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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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an.
    »Bist du von Sinnen?« sagte sie. »Was habe ich denn getan, daß du mir ein solches Geschenk machst? Für einen geringeren Schmuck als diesen würde die edelste Königin mit einem Berserker zu Bett gehen.«
    »Du hast mich gut gekämmt«, sagte Orm und lächelte. »Wir vom Geschlecht des >Weitgreifenden< geben unseren Freunden gute Geschenke oder überhaupt keine.«
    Auch Mirah wollte gern das Halsband probieren, aber Toke befahl ihr, zu ihm zurückzukommen und sich um den Schmuck nicht zu kümmern; und er hatte bereits solche Macht über sie, daß sie gehorchte. Ylva sagte: »Vielleicht muß auch ich es unter der Jacke verstecken, denn meine Schwestern und alle Frauen auf dem Hof würden mir deswegen die Augen ausstechen. Aber warum du es weggibst und an mich, das kann ich nicht verstehen – du magst noch so sehr vom Geschlecht des >Weitgreifenden< sein.«
    Orm seufzte und sagte: »Was ist es mir nütze, wenn über mir das Gras wächst? Nun, da keine einzige Laus bei mir gedeiht, weiß ich, daß ich sterben werde; und ich habe es ja schon vorher geahnt. Mag sein, daß du es bekommen hättest, auch wenn ich nicht vom Tode gezeichnet wäre, aber dann hätte ich von dir eine Gegengabe verlangt. Du scheinst mir solchen Schmuckes wert zu sein, und ich muß glauben, daß es dir nicht schwerfällt, dir Ruhe zu verschaffen, wenn jemand deswegen mit dir anzubinden versucht. Aber für mich wäre es besser gewesen, zu leben und das Halsband an dir zu sehen.«

Von Bruder Willibalds Zorn und wie Orm sich als Freier versuchte
    Es dauerte nicht lange, bis geschah, was Ylva gesagt hatte, daß nämlich der Bischof mit dem Wunsch hervortrat, die beiden Verwundeten zu taufen; aber er hatte bei keinem von ihnen Erfolg. Orm wurde sehr bald ungeduldig und sagte, da er ja doch bald sterben werde, habe er keine Lust, von dergleichen zu hören; und auch Toke glaubte, das für sein Teil nicht nötig zu haben, denn er fühle, daß er bald gesund sein werde. Um sie mit Geduld zu gewinnen und sie in der Lehre zu unterweisen, stellte der Bischof den Bruder Matthias an. Dieser versuchte einige Male, sie das Glaubensbekenntnis zu lehren, und gehorchte ihnen nicht, wenn sie in Ruhe gelassen werden wollten. Da ließ Toke einen guten Speer mit schmalem Blatt und scharfen Schneiden bringen, und als Bruder Matthias das nächste Mal kam, um sie zu unterweisen, lag er auf den Ellenbogen gestützt, wog den Speer in der Hand und sagte: »Es ist gewiß nicht recht, den Frieden im Hause des Königs zu brechen. Doch wenn es in Notwehr und durch Kranke geschieht, kann wohl kaum etwas dagegen gesagt werden. Gewiß ist es übel, die Kammer hier zu verschmutzen mit einem fetten Mann, wie du einer bist, der aussieht, als habe er viel Blut; aber ich habe mir gedacht, daß der Blutstrom vielleicht nicht gar zu reichlich fließen wird, wenn ich dich mit diesem Speer an die Wand nageln könnte. Für einen Bettlägerigen ist das gewiß nicht leicht, aber ich werde mein Bestes tun, und das soll nun auf der Stelle geschehen, sobald du den Mund öffnest, um das Zeug vorzubringen, mit dem wir verschont werden wollen.«
    Bruder Matthias stand bleich da und hielt die Handflächen von sich gestreckt und sah aus, als wolle er etwas sagen; dann durchfuhr ihn ein Schauer, und er ging schnell rücklings aus der Kammer und schloß die Tür. Von da an wurden sie nicht mehr von ihm gestört. Aber Bruder Willibald, der nie ein Zeichen von Furcht gab, kam wie gewöhnlich und verband ihre Wunden und machte ihnen strenge Vorwürfe, daß sie Bruder Matthias geängstigt hätten.
    »Du bist ein ganzer Kerl, obwohl du klein bist«, sagte Toke, »und wenn du auch unhöflich und arg gesinnt bist, so mag ich dich merkwürdigerweise doch mehr als die anderen von deiner Sorte. Aber wahrscheinlich kommt das daher, daß du nicht versuchst, uns zum Christentum zu überreden, sondern dich damit begnügst, unsere Wunden zu behandeln.«
    Bruder Willibald antwortete, daß er länger als die anderen in diesem Lande der Finsternis gelebt und daher Zeit gehabt habe, sich von kindischem Tun zu befreien.
    »Anfangs«, sagte er, »taufte ich mit ebenso großem Eifer wie jeder andere von der Bruderschaft des heiligen Benedikt. Aber nun weiß ich, was zum Nutzen gereicht und was bloß eitles Tun ist. In diesem Lande müssen die Kinder getauft werden und auch solche Frauen, die sich nicht allzusehr in Sünden gewälzt haben – wenn solche zu finden sind; aber die erwachsenen Männer in diesem Lande

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