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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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aber darüber hinaus war all ihre Mühe vergeblich.
    »Wir müssen uns gedulden«, sagte Orm schließlich. »Es lohnt sich nicht, daß wir dich mit nutzlosem Herumraten noch länger quälen, denn wir treffen doch nicht das Richtige. Wenn wir nach Hause kommen, wird der Priester uns helfen können, und zusammen werden wir vielleicht besseren Rat finden. Aber wie das zugehen soll, ist dennoch mehr, als ich begreifen kann.«
    »Nichts ist unbegreiflicher als dies«, sagte Olof, »wie er bei seiner großen Hilflosigkeit den langen Weg in die Heimat hat zurücklegen können. Da das hat geschehen können, dürfen wir auch hoffen, daß irgendein Ausweg sich finden wird, so daß wir erfahren werden, was er uns sagen will. Und ganz sicher denke ich nicht daran, von Gröning heimzufahren, bevor ich mehr von dieser Sache weiß.«
    Are seufzte, wischte sich den Schweiß von der Stirn und saß reglos da.
    Als sie sich Gröning näherten, ritt Orm voraus, um Äsa vorzubereiten, denn er fürchtete, daß Erschrecken und Freude ihr sonst zuviel werden könnten. Und als sie hörte, was Orm zu berichten hatte, wurde sie zuerst verwirrt und fing heftig zu weinen an; aber dann fiel sie auf die Knie, und den Kopf auf die Bank stützend dankte sie Gott, daß er ihr nun den Sohn wiedergab, den sie so lange verloren geglaubt hatte. Sie lief ihm, als sie ihn kommen sah, jammernd entgegen, und es fiel ihr nicht leicht, ihn wieder von sich zu lassen; dann aber fing sie gleich an, auf Orm zu schelten, weil er anfangs nicht recht gewußt habe, ob es Are sei. Nachdem sie ruhiger geworden war, sagte sie, sie werde ihm eine schönere Augenbinde machen, und sobald sie erfahren hatte, daß er hungrig war, wurde ihr besser zumute, und sie ging daran, ihm eigenhändig eines der Gerichte zu bereiten, die er, wie sie sich wohl erinnerte, besonders gern gegessen hatte. Mehrere Tage lang ging sie wie im Taumel umher und konnte an nichts denken als an Are und was sie ihm zu Gefallen tun könnte. Wenn er gute Eßlust zeigte, saß sie glücklich da und schaute ihm zu; als er ihr einmal zum Dank die Hand klopfte, brach sie vor Freude in Tränen aus. Und langweilte sie ihn mitunter durch ihr endloses Geschwätz so sehr, daß er laut stöhnend sich Hand und Armstumpf an die Ohren hielt, dann fügte sie sich und konnte eine Weile lang schweigend dasitzen, bevor sie von neuem begann.
    Alle auf dem Hof zeigten sich hilfsbereit gegen Are und hatten Mitleid mit ihm. Die Kinder waren anfangs schüchtern, aber bald mochten sie ihn gut leiden und lernten es, ihm zu helfen. Er ließ sich morgens gern zum Fluß hinabführen und saß dort mit der Angel, wenn jemand ihm beim Auswerfen der Schnur und mit dem Köder behilflich war. Svarthövde war ihm dabei die liebste Gesellschaft und auch Rapp, wenn er Zeit hatte; vielleicht, weil diese beiden am meisten dazu neigten, ebenso schweigsam dazusitzen wie er selbst.
    Aber seit Orm das wenige erzählt hatte, was er über Ares Unglück während der Heimfahrt erfahren, waren alle voll Neugier nach noch mehr.
    Olof Sommervogel schickte seine Leute mit dem Salz heim und behielt nur zwei Mann bei sich. Er wolle gern so lange bleiben, sagte er zu Ylva, bis es geglückt sei, noch mehr von Are zu hören, denn ihm käme es so vor, als könnten das wichtige Dinge sein.
    Ylva freute sich, daß er blieb, denn sie mochte ihn leiden und sah ihn stets gern als Gast; und außerdem glaubte sie zu bemerken, daß seine Blicke immer häufiger bei Ludmilla ruhten, die nun eine vollerwachsene Fünfzehnjährige war und von Tag zu Tag ansehnlicher und schöner wurde.
    »Gut, daß du bleibst«, sagte auch Orm, »denn ohne deine Hilfe kommen wir mit Are gewiß nicht weit; du bist ja der einzige, der Miklagärd und die Leute dort kennt.«
    Aber wie sie es mit Hilfe des Priesters und der Frauen auch anstellten, es wollte ihnen nicht glücken, noch mehr von Ares Vergangenheit an den Tag zu bringen. Das einzige, was sie nun noch erfuhren, war, daß ihn das Unglück am Flusse Dnjepr, im Lande der Patzinaker, getroffen hatte, dicht bei der langen Schleppstelle an den Stromschnellen. Was aber Byzantiner dort zu tun gehabt hatten, das, meinte Olof Sommervogel, sei nicht leicht zu begreifen; und weiter als bis hierher kamen sie durch ihr Raten nicht.
    Nun dachte Orm sich etwas aus, das, wie er meinte, sich als sehr nützlich erweisen würde. Are verstand sich auf Runenschrift; und Orm ließ von Lindenholz eine weiße, wohlgeglättete Scheibe herstellen; auf diese

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