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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Bootsleute waren Teilhaber an Schiff und Ladung, und alle glichen einander darin, daß sie gutmütig waren in anderen Dingen, aber messerscharf, was ihren Handel betraf.
    »Wir zwingen niemand, weder was Salz noch anderes angeht«, sagten sie, »aber wer herkommt und von uns kaufen will, der muß zahlen, was wir verlangen, oder er geht leer aus. Wir sind reicher als andere und gedenken noch reicher zu werden; denn wir Gotländer haben den meisten Verstand. Und wir sind nicht Räuber und Totschläger wie viele andere, sondern schaffen uns unseren Gewinn durch ehrlichen Handel, und was das Salz jetzt wert ist, das wissen wir besser als ihr. Ehre dem König Sven, der dafür gesorgt hat, daß wir viel fordern können!«
    »Wer König Sven rühmt, soll nicht mit Verstand prahlen«, sagte Orm bitter. »Mir scheint es leichter, mit Räubern und Totschlägern zurechtzukommen als mit euch.«
    »Solche Worte bekommen wir oft zu hören«, sagten die Gotländer, »und doch hast du unrecht. Schau doch mal deinen armen Bruder an, den du bei uns wiedergefunden hast: er hat Silber im Gürtel, und zwar nicht wenig, und doch hat keiner von uns daran rühren wollen, ausgenommen den Teil, den er für Fracht und Speise hat zahlen müssen. Andere hätten sein Silber genommen und ihn ins Meer geworfen; wir aber sind ehrenhafte Leute, wenn auch mancher das nicht begreifen will. Nun ja – hätte er Gold bei sich gehabt, dann wäre es ihm schlimmer ergangen, denn wo Gold ist, kann niemand widerstehen.«
    »Ich fange an, mich danach zu sehnen, wieder auf See zu sein«, sagte Orm, »wenn auch nur, um einem Schiff wie dem euren zu begegnen.«
    »So denken viele«, sagten die Gotländer und lachten, »aber die es je mit uns versuchten, haben nachher an kräftigen Schrammen herumbasteln müssen. Denn du sollst wissen, daß wir stark sind und, wenn es sein muß, vor Kampf nicht zurückschrecken. Styrbjörn, den fürchteten wir, aber nach ihm keinen. Und laß uns nun wissen, wie ihr es haben wollt: ob ihr zu kaufen gedenkt oder nicht; denn noch viele andere Boote liegen hier wartend da.«
    Olof Sommervogel bezahlte seine Salzsäcke, ohne viele Worte zu machen, aber Orm hörte nicht auf, zu brummen, als er sein Geld herzählen sollte.
    Sein Bruder berührte ihn mit der Hand; in der hielt er eine Faust voll Silbermünzen, die er nun sorgsam Orm in die Hand legte.
    »Schaut mal«, sagten die Gotländer, »es ist so, wie wir sagten: an Silber fehlt es ihm nicht. Und nun brauchst du nicht mehr daran zu zweifeln, daß er wirklich dein Bruder ist.«
    Orm stand unentschlossen da und schaute das Silber an, dann sagte er: »Von dir, Are, will ich es annehmen. Aber du sollst nicht glauben, ich sei geizig oder arm; denn ich habe genug für dich und mich. Aber es ist immer verdrießlich, Silber an Kaufleute auszuzahlen, und am schlimmsten ist es, wenn sie so sind wie diese.« »Hier sind sie die stärkeren«, sagte Olof, »und Salz müssen wir haben, koste es, was es wolle. Aber es ist wahr, daß man reich sein muß, wenn man mit Gotländern zu tun hat.«
    Sie sagten den Gotländern kurz Lebewohl, gingen mit ihrem Salz an Land und zogen darauf heimwärts, und Orm wußte nicht recht, ob er froh oder traurig sein sollte, daß er einen wiedergefundenen Bruder in so arg verstümmeltem Zustande mit sich nach Hause brachte.
    Während der Rückkehr, wenn sie an den Lagerstellen beisammen saßen, versuchten Orm und Olof durch viele Fragen etwas vom Schicksal, das Are getroffen hatte, zu erfahren. Olof Sommervogel, der selbst in der Leibwache in Miklagard gedient hatte, war ihm dort nie begegnet; aber durch ihr Fragen brachten sie schließlich heraus, daß er auf einem der kaiserlichen Kriegsschiffe Hauptmann gewesen war. Seine Verstümmelung rührte nicht von einem gerichtlichen Strafurteil her, sondern war ihm nach einem Kampf in der Gefangenschaft zugefügt worden; und soviel stand fest, daß es Byzantiner gewesen waren, die ihm das angetan hatten. Weder Orm noch Olof, wie sehr sie es auch mit sinnreichen Fragen versuchten, konnte weiter kommen als bis hierher; denn Are konnte nur Zeichen geben für ja oder nein und ihm war anzumerken, wie sehr es ihn quälte, daß sie die rechten Fragen nicht finden konnten und daß es für ihn keine Möglichkeit gab, ihnen dabei zu helfen. Daß Seltsames ihm geschehen war, etwas, das mit Verrat und mit Gold zusammenhing, wurde ihnen klar; auch stellte sich heraus, daß er um etwas wußte, das er ihnen durchaus mitteilen wollte;

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