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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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sich standhaft zeigte, als Ehebrecherin verleumdeten und vor Gericht stellten; immerhin weist er bei anderer Gelegenheit durch ›Spurensicherung‹ und ›Spurenauswertung‹, um Termini der moder nen Kriminologie zu verwenden, den Priestern des Bel nach, daß sie selber und nicht der Götze die Schüsseln mit den Speisen und die Weinkrüge leerten, die von Anbetern dargebracht worden waren. Der Prophet als Detektiv: das klingt beeindruckend. Aber es bleibt im Grunde nur ein müßiges Spiel, das mit solcher Genealogie zum höheren Ruhm des ›Krimis‹ getrieben wird, indem man etwa auf den antiken Muttermörder Orest als Ahnen verweist oder sich mit Dostojewskis Raskolnikow aus dem Roman ›Schuld und Sühne‹ schmückt, den übrigens Thomas Mann in Verkennung des Genres ›den größten Kriminalroman der Weltliteratur‹ genannt hat. In beiden Fällen wird das Verbrechen unter einem jeweils anderen Aspekt und mit einem jeweils anderen Ziel dargestellt als durch die belletristischen Erzeugnisse, die hierzuland als Kriminalroman oder Kriminalerzählung, in der anglo-amerikanischen Welt als ›crime story‹ oder ›detective story‹ und in Frankreich allgemein als ›roman policier‹ firmieren. Die Verbrechergestalten der Antike – der Vatermörder (Zeus, Ödipus), der Muttermörder (Orest), die Gattenmörderin (Klytämnestra), die Kindesmörderin (Medea), der Brudermörder (Kain, Polyneikes) – sind dichterische Topoi, in denen sich die Auflösung gentiler Bande spiegelt oder soziale Umbruchsituationen durch normenwidrige oder auch neue Normen setzende Gewalt signalisiert werden. Das muß verstanden werden, wenn das vorgestellte Geschehen mehr vermitteln soll als die simple Erkenntnis, daß im Klassenstaat das Verbrechen seit eh und je existiert und interessiert hat – womit nichts gewonnen wäre, auch nichts in bezug auf eine mögliche Ahnenreihe des ›Krimis‹.
      Genauso ist zu beachten, daß das seit dem 18. Jahrhundert in der bürgerlichen Literatur sich verstärkt artikulierende Interesse an den psychologischen und sozialen Wurzeln des Verbrechens und am Verbrecher als einem Außenseiter der Gesellschaft die Kriminal- und Detektivliteratur im heutigen Verständnis nicht wesentlich berührt. Die Eingangsworte Schillers zu seiner Fragment gebliebenen Erzählung ›Der Verbrecher aus verlorener Ehre‹, daß nämlich kein Kapitel in der Geschichte der Menschen ›unterrichtender für Herz und Geist‹ sei ›als die Annalen seiner Verirrungen‹, weisen in eine andere Richtung. Das Verbrechen und der Verbrecher erfuhren mit der Durchsetzung bürgerlichen Denkens und bürgerlicher Normen gegen das mittelalterliche, theologisch ausgerichtete Verständnis des Verbrechens als Beleidigung Gottes und des Verbrechers als Sünder eine Säkularisierung, die in dem Maß die Anteilnahme am Schicksal des Verbrechers steigen ließ, wie der mündig gewordene Mensch generell ins Zentrum der Betrachtung rückte. (Alexander Popes ›Versuch vom Menschen‹ [›Essay on Man‹] aus dem Jahre 1733 umschreibt diese Haltung am prägnantesten mit dem Kernsatz: ›Die eigentliche Bemühung der Menschheit gilt dem Menschen‹ – ›The proper study of mankind is man‹). Von hier aus bestimmt sich auch die Rolle des Verbrechens und des Verbrechers in der Belletristik: Sie dienen der Selbst- und Gesellschaftserfahrung, sind eben ›unterrichtend für Herz und Geist‹ – eine Zielsetzung, auf die auch die Sammlung berühmter Kriminalfälle durch François Gayot de Pitaval zurückzuführen ist, die seit 1733 unter dem Titel ›Causes célèbres et intéressantes‹ erschienen und die deutsch bezeichnenderweise als ›Merkwürdige Rechtsfälle als ein Beitrag zur Geschichte der Menschheit‹ mit einer Vorrede von Schiller in Auswahl (1792 – 1795) herausgegeben wurde.
      Der Verbrecher aber nimmt in den heute landläufigen Kriminalromanen und -geschichten nicht die zentrale Position ein. Er tritt an den Rand des Geschehens, wie übrigens auch sein Opfer, das oft nicht einmal auftritt oder doch nur kurz als handelndes Subjekt vorgestellt wird, dessen kompositorische Funktion darauf beschränkt ist, auslösendes Moment für die Recherche zu sein, und dessen Psyche und vorangegangene Existenz vor allem insofern von Bedeutung sind, als sie Hinweise auf das Motiv geben, das dem Verbrechen zugrunde liegt, und damit zur Lösung des ›Falls‹ beitragen können. Das Verbrechen ist aus der Sphäre einer persönlichen oder

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