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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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weiterfahren wollten, kam Faste zu Orm und bat ihn, doch seinen Schreiber mitzunehmen, der einen Korb voller Köpfe nach Kiew zu bringen hatte. Denn der Großfürst wolle seine Stadthäuptlinge diensteifrig wissen, und daher läge ihm viel daran, die Köpfe schwerer Übeltäter zugeschickt zu erhalten. Letzthin habe es aber keine sichere Reisegelegenheit nach Kiew gegeben, und nun wolle er diese nicht versäumen. Der Schreiber war ein junger Mann aus Kiew; er hatte eine Schafshaut bei sich, auf der die Eigentümer der Köpfe verzeichnet waren und auch die Untaten, die sie verübt hatten.
    Da Faste sich ihm so freundlich erwiesen hatte, glaubte Orm, ihm die Bitte nicht abschlagen zu können, obschon er nicht gern zustimmte. Die Köpfe weckten in ihm finstere Gedanken, denn er hatte schon früher mit dergleichen zu tun gehabt und zudem fiel ihm ein, wie einst sein eigener Kopf an König Sven verkauft wurde, wenn auch aus diesem Handel nie etwas geworden war. Er hielt daher diesen Korb für ein Unglückszeichen und ebenso dachten auch die anderen. In der Sommerwärme merkte man auch bald, daß die Köpfe anfingen, alt zu werden, und man war noch nicht weit gekommen, als die Männer anfingen, über den argen Gestank zu murren. Der Schreiber schien nichts davon zu spüren, denn er saß unbeirrt neben seinem Korb; er begriff aber, wovon die Männer redeten und schlug selbst vor, den Korb an einem Strick festzumachen und im Wasser nachschleppen zu lassen. Dem wurde eifrig beigestimmt; der Korb wurde gut angebunden und über Bord gehoben. Man hatte nun wieder das Segel gesetzt und fuhr schnell dahin; aber nach einiger Zeit rief Svarthövde, daß der Korb sich vom Strick gelöst habe und weg sei.
    »Nun bleibt dir nichts übrig, als ins Wasser zu springen und deine Schätze zusammenzusuchen«, sagte Toke zum Schreiber, »sonst geht es dir schlimm, wie du es auch anstellst.«
    Der Schreiber ärgerte sich über dieses Mißgeschick, große Besorgnis merkte man ihm aber nicht an. Denn die Schafhaut, sagte er, sei das wichtigste. Solange er die habe, mache das andere nicht viel aus. Es seien bloß neun Köpfe gewesen, und so viele, meinte er, würde er bei seinen Amtsgenossen in Kiew leihen können. Bei denen gäbe es immer viele Übeltäter, die auf ihre Strafe warteten.
    »Um Gottes Barmherzigkeit willen hilft halt der eine dem andern«, sagte er, »und die Köpfe sind alle gleich.«
    »Ich höre, daß ihr hier Christen seid«, sagte Orm.
    »Wir in Kiew sind Christen«, sagte der Schreiber, »denn der Großfürst hat es befohlen, und es ist am besten, sich ihm zu fügen.«
    Sie erreichten eine Stelle, wo zwei Flüsse zusammenliefen. Der von rechts kommende, der Ulla hieß, war ihr Weg, und nun begann die schwere Arbeit an den Rudern, denn hier war die Strömung reißender und der Fluß wurde bald schmaler; immer öfter mußten sie das Schiff über unfahrbare Stellen ziehen. Ein langes und schweres Arbeiten begann, das auch der Stärkste spürte, und mit Sehnsucht gedachten die Männer der guten Tage, die sie auf der Düna gehabt. Schließlich gelangten sie zu einer Stelle, wo Spof an Land ging, obschon es noch früh am Tage war. Hier, sagte er, sei die Schleppstelle.
    Es lag viel bearbeitetes Holz umher, das Reisende, aus entgegengesetzter Richtung kommend, hier zurückgelassen hatten: Stücke von Brettern, Rollen, klobige Kufen. Einiges davon konnte benutzt werden, anderes mußte aus gefällten Bäumen zusammengezimmert werden. Das Schiff wurde ans Ufer gezogen, und es brauchte viel Tischlerarbeit, um zu beiden Seiten des Kiels Kufen zu befestigen. Während das vor sich ging, sah man in einiger Entfernung zwei Männer aus dem Walde kommen und zögernd stehenbleiben. Spof freute sich, als er sie sah; er winkte ihnen zu, hob eine Kanne hoch und rief ihnen in ihrer Sprache nur zwei Worte zu: »Ochsen« und »Silber«. Die Männer kamen näher, man bot ihnen Bier an, und nun zeigte Fastes Schreiber sich nützlich, denn er konnte mit ihnen reden.
    Sie hätten Ochsen zu verdingen, sagten sie, aber nur zehn, und Spof hätte lieber noch mehr gehabt. Diese Ochsen waren jetzt tief im Walde auf der Weide, wo Räuber und Steuereintreiber ihrer nicht habhaft werden konnten; aber nach drei Tagen wollten sie mit ihnen zur Stelle sein. Was sie dafür verlangten, war nicht viel: Segeltuch war ihnen lieber als Silber; wenn aber ein Ochse umkommen sollte, wollten sie gut entschädigt werden. Orm fand diese Forderung annehmbar; dergleichen war ihm

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