Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
Toke:
    »Willkommen ist mir der Tag, Da ich vom Schiffsdeck seh Kranich und Gans und Storch Nordwärts richten den Flug.«
    Aber Orm antwortete nach einiger Überlegung betrübt:
    »Schweig vom Kranich, denn ich Stieg dann längst schon hinab, Dorthin, wo Maulwurf und Maus Kalt den Toten umschnuppern.«
    Als die meisten Gäste abgereist waren und es in der Küche nicht mehr so eilig zuging, ließ Bruder Willibald zweimal täglich Fleischbrühe für die Verwundeten kochen, um ihre Kräfte zu heben; und aus Neugierde waren einige vom Weibsvolk des Königs gern bereit, ihnen die Suppe in die Kammer zu bringen. Das konnten sie ruhig tun, denn König Harald lag nun, nach dem Julessen, zu Bett, und Bruder Willibald und Bruder Matthias nebst dem Bischof mußten sich größtenteils bei ihm aufhalten, um ihm Gebete vorzusprechen und ihm reinigende Mittel für Blut und Gedärme zu geben.
    Die junge maurische Frau, die sie am ersten Tage bei König Harald gesehen hatten, war die erste, die den Kopf zur Tür hereinsteckte. Toke tat einen lauten Ausruf, als er sie sah, und bat sie, näher zu kommen. Sie trat mit einer Kanne und einem Löffel ein, setzte sich zu Toke und machte sich daran, ihn zu füttern. Mit ihr kam eine andere, die sich zu Orm setzte. Es war ein langes und gutgewachsenes Mädchen von bleicher Gesichtsfarbe, grauäugig und mit einem großen, schönen Munde; ihr dunkles Haar war mit einem Bernsteinband umwunden. Orm hatte sie früher nicht gesehen, aber es war deutlich, daß sie nicht zu den Dienstleuten gehörte.
    Für Orm war es nicht leicht, die Suppe zu schlucken, denn seiner Wunde wegen konnte er sich nicht aufsetzen, und daher bekam er einen Mundvoll in die falsche Kehle und fing an zu husten. Da tat die Wunde weh, so daß ihm schlecht zumute wurde, und er stöhnte. Das Mädchen verzog den Mund, und Orm blickte sie finster an. Als der Husten aufgehört hatte, sagte er: »Ich liege hier nicht, damit man über mich lacht. Wer bist du?«
    »Ich heiße Ylva«, antwortete sie, »und daß du zum Auslachen da bist, habe ich eben erst erfahren. Wie kannst du jammern über einen Löffel warmer Suppe, der du den besten Kämpen meines Bruders erschlagen hast?«
    »Es war nicht der Suppe wegen«, sagte Orm. »Sogar eine Frau sollte begreifen, daß eine Wunde wie die meine weh tut. Aber wenn du König Svens Schwester bist, so ist es vielleicht keine gute Suppe, mit der du zu mir kommst. Ihr Geschmack gefällt mir nicht. Bist du gekommen, um den Verlust zu rächen, den ich ihm zugefügt habe?«
    Das Mädchen erhob sich und warf Kanne und Löffel in die Feuerstatt, so daß die Suppe umherspritzte; zornig stand sie da und starrte Orm an. Doch nach einer Weile beruhigte sie sich; sie lachte auf und setzte sich wieder auf den Bettrand.
    »Du fürchtest dich nicht zu zeigen, daß du Angst hast, dieses Lob muß ich dir geben. Aber es ist noch nicht ausgemacht, wer von uns den schlechteren Kopf hat. Als du dich mit Siegfried schlugst, sah ich, daß es ein guter Kampf war, und du sollst wissen, daß keiner meine Freundschaft verliert, der meinem Bruder Sven Schaden zufügt. Und Siegfried ist lange genug ungetötet umhergegangen. Schon von weitem roch er aus dem Mund und zwischen ihm und Sven war die Rede davon, daß er mich zur Frau haben sollte! Wenn es wirklich dahin gekommen wäre, dann hätte er in dieser Ehe nicht viele Nächte erlebt, denn ich nehme nicht mit dem ersten besten vorlieb. Daher bin ich dir für deine Hilfe in dieser Sache großen Dank schuldig.«
    »Du bist hochmütig und wenig zurückhaltend, und vielleicht ist es schlimmer, sich mit dir herumzuschlagen als mit den meisten anderen«, sagte Orm. »So ist es nun einmal mit Königstöchtern. Ich will nicht leugnen, daß du mir zu gut zu sein scheinst für einen Burschen wie Siegfried. Aber ich selbst habe von diesem Kampf großen Schaden gehabt und weiß nun nicht, welches Ende es mit mir nehmen wird.«
    Ylva klemmte die Zungenspitze zwischen die Zähne. Sie nickte und sah nachdenklich aus. »Vielleicht haben auch noch andere als du und Siegfried und Sven durch diesen Kampf verloren«, sagte sie. »Ich habe von deinem Halsband gehört, das Siegfried hat haben wollen; es heißt, daß du es vom König des Südlandes bekommen hast und daß es der schönste Schmuck ist, den es gibt. Nun hätte ich gern, daß du es mich sehen läßt. Du brauchst nicht zu fürchten, daß ich es an mich nehme und damit davonlaufe, obschon es mein hätte werden können, wenn Siegfried

Weitere Kostenlose Bücher