Die Abenteuer des Röde Orm
Glück, das er gehabt hatte, so daß sein Ansehen sehr stieg. Es stieg noch mehr, als er vom alten Glum viel geerbt hatte. Und wenn nicht mein Großvater, um heiraten zu können, auf einen so klugen Ausweg verfallen wäre, dann würde ich jetzt nicht hier sitzen und euch Rat geben, denn meine Mutter war eines der Zwillingskinder von den Haselbüschen.«
»Wenn es durchaus Zwillinge sein müssen, damit die Sache gut abläuft«, sagte Ylva, »so ist es leichter, diesen Rat zu loben als ihn auszuführen. Und außerdem ist doch ein gewisser Unterschied zwischen einem Bauern in Värend und dem König der Dänen, und daher ist es nicht sicher, daß uns ein solcher Versuch ebenso gut glückt.«
Orm fand, daß eine ganze Menge für und wider Tokes Rat gesagt werden könne, obschon es für einen Kranken und Machtlosen nicht viel Sinn habe, darauf zu hören.
Vor allem wolle er nun auf die Beine kommen, um mit König Harald zu reden.
Damit dauerte es noch eine Weile; aber endlich war seine Wunde geheilt, und er kam wieder zu Kräften. Da ging es schon auf den Frühling zu. König Harald war munter und gut gelaunt und hatte viel mit dem Ausrüsten der Schiffe zu tun, denn er wollte nach Skanör, um die Heringssteuer einzutreiben und Styrbjörn die versprochenen Schiffe zu schicken. Orm ging zu ihm und sprach ihm von seiner Angelegenheit. König Harald nahm sein Begehren nicht unfreundlich auf, fragte aber gleich, ob er gut gestellt sei, da er es wage, an eine so vornehme Heirat zu denken. Orm berichtete von seinem Geschlecht, seiner Herkunft und vom Besitz seines Vaters und gab an, was er aus dem Auslande mit sich führte.
»Und außerdem erwartet meine Mutter einen größeren Landbesitz in Göinge, aber davon weiß ich nicht viel. Auch weiß ich nicht, wie es jetzt um meine Verwandten steht und welche von ihnen noch leben. Denn in sieben Jahren kann zu Hause viel geschehen sein.«
»Der Schmuck, den du dem Mädchen gegeben hast, ist das Geschenk eines großen Herrn«, sagte König Harald, »und mir hast du gute Dienste geleistet, die ich nicht vergessen werde. Aber eine Tochter des Dänenkönigs zu heiraten – das ist das Höchste, was ein Mann erstreben kann; und noch ist niemand in einer solchen Sache zu mir gekommen, der nicht mehr besessen hätte, als was du mir eben aufgezählt hast. Und dazu steht ein Bruder zwischen dir und deines Vaters Hof. Wenn er am Leben ist und Söhne hat, womit gedenkst du dann meine Tochter zu versorgen? Ich fange allmählich an, alt zu werden, obschon man es mir nicht anmerken mag, und ich will gern meine Töchter verheiratet sehen, solange ich imstande bin, alles gut für sie zu ordnen. Denn Sven wird nicht viel für sie tun, wenn meine Zeit um ist.«
Orm mußte zugeben, daß er auf solcher Freite nicht viel für sich anzuführen habe.
»Aber es kann leicht sein«, sagte er, »daß das ganze Erbe mein ist, wenn ich heimkomme. Mein Vater fing schon vor sieben Jahren zu altern an, und mein Bruder Odd war jeden Sommer drüben auf Irland und hatte keine Lust, zu Hause zu sitzen. Ich habe gehört, daß die Unseren in den letzten Jahren schlechte Zeiten auf Irland gehabt haben, seit König Brian dort die Herrschaft hat.«
König Harald nickte und sagte, König Brian habe auf Irland viele Dänen zu Fall gebracht und auch viele Seefahrer rings um die Küsten getötet, und das sei mitunter nicht ohne Nutzen gewesen, denn unter jenen seien Männer gewesen, die daheim in Dänemark nur Ärgernis erregt hätten.
»Aber dem König von Irland, jenem Brian«, fuhr er fort, »ist durch die vielen Erfolge der Kamm geschwollen, so daß er nicht nur von König Olof von Cork, der mein Freund ist, Steuern verlangt, sondern auch von König Siegfried von Dublin, meinem Verwandten. Solche Aufgeblasenheit paßt schlecht für einen irischen König, und wenn die Zeit dafür da ist, werde ich Flotten zur Insel schicken und seinen Übermut dämpfen. Es hätte manches für sich, ihn festzunehmen und hierher zu bringen und ihn am Eingang zur Halle anzupflöcken, nicht nur zum Ergötzen meiner Mannen, wenn sie beim Bier sitzen, sondern auch als eine Lehre für ihn selbst und zur Übung in christlicher Demut; schließlich auch als Warnung für andere Könige. Denn ich bin immer der Meinung gewesen, daß der König der Dänen vor allen anderen Ehrung genießen sollte.«
»Ich glaube, daß du der größte aller Könige bist«, sagte Orm, »und sogar bei den Andalusiern und den Schwarzen gibt es Leute, die deinen Namen
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