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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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als nach irdischen zu trachten. Aber in dieser Sache fällt es mir schwer, so zu denken wie er.«
    »In diesem hat der Priester unrecht«, sagte Toke, »mag er in anderen Dingen noch so weise sein. Denn mit dem Menschen steht es so, daß er auf Geld und Gut ganz besonders bedacht ist, wenn er zu altern beginnt. So ging es mit König Harald, sagte mir meine Frau; und er war der weiseste aller Menschen, obwohl es einmal so kam, daß ich ihn an der Nase führte. Und ich selbst ärgere mich Jahr für Jahr mehr über die gotländischen Kaufleute bei Kalmar, auch dann, wenn sie für meine Felle nicht weniger zahlen als ehedem.«
    »Auch anderes ändert sich mit den Jahren«, sagte Orm. »Es ist nicht gesagt, daß ich jetzt zu einer Langfahrt ebenso gut tauge wie einst.«
    »Ich bin älter als du«, sagte Toke, »und mich drücken die Jahre nicht. Auch ist es nicht lange her, daß es hieß, du habest mit einem Besenstiel zwei Berserker erschlagen. Das kann man nicht anders als flink nennen und scheint mir ein Beweis, daß deine Jugend noch nicht vorbei ist, wenn auch du selbst daran zweifelst. Jene beiden stellten deiner Tochter Ludmilla nach, wie man sagt; nun wird sie gewiß von den Frauen beneidet, und sicher scharen sich um sie auch viel Mannsleute. Aber nun will ich von dir, Olof, erfahren, wie in dieser Sache dein Rat ist.«
    »Orm und ich haben viel darüber geredet«, sagte Olof Sommervogel nachdenklich, »und ich bin ebenso unschlüssig gewesen wie er und habe ihm nicht raten können. Ich weiß besser als ihr beide, wie lang diese Reise ist und welche Gefahren sie bieten kann; aber mit einem Schiff voll tüchtiger Männer kann viel gewagt werden. Orm will, daß ich mit dabei bin, wenn es zur Fahrt kommt, aber für mich gibt es da manche Schwierigkeit. Immerhin, es ist klar, daß ich von nicht geringem Nutzen sein könnte, denn ich kenne den ganzen Weg bis nach Miklagärd und auch den großen Strom und seine Gefahren. Nun bin ich endlich zu einem Entschluß gekommen, und mein Rat ist der: Du sollst das Gold holen, Orm, und ich werde dich auf der Fahrt begleiten, wenn du mir dafür deine Tochter Ludmilla zur Frau gibst.«
    Orm schaute ihn verwundert an.
    »Hab’ ich’s nicht gesagt?« fiel Toke lachend ein. »Da haben wir den ersten der Freier.«
    »Du hast ja schon eine Frau«, sagte Orm.
    »Ich habe zwei«, antwortete Olof, »denn so ist es bei den Häuptlingen meiner Gegend Brauch. Aber wenn ich deine Tochter bekomme, jage ich die beiden anderen vom Hofe.«
    »An einen schlechteren Schwiegersohn könnte ich gewiß geraten«, sagte Orm nachdenklich, »und viel spricht dafür, sie zu verheiraten, bevor noch andere Berserker sich heulend um sie sammeln. Aber dies ist eine große Sache, und es lohnt sich, über sie nachzudenken. Hast du mit meinem Weibervolk darüber gesprochen?«
    »Mit ihnen reden, ohne dich gefragt zu haben – das wär recht übel getan. Aber ich glaube, Ylva wird nichts dagegen haben. Sie weiß ebensogut wie du, daß ich der reichste Häuptling in ganz Finnveden bin, daß ich – ungerechnet die Sterken – siebenmal zwanzig Kühe besitze, und ferner daß mein Geschlecht das älteste ist.«
    »Von meinem eigenen Geschlecht will ich nicht reden, obschon es besser sein mag als die meisten«, sagte Orm; »denn der >Weitgreifende< gehört zu meinen Vorvätern, und nach ihm hat mein jüngster Sohn seinen Namen. Aber das Mädchen ist eine Enkelin König Haralds, bedenke das wohl, und in ganz Smaland würdest du vergeblich nach einer ebenso vornehmen Ehehälfte suchen. Darum, wenn du meine Tochter haben willst, bin ich der Meinung, daß du die Frauen, die du jetzt hast, weiter wegtreiben mußt als bloß bis zum Brauhause oder in die Hinterstube; und sie wird sich schlecht mit dir vertragen, wenn du dich später nicht einzig an sie hältst.«
    »Dieser Ehre ist sie wert«, sagte Olof; »und ich habe schon merken können, daß es mit dem häuslichen Frieden schlecht bestellt ist, wenn man mehr Frauen hat als eine. Aber nun ist es mir eine große Freude, daß du in dieser Sache nicht gegen mich bist, und daher sag ich dir Dank.«
    »Danke mir nicht zu früh«, sagte Orm. »Wir wollen zuerst hören, was Ylva dazu sagt. Bestimmen tu ich; aber in solchen Dingen läßt der Kluge auch immer seine Frau ein Wort mitreden.«
    Man rief Ylva zur Beratung herbei; und als sie hörte, wovon die Rede war, sagte sie, dieses käme ihr nicht ganz unerwartet.
    »Einen solchen Freier darf man nicht abweisen«, sagte sie.

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