Die Abenteuer des Röde Orm
selbst es am besten finde. Und es gehört viel dazu, daß ich ihm treulos werde, denn er ist mir immer hilfreich gewesen.«
Toke sagte, zu diesem Gespräch könne er durch Neuigkeiten aus Värend einiges beitragen.
»Ihr erinnert euch ja wohl noch des Priesters Rainald«, sagte er, »jenes, der um Christi willen den greisen Styrkar am Stein erschlug. Nun ist die Alte, deren Knecht er hat werden müssen, gestorben, und er ist wieder ein freier Mann, der bei vielen in großem Ansehen steht. Und Priester ist er auch jetzt noch, aber es ist nicht mehr Christus, dem er dient; denn seiner ist er überdrüssig geworden, schon als er der Knecht jener Alten war, und jetzt verflucht er alles, was irgend dem christlichen Glauben zugehört. Stattdessen hält er sich zu Frey und häuft großen Reichtum an durch die Kunststücke, auf die er sich versteht. Alle Frauen gehorchen ihm und halten ihn für den größten Priester, der noch je bei den Virden gesehen ward. Und es heißt, daß Gefolgschaft sich um ihn gesammelt hat und daß er ein echter, rechter Landstreicherhäuptling geworden ist.«
Vater Willibald hörte das mit Entsetzen. Hinfort, sagte er, brauche er also diesen Mann nicht mehr in sein Gebet einzuschließen, und es sei das erstemal, daß er von einem christlichen Priester gehört, der sich offen dem Teufel ergeben habe.
Ylva meinte, jener habe doch auch seine guten Seiten gehabt, und es sei schade, daß es ihm so schlimm ergangen sei.
Aber Orm lachte. »Laß doch jene beiden, ihn und den Teufel, in Ruhe übereinkommen«, sagte er. »Wir haben jetzt an Wichtigeres zu denken.«
Nun war er, was die Fahrt nach dem Golde betraf, nicht mehr unschlüssig. Man beschloß, um Mittsommer zu segeln, wenn bis dahin an der Küste ein gutes Schiff gefunden würde, das verkäuflich sei.
»Aber am schlimmsten ist es mit dem Schiffsvolk«, sagte Orm. »Wir müssen seetüchtige Männer haben, aber hier im Binnenlande sind solche selten; und der Fracht wegen, die wir heimzuführen gedenken, kann es gewagt sein, fremde Leute zu dingen. Vielleicht ist es klug, nur wenige mitzunehmen, dann wäre ja auch die Löhnung geringer; aber noch klüger mag es sein, viele zu nehmen, denn wir wissen nicht, welche Gefahren unser warten.«
Wie sie nach Vi auf Gotland fuhren
Olof Sommervogel zog heim, um sich für die Fahrt zu rüsten und in Hailand unter den Männern, die er kannte, Schiffsbemannung zu dingen; und Orm, Toke und Harald Ormsson ritten zur Küste hinab, um ein Boot zu suchen. An der Flußmündung fanden sie eins, das verkäuflich war; sein ältlicher Besitzer wollte es zu Geld machen, um seinen Töchtern ihr Erbgut auszuzahlen. Bei genauer Besichtigung zeigte es sich, daß das Boot in gutem Zustand war; und es konnte als ansehnlich gelten, da es für 24 Paar Ruder gebaut war. Orm meinte jedoch, es hätte nicht geschadet, wenn es noch größer gewesen wäre, und das war auch Tokes Ansicht.
»Denn die damit segeln werden, sind große Häuptlinge«, sagte er, »und dreißig Paar Ruder wären für uns nicht zu viel.« »An den Schleppstellen«, sagte Harald Ormsson, »dort, wo es, wie Olof Sommervogel uns gesagt hat, über Land gezogen werden muß, werdet ihr es vielleicht groß genug finden.«
»Du, Orm, hast ja immer Glück«, sagte Toke, »und so steht es denn bei dir so, daß deine Klugheit sich auf die Kinder vererbt hat.«
»Es ist schlimm, wenn ein Mann von seinem Sohn belehrt werden muß«, sagte Orm, »und solange ich zu bestimmen habe, soll das nicht zur Gewohnheit werden. Aber dieses Mal muß ich zugeben, daß der Junge recht hat. Das Schleppen wird jetzt mühsamer sein als damals, da wir die Glocke des heiligen Jakob zogen.«
»Damals waren wir jung«, sagte Toke; »jetzt sind wir große Häuptlinge und brauchen nicht selber die Seile zu fassen. Mag doch das junge Volk im Anspann liegen, während wir mit den Daumen im Gürtel nebenher gehen und uns darüber wundern, wie gering die Kräfte der Jüngeren sind! Und es mag sein, daß ein Schiff wie dieses ihnen reichlich schwer scheinen wird.«
Endlich, nach langem Handeln, kaufte Orm das Schiff.
An der Flußmündung lagen große Höfe; dort kaufte er Ochsen, Schweine und Malz und verabredete mit den Bauern das Schlachten, Räuchern und Brauen, damit das Schiff mit Speise und Trank wohl versehen sei. Er staunte sehr, als er merkte, wieviel Silber das alles kosten würde, und seine Trauer wuchs, als er eine Anzahl junger Männer auf den Höfen zu einjähriger Langfahrt
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