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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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entkleidete sich, bis sie schließlich nackt vor ihm dastand. Alle seine Leute seufzten und rauften sich unter verzücktem Gemurmel den Bart, denn sie war vom Scheitel bis zur Sohle sehr schön. Der Häuptling befahl ihr, sich umzudrehen und nahm sie genau in Augenschein: er strich an ihrem Haar entlang, das lang und braun war, und betastete ihre Haut; darauf erhob er sich und drückte ihr einen Siegelring, den er trug, gegen Leib, Brust und Lippen. Dann nahm er, während er seinen Mannen etwas sagte, seinen roten Mantel ab und hängte ihn ihr um. Bei seinen Worten berührten alle seine Leute die Stirn mit der Hand und verneigten sich unter ehrerbietigem Gemurmel. Das Mädchen kleidete sich nun wieder an, behielt aber den roten Mantel; man reichte ihr Speise und Trank, und alle schienen ihr mit Achtung zu begegnen.
    Die Gefangenen saßen schweigend da und sahen zu; und als es so weit war, daß das Mädchen im roten Mantel dastand und man ihr Speise und Trank bot, sagte Orm, sie scheine von allen, die auf Kroks Schiff gewesen seien, das meiste Glück zu haben. Toke stimmte dem zu. Es sei hart für ihn, sagte er, sie erst jetzt, da sie schon in der Gewalt eines anderen sei, in ihrer vollen Schönheit gesehen zu haben, denn die Zeit sei für ihn kurz gewesen und es habe mit vielem geeilt; und nun, sagte er, könne er weinen bei dem Gedanken, daß er dem dickbäuchigen Graubart, der sie betastet habe, nie den Schädel werde spalten können. »Doch hoffe ich stark«, sagte er, »daß der Alte wenig Freude an ihr haben wird, denn ich habe sie von Anfang an gutartig und verständig gefunden, obschon wir nicht miteinander haben reden können, und daher wird sie wohl bald wissen, wie sie einem solchen alten Liebhaber ein Messer in den Leib rennt.«
    Schweigend und zerknirscht und ohne sich um das, was an Land geschah, zu kümmern, hatte Krok dem Meere zugewandt dagesessen; jetzt tat er einen Ausruf, und gleichzeitig brachen die Fremden in lebhaften Lärm aus. Denn vier Schiffe erschienen draußen vor der Bucht und näherten sich; es waren jene, die mit Berse gekämpft hatten. Sie ruderten langsam, und bald sah man, daß eines sehr tief ging und beschädigt war. Die Reling am Mittelschiff war auf einer Seite eingedrückt, und viele Ruder waren zerbrochen.
    Wenn auch die Gefangenen über ihr Unglück trauerten und matt und geplagt waren von Wunden und Durst, so brachen sie bei diesem Anblick doch in Lachen aus. Denn sie sagten sich gleich, daß es einem von Berses Schiffen geglückt war, draußen wo der Wind zugenommen hatte, dieses Schiff zu rammen, so daß die Feinde, als sie nur noch drei brauchbare Schiffe hatten, von einem weiteren Kampf hatten absehen müssen und mit dem beschädigten zurückgerudert waren. Einige machten sich nun die Hoffnung, daß Berse zurückkommen und sie retten werde. Krok jedoch sagte: »Er hat viele Leute verloren, denn er hatte Feinde an Bord, und als ich ihn zuletzt sah, hatte er alle Hände voll zu tun. Und er wird sich leicht denken, daß nur noch wenige von uns am Leben sind, da er unser Schiff überhaupt nicht aus der Bucht hat herauskommen sehen. Er wird also eher versuchen, mit dem, was ihm geblieben ist, nach Hause zu fahren, sei es mit beiden oder nur mit einem Schiff, falls seine Mannschaft für zwei nicht mehr ausreicht. Und wenn er auch nur mit einem zu Hause anlangt, so wird dort von Kroks Heerfahrt erzählt werden, und in Lister wird sie in gutem Gedächtnis weiterleben. Aber uns werden sie nun sicherlich töten im Unmut darüber, daß zwei von unseren Schiffen davongekommen sind.«
    Das letzte erwies sich jedoch als eine falsche Prophezeiung, denn endlich gab man ihnen Wasser und Speise, und ein Mann kam und sah nach ihren Wunden. Das sagte ihnen, daß sie nun Sklaven werden sollten. Einigen schien das besser als zu sterben, während andere nicht recht wußten, was schlimmer war. Der Häuptling ließ einige Rudersklaven an Land kommen und mit den Gefangenen reden; sie schienen vielerlei Völkern anzugehören und versuchten es mit mancherlei Geblök; aber keiner sprach so, daß die Gefangenen ihn verstehen konnten. Die Fremden blieben nun einige Tage an diesem Platz und setzten das beschädigte Schiff wieder instand.
    Auf diesem von Berse gerammten Schiff waren viele Ruderer getötet worden, und an ihre Stelle setzte man die Gefangenen. Sie waren an Rudern gewöhnt, und die Arbeit schien ihnen anfangs nicht allzu schwer, denn an jedem Ruder saßen zwei Mann. Aber sie mußten dabei

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