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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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und mein Leben und alles Gold hätte ich hingegeben, wäre ich rechtzeitig bei ihm gewesen. Die Männer, die auf mich eindrangen, stürzten tot hin, und ich wußte kaum, wie ich sie niederschlug; aber als ich dann den Schatzmeister erreichte, lag Halvdan schon tot am Boden. Da haute ich mit beiden Händen zu, und es war mein letzter Schlag und mein bester: er schnitt durch Helm und Panzerhaube und spaltete den Schädel des Schatzmeisters so tief, daß ihm die Zähne aus dem Maule fielen. Aber da, als der Tod ihn schon gebissen hatte, fuhr mir sein Schwert ins Auge, so daß ich hinstürzte und zu sterben meinte. Aber das war mir gleich, denn ich dachte: Halvdan ist tot, und ich habe ihn gerächt, und nun ist alles aus und zu Ende.
    Nun bin ich dieser Schreiberei müde geworden. Ich habe alles gesagt. Das nächste, wovon ich weiß, ist dies: daß ich gebunden lag und daß der Protospatharius Zacharias neben mir saß und lachte, und das war nicht wie eines Menschen Lachen. Er erzählte mir, wie ich verstümmelt werden sollte und krächzte auch viel vom Golde. Ich spuckte ihn an und bat ihn, mir seine Ohren zu zeigen. Nur ein Mann war ihm noch geblieben, und zusammen schlugen sie mir die Hand ab und tauchten den Stumpf in heißes Öl, das sie auf dem Schiff gefunden hatten; denn ich sollte nicht zu bald sterben. Aber er versprach mir einen schnellen Tod, wenn ich ihm sagte, wo das Gold sei. Aber das zu erfahren, gönnte ich ihm nicht; und ich fühlte keine Qual, denn ich war tot in der Seele. Ich sagte ihm, daß das Gold unterwegs zum Kaiser sei, und das glaubte er mir, und wir redeten nicht mehr miteinander.
    Das nächste, was ich weiß, ist, daß ich Geschrei vernahm, und ein Mann wimmerte und fing an zu husten und wurde dann still. Später lag ich in einem Boot und wurde über Land geschleppt. Ich bekam zu trinken und wußte von nichts. Dann schwamm das Boot auf dem Wasser, und ich war fast immer gleich einem Toten. Der Mann am Ruder redete viel, und ich konnte manches verstehen. Es war der andere Kazar; er sang und pfiff und war fröhlich. Beim Überfall war er geflohen, um laufend mein Schiff zu erreichen, aber das war nicht mehr dagewesen. Da war er zurückgekehrt; er hatte sich an die zwei, als sie sich mit mir zu tun machten, herangeschlichen und sie mit Pfeilen erlegt. Warum er sich um das, was von mir übrig war, noch Mühe gab, kann niemand wissen; aber er mag ein guter Mann gewesen sein, wie das die Kazarer oft sind. Zwei arme Männer waren vom anderen Strande herübergekommen, um die Toten zu plündern; ihnen hatte er das Schiff des Schatzmeisters mit allem darin geschenkt, wogegen sie ihm ihr Boot überlassen und ihm helfen mußten, mit mir über die Schleppstelle zu kommen. So geschah es, und von alledem weiß ich nur soviel, als er mir davon gesagt hat.
    Er lachte viel und rühmte sein Glück, denn er hatte beim Schatzmeister und dessen Vater viel Gold und Silber gefunden, und die Rüstungen und Waffen, die er ihnen abgenommen hatte, waren von erlesener Art. Auch die anderen hatten Schmuck und Münzen bei sich gehabt, und bei meinem Sohn hatte er einen schönen Ring gefunden. Nun wollte er sich in Kiew Pferde und ein paar Frauen kaufen und dann gepanzert, als reicher Mann, zu seinem Volk zurückkehren. Während er mich alles dies hören ließ, pflegte er mich, so gut er es vermochte; und ich trachtete ständig danach, mich aus dem Boot zu wälzen und mich zu ertränken; aber meine Schwäche war allzu groß.
    Er wußte, daß ich nach Kiew wollte, und als wir dorthin gelangten, führte er mich zu Mönchen. Ich versuchte, ihm mit Silber sein Tun zu lohnen, denn an meinen Gürtel hatte niemand gerührt, er aber wollte nichts annehmen. Er habe genug, sagte er, und durch das, was er für mich getan, sei er bei Gott nun gut gestellt.
    Nun blieb ich bei den Mönchen und wurde von ihnen gepflegt. Und endlich wurde es besser mit mir, und ich begann wieder, des Goldes zu gedenken. Männer aus der Heimat kamen zu den Mönchen und stellten Fragen; sie begriffen, daß ich heim wollte und hörten auch, daß ich bezahlen konnte. So kam ich allmählich flußaufwärts, der eine übergab mich dem andern, bis ich auf das gotländische Schiff gelangte, auf dem wir uns begegnet sind.
    Und während dieser ganzen Zeit war es schwer für mich, zu bedenken, daß ich vom Bulgarengolde nichts würde berichten können, auch wenn ich zuletzt in die Heimat und zu Verwandten gelangte. Aber deine Weisheit, Priester, war meine Hilfe, so

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