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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Tostesson, der Weitgereiste, der Häuptling der Seefahrer, den die meisten Orm Rothaar nennen«, rief der andere.
    Als diese Namen gehört wurden, entstand Bewegung auf dem Schiff, und einige drängten sich vor, um sie zu begrüßen. Es waren Männer, die Olof während der Jahre, die er im Osten verbracht hatte, gekannt hatten, und andere waren mit Thorkel, dem Hohen, in England gewesen und hatten Orm daher gut in Erinnerung.
    Dicht an der Stelle, wo sie an Bord gingen, saß ein Mann an der Reling; er begann heftig zu stöhnen und mit der Hand nach ihnen zu tasten. Er war von großem Körperbau, mit zottigem, schon ergrauendem Bart; über dem Gesicht trug er eine breite Binde, die seine Augen verdeckte, und als er nun nach den beiden Ankömmlingen tastete, sah man, daß ihm die rechte Hand fehlte.
    »Schaut doch den Blinden an!« sagten die Bootsleute. »Nun will er etwas.«
    »Es sieht aus, als ob er einen von euch kenne«, sagte der Hauptmann des Schiffes. »Ihm fehlt auch die Zunge, so daß er nichts sagen kann, und daher wissen wir nicht, wer er ist. Er wurde von einem Kaufmann, der von Osten kam, an Bord geführt, als wir beim Flusse Düna am Marktplatz der Kuren lagen. Jener sagte, der Blinde wolle nach Schonen. Er kann mit Silber bezahlen, daher nahm ich ihn mit. Er begreift gut, was man sagt, und nach vielem Fragen habe ich verstanden, daß sein Geschlecht in Schonen ansässig ist. Aber mehr weiß ich von ihm nicht, kenne auch nicht seinen Namen.«
    »Zunge und Augen und rechte Hand – «, sagte Olof Sommervogel. »Das sieht so aus, als wenn Byzantiner sich mit ihm zu schaffen gemacht hätten.«
    Bei diesen Worten nickte der Blinde. »Ich bin Olof Styrsson von Finnveden und habe in der Leibwache des Kaisers Basilius gedient. Bin ich der, den du kennst?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Dann bin ich es vielleicht«, sagte Orm, »obschon ich nicht weiß, wer du sein magst. Ich bin Orm, Testes Sohn, der Thorgrims Sohn war und der auf Grimstad bei Kullen ansässig war. Bin ich vielleicht der, den du kennst?«
    Nun nickte jener eifrig, und Laute kamen aus seiner Kehle.
    »Warst du mit dabei, als wir mit Krok nach Hispanien oder mit Thorkel, dem Hohen, nach England segelten?«
    Auf dieses gab er verneinende Zeichen, und Orm stand nachdenklich da.
    »Du bist vielleicht selbst aus der Gegend von Kullen?« fragte er.
    Nun nickte der andere, und ein Zittern überkam ihn.
    »Es ist lange her, seit ich jene Gegend verließ«, sagte Orm.
    »Aber da du mich kennst, mag es sein, daß wir gleichzeitig dort gewohnt haben. Bist du lange im Ausland gewesen?«
    Er nickte langsam und seufzte schwer auf. Dann hob er die Hand, die ihm geblieben war, spreizte die Finger und schloß darauf wieder die Hand. Das wiederholte er fünfmal und hielt dann vier Finger hoch.
    »Dieses Gespräch geht besser vonstatten, als man hätte denken können«, sagte Olof Sommervogel. »Wenn ich recht verstehe, meint er damit, daß er neunundzwanzig Jahre außer Landes gewesen ist.«
    Der Blinde nickte.
    »Neunundzwanzig Jahre«, sagte Orm sinnend. »Da bin ich, als du wegfuhrst, dreizehn Jahre alt gewesen und müßte mich an Leute erinnern, die damals aus unserer Gegend gen Osten gefahren sind.«
    Der Blinde hatte sich erhoben und stand nun vor Orm; seine Lippen regten sich und er bewegte die Hand, als wenn er Orm Eile machen wollte.
    Plötzlich sagte Orm mit veränderter Stimme: »Bist du vielleicht Are, mein Bruder?«
    Etwas wie Lächeln flog über das Gesicht des Blinden, als er nun nickte; dann schwankte er und sank auf die Bank nieder, saß da und bebte am ganzen Körper.
    Alle auf dem Schiff staunten über diese Begegnung, und sie meinten, nun habe sich etwas zugetragen, das des Erzählens wohl wert war. Orm stand gedankenvoll da und schaute den Blinden an.
    »Es wäre nicht wahr, wenn ich sage, daß ich dich wiedererkenne«, sagte er; »dazu bist du gar zu arg mitgenommen, und es ist lange her, seit ich dich zuletzt sah. Aber du sollst nun mit mir reiten, denn daheim gibt es eine, die dich sofort wiedererkennt, wenn du der bist, für den du gelten willst. Denn unsere alte Mutter, sie lebt noch und es kommt vor, daß sie noch von dir redet; und in Wahrheit, es muß Gott selber gewesen sein, der deine Schritte gelenkt hat, da du als Blinder den Weg zu ihr und mir hast finden können.«
    Orm und Olof hatten nun an ihren Salzkauf zu denken, und sie verwunderten sich beide über die Geldgier der Gotländer, sobald es Geschäfte galt. Viele der

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