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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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wünschen sie sich wahrscheinlich am allermeisten.«
    »Mag es gehn, wie es will«, sagte der andere finster. »Aber es ist so, wie man mir immer gesagt hat: daß die aus Schonen nur an sich selbst denken und nie zu einem Freundschaftsdienst bereit sind.«
    »Gewiß«, sagte Orm, »uns kommen Ostgoten nur selten in den Sinn. Das geschieht nur, wenn es sein muß. Aber jetzt haben wir deinetwegen genug Wegstrecke verloren. Lebwohl.«
    Orms Schiff wurde nun etwas zurückgehalten, und Toke wandte es wieder gegen den Strom. Aber währenddessen schwoll der Zorn des Ostgotenhäuptlings so an, daß er plötzlich seinen Speer nach Orm schleuderte.
    »Da hast du ein Andenken!« rief er, als der Speer dahinflog.
    Dicht neben Orm stand Olof Sommervogel, und der tat nun etwas, wovon unter Kriegern oft geredet wurde, was man aber nur selten zu sehen bekam. Er trat einen Schritt vor, ergriff den heranfliegenden Speer dicht hinter dem Beschlag, drehte ihn um und sandte ihn so geschwind zurück, daß kaum jemand begriff, was geschah. Der Ostgote war auf eine so schnelle Antwort nicht gefaßt gewesen, und der Speer traf ihn an der Schulter, so daß er schwankte und niedersitzen mußte.
    »Das war ein Gruß aus Finnveden!« rief Olof.
    »So ist’s recht!« riefen Olofs Mannen und nickten freudestrahlend nach allen Seiten. Und mit ihnen freuten sich alle auf dem Schiff, obschon sie sicher waren, daß die Ostgoten jetzt über sie herfallen würden. Denen schien jedoch der Mut gesunken zu sein; sie setzten ihre Fahrt stromab fort und verschwanden.
    »Einen solchen Wurf habe ich noch nicht gesehen«, sagte Orm.
    »Hab Dank.«
    »Ich führe meine Waffen ebenso geschickt wie die meisten«, sagte Toke, »aber diesen Wurf könnte ich dir nicht nachmachen. Und du mußt wissen, Olof Styrsson, daß Toke Grägullesson das nicht so bald sagt.«
    »Man muß Veranlagung dazu haben«, sagte Olof, »und die ist vielleicht nicht häufig. Ich hab’ es in jungen Jahren erlernt, habe es aber einem anderen nie beibringen können.«
    An diesem Abend wurde im Nachtlager am Flußufer viel von diesem Wurf geredet und auch davon, wie es ablaufen würde, wenn die Ostgoten die Gotländer einholten.
    »Sie können nicht mit einem einzigen Schiff drei andere, die kampftüchtig sind, angreifen, wie groß ihre Wut auch sein mag«, sagte Toke. »Aber sie werden hinter den Gotländern herfahren, bis sie im offenen Meere sind. Ist dann, wie sie hoffen, das Wetter schlecht und werden die Gotländer vom Sturm auseinandergetrieben, dann können sie sich mit besseren Aussichten an sie heranmachen. Aber die Gotländer werden ihnen nicht wenig zu tun geben.«
    »Ostgoten sind gefährliche Leute«, sagte Orm. »Wir hatten einige mit dabei, als wir mit Thorkel, dem Hohen, nach England fuhren. Sie taugen im Kampf und halten sich selbst für die besten aller Krieger. Daher vertragen sie sich schlecht mit anderen Leuten, doch das kümmert sie wenig. Wenn sie getrunken haben, können sie recht aufgeräumt sein, aber sonst verstehen sie keinen Spaß. Am schlimmsten sind sie, wenn sie meinen, man mache sich über sie lustig; dann kann es vorkommen, daß sie geradezu in die Speerspitzen rennen. Heute nacht muß also gut gewacht werden, denn es könnte sein, daß sie uns jenen Speerwurf nachtragen und zurückkommen.«
    Aber nichts dergleichen geschah, und gestärkt durch diese Begegnungen mit Stammesgenossen ruderten die Männer immer weiter in das schier endlose Land hinein. Sie kamen zu einer Stelle, wo das Wasser große Steine umbrauste. Dort wurde das Schiff an das Ufer gezogen und ausgeladen, worauf man es in einer geebneten Spur um die Stromschnelle zog und es dann wieder ins Wasser setzte. Als dann auch die Ladung auf demselben Wege herbeigeholt und verstaut war, fragten die Männer zuversichtlich, ob es nun nicht an der Zeit sei, an das gute Schleppbier heranzugehen. Aber Spof sagte: nur Neulinge könnten auf diesen Gedanken kommen.
    »Dieses hier war keine Schleppstelle«, sagte er, »sondern nur ein Übersetzen. Bier wird nur an den Schleppstellen ausgeschenkt.«
    Noch mehrere Male kamen sie an ähnliche und an noch schwierigere Stellen. Aber Spof sagte jedesmal dasselbe, und sie fingen an, sich zu fragen, wie denn eine Schleppstelle wohl aussehen mochte.
    Jeden Abend, wenn sie für die Nacht an Land gegangen waren, wurde im Fluß gefischt, und man machte stets reichlichen Fang. Daher litten sie keine Not, obschon der größte Teil der Vorräte, die sie an Bord gehabt

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