Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
beide rothaarig und gut gewachsen, und beide zogen schon frühzeitig die Blicke der Männer auf sich; aber der Unterschied zwischen ihnen war leicht zu merken. Oddny war gefügig, von sanftem Gemüt und war schon früh in allerhand Frauenarbeit geschickt; sie gehorchte den Eltern willig und bereitete Äsa und Ylva nur selten Verdruß. Geschah das mitunter, so lag das an ihrer Schwester, denn Oddny war anfangs gewohnt, Ludmilla in allem zu folgen. – Ludmilla fiel das Gehorchen schwer, aber um so besser verstand sie sich aufs Befehlen. Bekam sie Schläge, so schrie sie eher aus Wut als vor Schmerz und tröstete sich damit, daß sie bald groß genug sein werde, um die Schläge zurückzugeben. Beim Buttern und Weben zeigte sie große Unlust; viel lieber schoß sie mit dem Bogen; und bald war sie darin nicht weniger geschickt als ihr Lehrmeister, Ulf Frohsinn. Orm vermochte nicht, sie im Zaum zu halten; meist lachte er nur über ihre Hochnäsigkeit und ihren Trotz, und wenn Ylva sich über ihr unbeugsames Wesen bei ihm beklagte und nicht zulassen wollte, daß sie bewaffnet mit ihrem Bogen mit Ulf Frohsinn und Harald Ormsson im Walde umherstrich, so begnügte er sich damit, zu sagen: »Kannst du es denn anders erwarten? Das ist das Königsblut, und davon hat sie viel, nämlich sowohl dein eigenes wie auch Oddnys Teil. Dieses Fohlen wird schwer zu zähmen sein, und wir müssen hoffen, daß ein anderer die größte Mühe damit haben wird, nicht wir.«
    An Winterabenden, wenn alle mit ihren Arbeiten um das Feuer saßen, hielt Ludmilla sich wohl auch im Zaum, und beim Schnitzen konnte sie sogar fleißig sein, wenn bloß eine gute Geschichte dabei erzählt wurde; sei es, daß Orm von seinen Abenteuern in fremden Ländern berichtete, oder daß Vater Willibald die großen Begebnisse schilderte, die sich in König Josuas und König Davids Tagen zugetragen hatten, oder auch, daß Ylva von König Harald erzählte. Am besten gefiel es Ludmilla, wenn Toke auf Gröning zu Gast war, denn er redete gern und viel und kannte alte Gedichte und viele Erzählungen, die von den Helden der Vorzeit berichteten. Und schien es mitunter, als wollte er mit dem Erzählen aufhören, so war sie flinker als alle anderen, um ihm die Bierkanne wieder zu füllen und noch mehr Geschichten von ihm zu erbetteln. Und Toke hatte nur selten das Herz, ihr das abzuschlagen.
    Denn mit Ludmilla Ormstochter verhielt es sich seit ihrer frühesten Jugend so, daß Männer ihr nur schwer widerstehen konnten. Sie hatte bleiche Haut, schmale Wangen und dunkle Augenbrauen; und wiewohl ihre Augen von demselben Grau waren wie viele andere auch, so wollte es den Männern, die ihnen nahe kamen und ihrem Blick begegneten, doch leicht scheinen: es fände sich ein solches Augenpaar bei keiner anderen Jungfer der Grenzlande.
    Ihre ersten Erfahrungen mit Männern machte sie im Sommer, als sie vierzehn Jahre alt wurde. Da kam Gudmund vom Uvaberg mit zwei Knechten nach Gröning geritten und schlug Orm vor, diese Männer in seinen Dienst zu nehmen.
    Seit ihm durch Orm auf dem Thing Verdruß entstanden war, hatte Gudmund sich auf Gröning nicht blicken lassen. Nun aber kam er freundlich daher und sagte, er wolle Orm gefällig sein, damit der alte Groll vergessen werde.
    »Ich komme«, sagte er, »und biete dir die zwei besten Knechte an, die es gibt. Sie sind freie Männer, und jeder von ihnen verrichtet wenigstens soviel Arbeit wie sonst zwei. Daß ich sie dir bringe, ist daher ein großer Freundschaftsdienst, aber allerdings bist auch du mir gefällig, wenn du sie übernimmst. Denn sie sind ganz unvergleichlich große Esser, und nachdem ich sie nun vier Monate lang in meinem Dienst gehabt habe, wage ich nicht, sie noch länger zu behalten. Denn ich habe es nicht so reichlich wie du, und sie durchzufüttern, kommt mir allzu teuer. Und wollte ich ihnen die Kost schmälern, so würden sie gefährlich, das sagen sie selber. Denn sie geraten in Raserei, wenn sie sich nicht jeden Mittag und jeden Abend satt essen können. Aber dem, der sie satt machen kann, zeigen sie sich gefügig, und zwei Arbeiter ihresgleichen hat noch niemand gesehen.«
    Orm machte dieses Angebot mißtrauisch, und er fragte Gudmund und auch die Männer genau aus. Sie machten aus ihren Fehlern kein Hehl, sondern sagten gerade heraus, wie es sich mit ihnen verhielt und wie sie es haben wollten; und da Orm starke Knechte gut brauchen konnte, kam es schließlich dazu, daß er sie in Dienst nahm. Gudmund ritt zufrieden

Weitere Kostenlose Bücher