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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Hilfe.«
      »Ja, aber«, sagte meine Frau und schob ihr den Schleier hoch, »das ist doch Kate Whitney. Wie hast du mich erschreckt, Kate! Ich hatte keine Ahnung, daß du es warst, die hereinkam.«
      »Ich wußte mir nicht mehr zu helfen, so ging ich geradewegs zu euch.«
      So war das immer. Leute mit Kummer flogen meiner Frau zu wie dem Leuchtturm die Vögel.
      »Es ist lieb von dir, daß du gekommen bist. Du mußt erst einmal einen Schluck Wein und Wasser trinken, dich bequem hier hinsetzen und uns dann alles erzählen. Oder soll ich lieber James zu Bett schicken?«
      »O nein, nein. Ich möchte auch den Rat und die Hilfe des Doktors. Es geht um Isa. Er ist seit zwei Tagen nicht zu Hause gewesen. Ich habe solche Angst um ihn!«
      Sie erzählte uns nicht zum erstenmal von den Schwierigkeiten, in denen sich ihr Mann befand, mir als dem Arzt, meiner Frau als der alten Freundin aus der Schulzeit. Wir trösteten und beruhigten sie mit Worten, die uns gerade einfielen. Wußte sie, wo ihr Mann war? Konnten wir ihn zurückbringen?
      Es schien so. Sie hatte sichere Nachricht, daß er im Rausch seit kurzem eine Opiumhöhle im äußersten Osten der Stadt aufsucht. Bis jetzt hatten seine Orgien immer nur einen Tag gedauert, und er war, grimassierend und zerrüttet, am Abend zurückgekommen. Nun aber dauerte der Anfall schon achtundvierzig Stunden, und zweifellos wälzte er sich jetzt im Dreck der Docks, das Gift inhalierend oder seinen Rausch ausschlafend. Dort, in der ›Bar of Gold‹ in der Upper Swandam Lane, mußte er zu finden sein, dessen war sie gewiß. Aber was sollte sie machen? Wie konnte sie, eine junge, ängstliche Frau, in solch eine Räuberhöhle gehen und ihren Mann herausholen?
      So lagen die Dinge, und es gab natürlich nur einen Ausweg. Sollte ich sie nicht zu der Kaschemme begleiten? Und, zweiter Gedanke: Mußte sie überhaupt mitgehen? Ich war Isa Whitneys Hausarzt und hatte als solcher Einfluß auf ihn. Ich würde es allein besser schaffen. Ich versprach ihr fest, ihn innerhalb von zwei Stunden mit einer Droschke nach Hause zu schicken, wenn er wirklich war, wo sie ihn vermutete. Und so hatte ich zehn Minuten später meinen Sessel und mein freundliches Wohnzimmer verlassen und eilte in einem Hansom ostwärts, in einer, wie mir zu diesem Zeitpunkt schien, sonderbaren Mission, aber es sollte sich erst erweisen, wie sonderbar sie in Wirklichkeit war.
      Im ersten Abschnitt meines Abenteuers begegnete ich keinen großen Schwierigkeiten. Die Upper Swandam Lane ist eine abscheuliche Gasse, die sich hinter den hohen Werften an der Nordseite des Flusses bis zur London Bridge hinzieht. Versteckt zwischen einer Altkleiderhandlung und einem Ginausschank, am Fuß einer steilen, in einen Abgrund führenden Treppe, entdeckte ich die gesuchte Opiumhöhle. Ich befahl dem Kutscher zu warten, stieg die Stufen hinunter, die in der Mitte von den Tritten Trunkener abgewetzt waren, fand im Licht einer flackernden Öllampe über der Tür die Klinke und betrat einen niedrigen, langen Raum, in dem die Luft dick und schwer vom braunen Opiumrauch war und an dessen Seiten sich wie auf dem Vordeck eines Auswandererschiffes etagenweis hölzerne Kojen hinzogen.
      Im Halbdunkel konnte ich nur schwach die Umrisse von Körpern erkennen, die in seltsamen, phantastischen Stellungen lagen, gekrümmte Schultern, angezogene Knie, zurückgeworfene Köpfe, deren Kinne nach oben wiesen; hier und da ein dunkles, glanzloses Auge, das sich auf den Ankömmling richtete. Aus den schwarzen Schatten glühten kleine rote Kreise auf und verblaßten in dem Rhythmus, wie an dem Gift in den Köpfen der metallenen Pfeifen gesogen wurde. Die meisten lagen schweigend, aber einige murmelten vor sich hin, manche redeten miteinander mit leisen, eintönigen, fremdartigen Stimmen. Diese Unterhaltungen flackerten auf und verloren sich unvermittelt in der Stille, jeder brabbelte nur noch seine eigenen Gedanken und gab wenig auf die Worte seines Nachbarn. Hinten im Raum stand eine kleine Pfanne voller brennender Holzkohle, und neben ihr saß auf einem dreibeinigen hölzernen Schemel ein langer, dünner, alter Mann, das Kinn in die Fäuste und die Ellenbogen auf die Knie gestützt, und starrte ins Feuer.
      Ich war kaum eingetreten, als ein blaßgelber malayischer Diener mit einer Pfeife und einer Portion Rauschgift auf mich zueilte und mich in eine leere Koje weisen wollte.
      »Danke, ich habe nicht die Absicht, zu bleiben«, sagte

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