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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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zornig und streckte die Zunge heraus.
    Die Häuptlinge der gotländischen Schiffe wollten wissen, wer Orm sei und was für Waren er führte.
    »Ich bin kein Händler«, sagte Orm. »Ich fahre nach Kiew, um ein Erbe zu holen.«
    »Das muß eine große Erbschaft sein, wenn die Fahrt lohnen soll«, meinten die Gotländer ungläubig. »Gehst du aber auf Plünderung aus, dann mußt du dich an andere als an uns halten, denn wir segeln stets mit zuverlässiger Gefolgschaft.«
    Damit waren die Schiffe aneinander vorbeigefahren und trennten sich.
    »Jene Frau war nicht übel«, meinte Toke nachdenklich. »Nach ihren Brüsten zu urteilen, war sie nicht älter als zwanzig Jahre, wenngleich das sich nicht ohne weiteres sagen läßt von einer, die an den Armen hängt. Aber zwölf Mark können nur Gotländer für eine Frau verlangen, auch wenn sie jung ist. Immerhin, ich glaubte beinah, daß du, Olof, ein Angebot machen würdest.«
    »Das hätte ich gewiß tun können«, sagte Olof, »aber dann müßte es anders um mich stehen. Denn ich kümmere mich nur um eine einzige, und dergleichen geht nicht so bald vorüber.«
    Orm jedoch blickte den Schiffen mit finsterer Miene nach.
    »Es wird zuletzt doch noch mein Schicksal werden, mich mit Gotländern zu schlagen«, sagte er, »und das, obschon ich ein friedfertiger Mann bin. Denn ihr Übermut ist groß, und ich werde es allmählich müde, ihnen stets das letzte Wort zu lassen.«
    »Wenn anderes uns fehlschlägt, wäre das vielleicht etwas für die Heimreise«, sagte Toke.
    Aber Spof gab zu verstehen, daß man sich dann einen anderen Steuermann suchen müsse, denn wo es gegen seine Landsleute gehe, wolle er nicht mitmachen.
    Am Nachmittag des gleichen Tages hatten sie noch eine Begegnung. Man hörte Rudergeknarr, und an der nächsten Flußbiegung tauchte ein Schiff auf, das sich geschwind näherte. Seine 24 Ruderpaare waren alle bemannt und wurden kräftig gehandhabt. Als Orms Schiff in Sicht kam, verlangsamten jene die Fahrt; ihr Schiff war voll gewappneter Männer.
    Orm rief seinem Schiffsvolk zu, kräftig und gleichmäßig weiterzurudern; die anderen sollten sich bereit halten; und Toke, der am Steuer stand, änderte ein wenig den Kurs, um sich den Fremden an die Seite legen zu können, ohne gerammt zu werden, wenn es zum Kampf kommen sollte.
    »Wer seid ihr?« schrie man vom fremden Schiff herüber.
    »Männer aus Schonen und Smaland«, antwortete Orm. »Und ihr?«
    »Ostgoten.«
    Der Fluß war hier breit und die Strömung gering. Toke rief nun den Ruderern an Backbord zu, sich noch mehr anzustrengen, und denen an Steuerbord befahl er, die Ruder ruhen zu lassen; dadurch machte das Schiff eine schnelle Wendung auf die Ostgoten zu und beide Schiffe glitten nun nebeneinander stromab, so nah, daß sie kaum die Ruder frei rühren konnten.
    »Jetzt hätten wir euch gehabt, wenn wir gewollt hätten«, sagte Toke. »Und das, obgleich euch die Strömung günstig ist. Dergleichen ist uns nichts Neues.«
    Der Ostgote sah ihre Kampfbereitschaft, und seine Stimme wurde ruhiger.
    »Seid ihr auf dem Fluß Gotländern begegnet?« fragte er.
    »Drei Schiffen, heute vormittag.«
    »Habt ihr mit ihnen geredet?« »In aller Freundschaft. Sie hatten gute Ladung und erkundigten sich nach Ostgoten.«
    »Sie fragten nach Ostgoten? Sie fürchteten sich wohl?«
    »Sie sagten, ohne Ostgoten hätten sie Langeweile.«
    »Das sieht ihnen gleich. Drei Schiffe, sagst du? Und ihre Ladung?«
    »Waffen und Männer. Gelüstet dich danach?«
    »Dann steht es bei ihnen nicht anders als bei uns, und es lohnt nicht, sich zu schlagen«, sagte der andere. »Hör nun meinen Rat. Komm mit, wir wollen die Gotländer überfallen. Das gibt guten Gewinn und wir teilen brüderlich.«
    »Hast du etwas mit ihnen ins reine zu bringen?« fragte Spof.
    »Sie sind reich, und ich nicht. Ist das nicht genug? Wir haben auf der Heimfahrt kein Glück gehabt. Als wir die Wolga verließen, waren wir noch reich. Aber die Merer lagen an ihrer Schleppstelle im Hinterhalt, und wir verloren eines unserer Schiffe und das beste von der Ladung. Als armselige Bettler wollen wir aber nicht heimkommen. Kommt mit, wenn ihr wirklich so seid, wie ihr ausschaut. Die Gotländer sind die Mühe wohl wert. Es heißt, daß sie jetzt daheim ihre Pferde mit silbernen Hufeisen beschlagen.«
    »Wir haben anderenorts zu tun«, sagte Orm, »und das ist eine Sache, die eilt. Aber die Gotländer werden sich gewiß freuen, euch zu sehen. Drei Schiffe gegen eines: das

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