Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
und graugesprenkelter Mann, der Spof hieß. Er kannte alle östlichen Gewässer, denn er hatte sie viele Male befahren. Bevor er sich entschied, wollte er alles auf dem Schiff genau in Augenschein nehmen. Während das vor sich ging, redete er nicht viel, aber dem meisten, was er sich anschaute, stimmte er nickend zu, und zuletzt bat er, vom Schiffsbier kosten zu dürfen. Dieses hatte Orm an der Flußmündung brauen lassen, und niemand hatte darüber geklagt.
    Spof schmeckte davon und stand nachdenklich da.
    »Ist das alles Bier, das du hast?« fragte er.
    »Ist es nicht genug?« fragte Orm.
    »An Bord taugt es gewiß«, sagte Spof, »und ich trinke es gern. Aber sag: Sind deine Leute von friedlicher Sinnesart? Arbeiten sie gern und sind sie schon mit wenig zufrieden?«
    »Mit wenigem zufrieden?« fragte Orm. »Wenn die Seekrankheit ihnen nicht zusetzt, begnügen sie sich kaum mit sehr viel. Und ich habe sie nicht gerade gewählt, damit sie ein friedliches Gemüt an den Tag legen. Nach Arbeit und Mühen verlangt es sie gewiß nicht mehr als andere.«
    Spof nickte gedankenvoll. »Es ist, wie ich mir’s gedacht habe«, sagte er. »Wir kommen in der schlimmsten Sommerhitze zur Schleppstelle, und wenn alles gut gehen soll, mußt du dort besseres Schleppbier haben.«
    »Daran hätte ich denken sollen«, sagte Olof Sommervogel. »Es ist so, wie Spof sagt.«
    »Schleppbier?« fragten Toke und Orm.
    »Wir Gotländer«, sagte Spof, »die wir am weitesten herumgekommen sind, haben vor allem die Flüsse des Gardareiches befahren. Wir kennen die Flußläufe der entlegensten Ferne, jenseits der Schleppstelle der Merer, an die außer uns sich noch niemand mit großen Schiffen gewagt hat. Und es ist das Schleppbier, das uns dort, wo andere umkehren müssen, weiterhilft. Dieses Bier muß von allerbester Sorte sein, so daß es kräftigt und unternehmend macht, und von diesem Bier müssen die Männer trinken, wenn sie Schiffe über die Schleppstellen ziehen. Sonst aber dürfen sie es auf der Reise nie zu schmecken bekommen. Das haben wir Gotländer uns ausgedacht, und darum wird bei uns das beste Bier gebraut, denn vom Bier haben wir unseren Reichtum.«
    »Wenn ich mich nicht arg täusche«, sagte Orm, »dann wird dieses Bier nicht billig verkauft.«
    »Es ist um so viel teurer, als es besser ist als anderes, ja, vielleicht ist es noch ein wenig teurer«, sagte Spof. »Aber seinen Preis ist es wert, denn ohne dieses Bier gelangt niemand ins Gardareich.«
    »Wieviel davon würden wir brauchen?« fragte Orm.
    »Laß mich sehen«, sagte Spof. »Ein Schiff zu 24 Rudern, also Sechsundsechzig Mann und den unteren Weg bis nach Kiew. Das macht sieben kleinere Schleppstellen, aber sie kosten viel Mühe. Am schwersten ist das lange Schleppen bis zum Fluß Dnjepr. Fünf der größten Tonnen dürften genügen.«
    »In den westlichen Fahrwassern reisen Seefahrer billiger, soviel ist sicher«, sagte Orm. Und er war dessen noch sicherer, nachdem er das Bier gekauft und Spof, wie der es verlangte, den halben Lohn ausgezahlt hatte. Als er nachher sein Silber zählte, murmelte er düster, daß er Kiew am Bettelstabe erreichen werde, nachdem er sowohl Schiff wie Waffen unterwegs an Gotländer verpfändet habe.
    »Und doch scheinst du mir ein tüchtiger Mann zu sein, der sowohl Kenntnisse wie Verstand besitzt«, sagte er zu Spof. »Mag sein, daß ich nicht bereuen werde, dich als Steuermann mitgenommen zu haben, obschon du dich reichlich bezahlen läßt.«
    »Mit mir steht es wie mit dem Schleppbier«, sagte Spof still. »Ich bin teuer, aber ich tauge auch viel.«
    Sie blieben drei Tage in Vi, und Spof ließ die Männer feste Gestelle für die Biertonnen zimmern, bis schließlich alles so war, wie er es haben wollte. Das Bier nahm viel Raum und belastete das Schiff schwer, aber die Männer scheuten keine Mühe, denn sie hatten dieses Gesöff an Land kennengelernt. Schon am ersten Tage hatten viele ihr Silber vertrunken, worauf sie Orm eifrig mit Bitten angingen, ihnen doch schon jetzt den ganzen Lohn auszuzahlen. Aber man hörte von keinem, daß er damit Erfolg gehabt hätte. Einige versuchten, ihre Lederjacken gegen Bier einzutauschen, andere ihre Helme; und wenn die Gotländer auf solchen Handel nicht eingingen, kam es zu Schlägereien, was dann den Rechtshütern Anlaß gab, an Bord zu kommen und hohe Reuegelder einzutreiben. Einen halben Tag lang saßen Orm und Olof mit diesen Leuten zusammen, bis sie die Zahlung auf die Hälfte heruntergehandelt

Weitere Kostenlose Bücher