Die Abenteuer des Röde Orm
»Denn du, Olof, bist sowohl reich wie auch von gutem Geschlecht, so daß es schwer wäre, in diesen Gegenden deinesgleichen zu finden. Dazu hast du einen guten Verstand, und ich hab’ immer gemeint, das sei viel wert. Nun wohl: wenn du noch klüger wärst als du bist, dann hättest du dir die milde und gefügige Oddny gewünscht, die ebenso gut ausschaut wie ihre Schwester; aber in diesen Dingen macht ihr Männer es nun mal, so gut ihr könnt, und mehr kann von euch nicht verlangt werden. Mir paßt es gut, daß du Ludmilla gewählt hast, denn sie ist halsstarrig, und mit ihr umgehen ist nicht leicht. Aber das mag sich bessern, sobald sie einen Mann hat.«
»So ist’s«, sagte Toke. »Vom Mädel läßt sich nichts Böses sagen. Und ihre Gemütsart ist nicht schlimmer als die deine war, damals als Orm und ich dich zum erstenmal auf dem Königshof trafen. Dennoch bist du recht bald gezähmt worden, und ich habe Orm nie über dich klagen hören.«
»Wie du schwatzen kannst, Toke«, sagte Ylva. »Ich bin gar nicht gezähmt worden. Wir von Gorms Blute können nie gezähmt werden. Wir sind – auch vor Gott –, wie wir sind. Aber Orm erschlug Sigtrygg und schenkte mir Almanzurs Kette, vergiß das nicht, und da begriff ich, daß er mir zugehört; denn kein anderer hätte das getan. Aber kommt nicht, um mir zu sagen, daß ich gezähmt worden bin.«
»Das war eine nützliche Kette«, sagte Orm, »niemand kann das leugnen. Und eine ebensolche könnte auch Ludmilla bekommen, wenn wir das Gold heimholen. Nun magst du selbst mit ihr reden, Olof, und von nun an soll sie als deine Braut gelten. Wenn wir zurück sind von der Fahrt, ist die Hochzeit, falls du deine Frauen dann aus dem Wege geschafft hast.«
Olof sagte, dergleichen mache in Finnveden keine Umstände; es käme nur darauf an, den Frauen gebührend auszuzahlen und sie gehen zu lassen. Das sei bald getan; und ihm scheine es am besten, wenn die Hochzeit noch vor der Reise stattfinde. Aber Orm und Ylva waren dagegen, und er mußte sich bescheiden.
So weit ging für Olof Sommervogel in dieser Sache alles gut, wenn auch nicht in allen Stücken genau so, wie er es sich wünschte. Ludmilla nahm ihn gut auf, und sie hatten viel miteinander zu reden. Man konnte ihr ansehen, daß sie zufrieden war, obschon sie später Ylva und Oddny anvertraute, sie habe von einem solchen Häuptling erwartet, er werde nicht anders als mit den Händen voll von Kleinodien um sie werben. Sie fragte ihn, ob er in der Betrunkenheit bösartig sei und ob er sich morgens am muntersten fühle oder abends; sie wollte auch genau wissen, wie die beiden Frauen aussähen, die er ihretwegen nun vom Hof treiben werde, und wie dieser denn sei und wie die Kühe und was für Knechte und Mägde er habe und welche Reichtümer seine Truhen bärgen. Über alles dieses gab er ihr einen Bescheid, der sie zufriedenstellte.
Aber Vater Willibald setzte eine strenge Miene auf, als er von alledem erfuhr. Denn in der Eile hatte niemand daran gedacht, daß Olof Sommervogel kein Christ war, und das war in Vater Willibalds Augen schlimm. Eine christliche Jungfrau, die er selbst getauft habe, sagte er, dürfe einem Heiden nicht ausgeliefert werden, und diese Heirat könne nur stattfinden, wenn Olof sich taufen lasse. Darüber gab es nun zwischen den Frauen scharfen Wortwechsel; denn Äsa hielt es mit dem Priester, aber Ylva und Ludmilla waren gegen ihn. Schließlich befahl Orm, mit dem Gezänk aufzuhören, denn man habe nun an die Reise zu denken, und nachher würde man reichlich Zeit haben, von anderen Dingen zu reden. Wenn Olof sich dann taufen lassen wolle, sei es gut; wenn nicht, so werde er das Mädchen trotzdem bekommen.
»Nachher wird sie Zeit genug haben, ihn zum Christen zu machen, wenn sie meint, daß es sich lohnt«, sagte er.
Äsa wies ihn dieser Worte wegen scharf zurecht; aber Orm bat sie, doch an Are zu denken und sich darauf zu besinnen, daß es Christen gewesen waren, die ihn so zugerichtet hatten.
Vater Willibald saß düster da. Seit das Jahr Tausend ohne Jüngstes Gericht zu Ende gegangen sei, diene man Christo nicht mehr mit dem gleichen Ernst. »Und wenn das so fortgeht«, sagte er, »dann siegt zuletzt der Teufel, und ihr alle werdet wieder zu Heiden werden.«
Aber Orm bat ihn, guten Mutes zu sein und nicht so schlecht von ihnen allen zu denken.
»Denn mit Christus bin ich wohl zufrieden«, sagte er, »und ich hoffe, er ist es auch mit mir, wenn auch ich meine Tochter so verheirate, wie ich
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