Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1
So, zum Beispiel, zu Patriotismus, den er in überreichem Maß hervorbrachte und der besonders in dem Pamphlet ›Die Ursache und die Führung des Krieges in Südafrika‹ ›(›The Cause and the Conduct, of the War in South Africa‹) erkennbar wird, einer Schrift zur Verteidigung der englischen Kriegsführung gegen die Buren, die Doyle auf eigene Kosten und in mehreren Sprachen drucken und in Europa vertreiben ließ, um der antibritischen Stimmung entgegenzuwirken (daß er um dieses ›Verdienstes‹ willen geadelt wurde, bedarf genauso der Erwähnung wie der Umstand, daß er den Titel ausschlagen wollte und ihn erst auf Drängen seiner Mutter annahm). Er hatte es als seine patriotische Pflicht angesehen, sich nach dem offenen Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen den burischen Kolonialisten und dem britischen Imperium der Armee zur Verfügung zu stellen – genauso wie er zu Beginn des 1. Weltkriegs nicht zögerte, sich – fünfundfünfzigjährig – zum Truppendienst zu melden und, als er nicht akzeptiert wurde, bei der Organisierung der Zivilverteidigung des Landes half. Als Pflicht des ›Gentleman‹ aber sah er es auch an, Bedürftige zu unterstützen und, wie das öffentliche, über Englands Grenzen hinaus Aufsehen erregende Engagement für unschuldig Verurteilte in zwei Fällen und seine Schrift gegen die barbarischen Kolonialmethoden der Belgier im Kongo zeigt, um die Durchsetzung des Rechts und der Menschlichkeit zu kämpfen.
Zu Doyles Konservatismus, der ihn sogar zweimal – allerdings erfolglos – veranlaßte, für einen Parlamentssitz in den Reihen der Tories zu kandidieren, und zu seinem unbedingten Patriotismus gesellte sich als dritte, sein Denken und Handeln weithin bestimmende Komponente der Spiritismus, über den zu seinen Lebzeiten schon viel gemutmaßt worden und der eine Quelle des Rätselns und der Exegese der Biographen geblieben ist. Fest steht, daß Conan Doyle nach dem Ende des 1. Weltkrieges ein eifriger, oft eifernder Anhänger eines banalen Glaubens an eine unmittelbare Weiterexistenz nach dem Tod und an die Kommunikationsmöglichkeit mit Verstorbenen war, daß er diesen Aberglauben auf Vortragstourneen durch Europa, Amerika, Südafrika und Australien propagierte, daß er eine der größten Sammlungen spiritistischer Schriften besaß, die es auf der Welt gab, und daß er einen bedeutenden Teil seiner dann reichlich fließenden Honorare an die Verbreitung des Spiritismus setzte. Sein letztes Lebensjahrzehnt opferte er fast gänzlich der Beschäftigung mit dem Okkultismus, und es mutet fast symbolisch an, daß er, schon vom Tode gezeichnet, eine Delegation zum Innenministerium begleitete, die für die Abschaffung eines die Tätigkeit von Medien unter Strafe stellenden Gesetzes aus der Zeit Jakobs I. petitionierte. Ob nun der Verlust seines Sohnes Kingsley und seines Bruders Innes durch den Krieg Doyles Entwicklung in diese Richtung auslöste oder ob die Neigung zu Klopfgeistern und Botschaften aus dem Jenseits sich bereits in den Universitätsjahren entwickelte – möglicherweise als Nebenprodukt seiner radikalen Abwendung vom Katholizismus, die ihn im Spiritismus einen Ersatz suchen ließ – und durch die Erschütterungen, die er im Krieg erfuhr, nur aktiviert wurde, mag dahingestellt sein. Erstaunlich bleibt, daß Doyle eine schier fanatische und intolerante Anhänglichkeit an einen primitiven Aberglauben zeigte, da er doch bekannt dafür war, daß er sich – zwar unsystematisch, doch intensiv – mit den Forschungen und Ergebnissen der verschiedensten Wissenschaftszweige (von der Geschichte bis zur Geologie, von der Archäologie bis zur Astronomie) beschäftigte und von einer geradezu gläubigen Verehrung der Wissenschaften als Träger des menschlichen Fortschritts besessen war.
Jedoch hat der Spiritismus in den vor und nach dem 1. Weltkrieg erschienenen belletristischen Schriften keine Spuren hinterlassen, nicht in seinen historischen Romanen und Erzählungen; nicht in seinen der Science Fiction zuneigenden Romanen um den phantasiebegabten und abenteuerlustigen Professor Challenger (unter anderen ›Der Giftgürtel‹ [›The Poison Belt‹] 1913, und ›Die verlorene Welt‹ [›The Lost World‹] 1921); nicht in seinen vom eigenen Erleben angeregten Büchern (›Der Kapitän der ‚Polarstern’‹, [›The Captain of the ‚Pole Star’‹] 1888; ›Unter der roten Lampe‹, [›Round the Red Lamp‹] 1894; ›Die Briefe des Stark Munro‹, [›The Stark Munro
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