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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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nebeneinander über der Reling und glaubten, vergehen zu müssen. Salaman schrie, wenn er nicht gerade spuckte, viel in seiner eigenen Sprache, und Orm sagte ihm, er solle stillschweigen, auch wenn ihm schlecht sei; er aber antwortete, daß er seinen Gott, der im Sturmwind sei, anrufe. Da packte Orm ihn im Nacken und sagte, er werde, so krank er sich auch fühle, doch Manns genug sein, ihn über Bord zu werfen, wenn er den Gott noch ein einziges Mal rufe. Denn seiner Meinung nach sei es ohnehin windig genug, so daß es nicht nötig sei, den Gott noch näher heranzuholen.
    Salaman war nun still; und gegen Morgen wurde das Wetter besser, was ihnen beiden gut tat. Salaman war sehr grün im Gesicht; aber er lächelte Orm freundlich zu und sah nicht aus, als ob er ihm etwas nachtrüge; und er wies gen Sonnenaufgang über das Meer. Unter den Worten, die er kannte, suchend sagte er, da seien, fern über dem Meer, die roten Flügel des Morgens, und dort wohne sein Gott. Orm antwortete, ihm scheine es am besten, diesen Abstand zu dem Gott beizubehalten.
    Später am Morgen sahen sie Felsen vor sich in der Ferne. Sie kamen nahe an die Küste heran und fanden es nicht leicht, eine Bucht zu entdecken, die den Schiffen Schutz gab. Salaman sagte, daß diese Gegend ihm nicht bekannt sei. Sie gingen an Land und gerieten gleich in Kampf mit den Landesbewohnern, die hier dicht beisammen wohnten und bald die Flucht vor ihnen ergriffen. Kroks Mannen durchsuchten ihre Hütten und kehrten mit Ziegen und anderen Eßvorräten zurück; auch brachten sie einige Gefangene mit. Man zündete Feuer an, und alle freuten sich, daß man nun wieder sicheren Boden unter den Füßen hatte und gebratenes Fleisch zu essen bekam. Toke suchte sehr nach Bier, fand aber bloß einige Ledersäcke mit Wein, der so sauer war, daß Toke sagte, er spüre deutlich, wie ihm beim Trinken der Bauch zusammenschrumpfe. Daher konnte er selbst nicht alles austrinken, sondern gab das Übriggebliebene fort, und dann saß er den ganzen Abend lang allein da und sang traurig vor sich hin, wobei ihm die Tränen in den Bart rannen. Berse sagte, er dürfe nicht gestört werden, denn er sei gefährlich, wenn er so viel getrunken habe, daß er weine.
    Salaman redete mit den Gefangenen und sagte dann, daß sie sich im Lande des kastilianischen Grafen befänden und daß der Ort, zu dem er sie führen wolle, weit gen Westen hin liege. Krok meinte, um dorthin zu kommen, müßten sie auf anderen Wind warten; unterdessen könnten sie sich erholen und gut essen; aber es würde unangenehm werden, wenn sie hier von starken Scharen überfallen würden, solange der Wind landeinwärts wehe, oder wenn feindliche Schiffe sie in der Bucht, in der sie lagen, einschließen sollten. Salaman erklärte ihm, so gut er konnte, daß es diese Gefahr kaum gäbe, denn der Graf von Kastilien habe kaum ein einziges Schiff auf See, und viel Zeit werde hingehen, bis er eine so große Seemacht zusammenbringen könne, daß ihnen Schaden drohe. Früher, sagte er, sei der Graf von Kastilien mächtig gewesen, nun aber sei er vom Kalifen stark unterdrückt und müsse ihm Steuern zahlen. Denn außer Kaiser Otto in Deutschland und Kaiser Basilius in Konstantinopel gebe es zur Zeit auf der Welt keinen so mächtigen Herrscher wie den Kalifen von Cordova. Darüber lachten die Männer sehr und sagten, der Fremde wisse es eben nicht besser und scheine nicht viel von diesen Dingen zu verstehen. Habe er denn nicht von König Harald von Dänemark gehört? Und wisse er nicht, daß König Harald von allen der mächtigste sei?
    Orm war noch matt von der Seekrankheit und hatte keine große Eßlust. Da er sich leicht um seine Gesundheit sorgte, glaubte er nun, ernstlich krank zu werden. Er schlummerte bald am Feuer ein und schlief gut; aber spät in der Nacht, als alles im Lager still geworden war, kam Toke und weckte ihn. Er weinte und sagte, Orm sei der einzige Freund, den er habe, und er wolle ihm ein Lied vorsingen, das ihm in den Sinn gekommen sei; es handle von zwei Bärenjungen, und er habe es als Kind von seiner Mutter gelernt. Es sei die schönste Weise, die er kenne. Damit setzte er sich zu Orm, trocknete seine Tränen und fing zu singen an. Orm hatte die Eigenheit, daß es ihm schwer fiel, freundlich zu sein, wenn man ihn aus dem Schlaf weckte; aber er sagte nichts, sondern drehte sich auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen.
    Toke, der sich auf sein Lied nicht recht besinnen konnte, wurde traurig; er

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