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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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beiden Haar und Bart zu waschen. Nun kam Bruder Willibald in großer Eile, um nach ihren Wunden zu sehen. Er schrie böse wegen der verschütteten Suppe und trieb die Frauen hinaus; nicht einmal Ylva wagte ihm etwas zu erwidern, denn alle fürchteten ihn, der über Leben und Gesundheit Macht besaß.
    Als Orm und Toke wieder allein waren, lagen sie still da und hatten mancherlei zu bedenken. Da sagte Toke:
    »Nun hat sich alles für uns zum Guten gewendet, seit Frauen den Weg zu uns gefunden haben. Jetzt ist einem leichter zumute.« Aber Orm sagte:
    »Uns ist Unglück nah, wenn du, Toke, deine Liebesgier nicht zügeln kannst. Es wäre gut, wenn man sich etwas mehr darauf verlassen könnte, daß du mitunter dazu imstande bist.«
    »Es ist schon richtig«, sagte Toke, »daß sie kaum Lust haben würde, sich zu sträuben, wenn ich mich daran hielte und dabei gesund wäre. Für eine Frau wie sie ist ein alter König nicht viel wert, und seit sie herkam, ist sie streng gehalten worden. Sie heißt Mirah und ist von Rhonda und aus gutem Geschlecht. Norweger haben sie eines Nachts geraubt, sie nebst vielen anderen fortgeführt und dem König von Cork verkauft. Der schenkte sie ihrer Schönheit wegen König Harald als Zeichen seiner Freundschaft. Sie sagt, sie hätte größeren Wert auf diese Ehre gelegt, wenn man sie einem Jüngeren gegeben hätte, mit dem sie auch reden könne. Ich habe nicht oft eine so ungewöhnliche Frau gesehen, eine, die so schön gewachsen ist und so weiche Haut hat. Aber auch sie, die sich zu dir setzte, ist hohen Lobes wert, wenn schon sie etwas schmal gebaut ist und vollere Formen haben könnte. Es sieht aus, als sei sie dir gewogen; und selbst hier kann man merken, was für Männer wir sind, da wir sogar auf dem Krankenlager die Gunst solcher Frauen gewinnen.«
    Aber Orm sagte, er denke nicht an Frauenliebe, denn er fühle sich von Tag zu Tag müder und elender und habe vielleicht nicht mehr lange zu leben.
    Sobald es am nächsten Morgen hell geworden war, kamen die beiden Frauen, wie sie gesagt hatten, und brachten warme Seifenlauge, Wasser und Handtücher mit. Haar und Bart wurden nun beiden mit großer Sorgfalt gewaschen. Da Orm sich nicht aufsetzen konnte, war das Waschen nicht einfach; aber Ylva stützte ihn und gab gut acht und machte ihre Sache zu ihrer eigenen Ehre so gut, daß er die Seifenlauge weder in den Mund noch in die Augen bekam und doch schön sauber wurde. Darauf setzte sie sich an das Kopfende, nahm seinen Kopf auf den Schoß und machte sich ans Kämmen. Sie fragte, ob er unbequem liege, aber Orm sagte, er müsse eingestehen, daß er es nicht besser haben könne. Sie hatte recht viel Mühe mit seinem Haar, denn es war dicht und verwirrt und durch das Waschen zerzaust; aber sie brachte es geduldig in Ordnung, und ihm schien es, er sei noch nie so gut gekämmt worden. Nun redete sie vertraulich mit ihm, wie wenn sie schon lange Freunde wären, und Orm spürte, daß es ihm wohltat, sie bei sich zu haben.
    »Ihr werdet wohl noch ein zweites Mal nasse Köpfe bekommen, bevor ihr wieder auf den Beinen steht«, sagte sie, »denn der Bischof und seine Priester taufen gern Leute, die krank sind, und es ist recht auffallend, daß sie sich noch nicht an euch herangemacht haben. Damals, als mein Vater schwer krank war und kaum mehr glaubte, daß er wieder hochkommen werde, hielten sie sich eifrig dran. Die meisten Leute finden, daß es am besten ist, im Winter auf dem Krankenbett getauft zu werden, denn dann gießen die Priester ihnen das Wasser bloß über den Kopf, sonst aber muß man ganz und gar in die See getaucht werden, und viele mögen das nicht, wenn das Wasser eiskalt ist. Auch für die Priester ist es dann nicht leicht; wenn sie bis an die Knie im Wasser stehen, werden sie blau im Gesicht und klappern so sehr mit den Zähnen, daß sie ihre Segenssprüche kaum hersagen können. Darum taufen sie am liebsten Bettlägerige, während es Winter ist; aber mich und meine Schwestern hat der Bischof am Mittsommertag, den sie den Tag des Täufers nennen, getauft, und da war es nicht schwer. Während er Gebete über uns sprach, kauerten wir in unseren langen Hemden um ihn herum; und als er die Hand hob, hielten wir uns die Nasen zu und tauchten, und ich blieb länger als alle anderen unter Wasser, so daß es heißt, meine Taufe sei eine der allerbesten gewesen. Nachher bekamen wir geweihte Kleider und eine jede ein kleines Kreuz, am Hals zu tragen, und niemand von uns hat Schaden davon

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