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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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sollte Are mit Kohle schreiben. Are war einverstanden und gab sich lange Mühe; aber das Schreiben mit der linken Hand fiel ihm schwer, und bei seiner Blindheit vermischte er die Runen, so daß, was er geschrieben hatte, unleserlich war. Zuletzt packte ihn der Zorn; er schleuderte Tafel und Kohle von sich und wollte keinen neuen Versuch mehr machen.
    Da waren es Rapp und der Priester, die, als sie im Gespräch über diese Sache beisammensaßen, eine bessere Art erdachten. Rapp behaute mit der Axt einen Balken, machte ihn glatt und eben und schnitt Runen in ihn ein, alle sechzehn in rechter Folge hintereinander; und er machte sie groß und deutlich und setzte einen tiefen Strich hinter jede. Sie legten den Balken vor Are hin, damit er ihn betaste, und als er verstand, was sie damit meinten, schien ihm der Sinn leicht zu werden. Nun konnte er mit der Hand eine Rune nach der anderen für die Worte zusammensuchen, die er zu sagen wünschte, und Vater Willibald saß mit Feder und Schafshaut daneben und schrieb die Zeichen hin, auf die Are deutete. Anfangs ging es holperig, wurde aber bald besser, und alle saßen in froher Erwartung da, wenn auf der Schafshaut Verständliches sichtbar wurde. Jeden Abend las der Priester vor, was er tagsüber geschrieben hatte; man hörte begierig zu, und nach drei fleißigen Wochen war die Erzählung zu Ende gebracht. Aber den ersten Abschnitt, der sagte, wo der Schatz verborgen lag, den hörte nur Orm allein.

Die Geschichte vom Bulgarengold
    Ich bin der Ärmste von allen, denn Augen, Zunge und rechte Hand sind mir genommen und auch mein Sohn; ihn hat der Schatzmeister erschlagen. Aber auch den Reichsten kann ich mich nennen, denn ich weiß, wo das Bulgarengold versteckt liegt. Und ich sage jetzt gleich, wo es ist, damit ich nicht vielleicht noch, bevor es gesagt ward, sterbe. Und du, Priester, sollst das meinem Bruder vorlesen und sonst niemand. Er mag bestimmen, ob noch andere davon erfahren sollen.
    Im Fluß Dnjepr, bei der langen Schleppstelle, am rechten Ufer, dicht unterhalb der dritten Stromschnelle, wenn man von Süden kommt; genau zwischen der patzinakischen Grabstätte mit den Schädeln und der kleinen Klippe im Fluß, auf der drei Rosenbüsche wachsen; tief im Wasser des schmalen Rinnsals, dort, wo der Fels geborsten hervortritt; versteckt unter großen Steinen, so daß auf dem Grunde des Wassers nichts sichtbar wird – da liegt das Bulgarengold; und ich bin der einzige, der davon weiß. Es ist Gold in vier kleinen Truhen, die mit dem Siegel des Kaisers versehen sind – keine leichte Last für zwei Männer –, und dazu Silber in fünf ledernen Säcken, und die Säcke sind schwer. Es war zuerst der Schatz der Bulgaren, sie hatten ihn hier und dort zusammengeraubt; dann gehörte er dem Kaiser und wurde vom Schatzmeister Theophilus Lakenodrako gestohlen. Und zuletzt war er mein. Ich bin es, der ihn dort, wo er nun liegt, versteckt hat.
    Nun will ich berichten, wie das alles geschah. Zuerst, als ich nach Miklagärd kam, nahm ich Dienst bei der Leibwache, in der die Nordmänner sind. Da sind viele aus Svealand und auch Dänen und Männer aus Norwegen und aus Island, welches von allen diesen Ländern am weitesten draußen im Meer liegt. Der Dienst ist gut, und der Sold ist reich; aber ich kam zu spät, um bei der Palastplünderung dabei zu sein, die nach dem Tode des Kaisers Johannes Zimiskus vor sich ging. Das war eine gute Plünderung gewesen, von der man lange geredet hat. Denn wenn ein Kaiser stirbt, ist es alter Brauch, daß die Leibwache den Palast plündert. – Viel wäre zu berichten, Priester, aber ich sage nur das Notwendigste, denn dieses Umhertasten auf dem Balken macht müde. Ich habe lange in der Leibwache gedient, habe mich taufen lassen und mir eine Frau genommen. Karbonopsina hieß sie, das ist in unserer Sprache »Kohlenbraun«, und nach Ansicht der Byzantiner war sie aus guter Familie, den die Schwester ihres Vaters war verheiratet mit dem Mann, der als zweiter Leinenkleiderbewahrer im Dienst der drei Prinzessinnen stand.
    In Miklagard war es so, daß nicht nur der Kaiser Basilius, der kinderlos ist, sondern auch sein Bruder Konstantin Kaiser genannt wurde. Basilius aber ist der richtige Kaiser. Er regiert das Reich und schlägt die Aufständischen nieder, und jedes Jahr liegt er gegen Araber und Bulgaren im Feld; aber Konstantin, sein Bruder, sitzt im Palast und spielt mit seinen Schätzen und den Hofleuten und den Verschnittenen, die ihn umlagern. Sagt ihm

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