen schreiende Möwen, was ein gutes Zeichen war. Sie fuhren nun die jütländische Küste entlang, wo das Land öde war und wo man häufig die Rippen gestrandeter Schiffe aus dem Sande aufragen sah: weiter südwärts gingen sie bei einigen kleinen Inseln an Land und fanden dort Wasser und auch Nahrung, sonst aber nichts. Während sie nun längs der Küste dahinfuhren, hatten sie mit dem Winde meist Glück, so daß die Männer, da sie nun nicht zu rudern brauchten, guter Laune blieben. Toke sagte, Orm habe vielleicht auch Wetterglück, und etwas Besseres könne man überhaupt nicht haben; dann dürfe Orm wahrhaftig auf eine gute Zukunft hoffen. Orm meinte, daß Toke damit recht haben möge, aber Krok wollte in dieser Sache nicht mithalten.
    »Unser Glück mit dem Wetter liegt an mir«, sagte er, »denn

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