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Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Die Abenteuer des Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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dunklen Höhlung der Hand blitzte.
    Sherlock Holmes setzte sich auf und pfiff. »Beim Zeus, Peterson«, sagte er, »das ist wirklich ein Schatzfund! Ich nehme an, Sie wissen, was Sie da haben?«
    »Einen Diamanten, Sir! Einen kostbaren Stein! Er schneidet Glas, als ob es Kitt wäre.«
    »Das ist mehr als ein kostbarer Stein. Es ist
der
kostbare Stein überhaupt.«
    »Doch nicht der blaue Karfunkel der Gräfin von Morcar?« rief ich aus.
    »Genau der. Ich muß seine Größe und Form ja wohl kennen, da ich in letzter Zeit jeden Tag die ihn betreffende Anzeige in der
Times
gelesen habe. Er ist absolut einmalig, und über seinen Wert läßt sich nur mutmaßen, aber die ausgesetzte Belohnung von tausend Pfund ist sicher noch nicht einmal ein Zwanzigstel des Marktwerts.«
    »Tausend Pfund! Du lieber Gott!« Der Dienstmann plumpste in einen Sessel und starrte uns abwechselnd an.
    »Das ist die Belohnung, und ich habe gute Gründe, anzunehmen, daß im Hintergrund Erwägungen sentimentaler Natur mitspielen, die die Gräfin auch dazu bewögen, sich von der Hälfte ihres Vermögens zu trennen, wenn sie nur diesen Edelstein zurückbekommen könnte.«
    »Wenn ich mich recht entsinne, hat sie ihn doch wohl im Hotel Cosmopolitan verloren«, bemerkte ich.
    »Das stimmt, und zwar am 22. Dezember, also erst vor fünf Tagen. John Horner, ein Klempner, wurde beschuldigt, ihn aus der Schmuckschatulle der Lady entwendet zu haben. Die Umstände sprachen so sehr gegen ihn, daß der Fall schon an das Schwurgericht überwiesen worden ist. Ich glaube, ich habe hier einen Bericht über die Vorgänge.« Er kramte in seinen Zeitungen, schaute nach den Daten und glättete schließlich ein Blatt, faltete es einmal und las den folgenden Absatz vor:
     
    Juwelendiebstahl Hotel Cosmopolitan. John Horner, 26, Klempner, wurde vorgeführt unter der Beschuldigung, am 22. des laufenden aus der Juwelenschatulle der Gräfin von Morcar den wertvollen Edelstein entwendet zu haben, der als der Blaue Karfunkel bekannt ist. James Ryder, Verwalter im Hotel, sagte hierzu aus, er habe Horner am Tag des Diebstahls in das Ankleidezimmer der Gräfin von Morcar geführt, wo dieser die zweite Stange des Kamingitters löten sollte, die sich gelöst hatte. Er sei eine kurze Weile bei Horner geblieben, dann jedoch abgerufen worden. Bei seiner Rückkehr habe er festgestellt, daß Horner verschwunden und der Sekretär aufgebrochen worden sei, und das kleine Kästchen aus Saffianleder, in welchem, wie später bekannt wurde, die Gräfin das Kleinod aufzubewahren pflegte, habe leer auf dem Frisiertisch gelegen. Ryder löste sogleich den Alarm aus, und Horner wurde noch am gleichen Abend festgenommen; der Stein konnte jedoch weder bei ihm noch in seinen Räumen gefunden werden. Catherine Cusack, die Zofe der Gräfin, gab an, Ryders Entsetzensschrei bei der Entdeckung des Diebstahls gehört zu haben und in den Raum gestürzt zu sein, wo sie die Dinge so vorfand, wie der vorige Zeuge sie beschrieben hatte. Inspektor Bradstreet von der Abteilung B sagte zu Homers Verhaftung aus; dieser habe sich heftig gewehrt und seine Unschuld mit Kraftausdrücken beteuert. Da eine frühere Verurteilung wegen Diebstahls ebenfalls gegen den Verhafteten sprach, lehnte der Polizeirichter es ab, sich mit dem Vergehen summarisch zu befassen, sondern er verwies es ans Schwurgericht. Horner, der während des Verfahrens Anzeichen starker Gefühlsbewegung gezeigt hatte, fiel bei dem Beschluß in Ohnmacht und wurde aus dem Gericht getragen.
     
    »Hm! So viel zum Polizeigericht«, sagte Holmes nachdenklich; er warf die Zeitung beiseite. »Die Frage, die wir nun zu klären haben, ist die Abfolge der Ereignisse zwischen einer geplünderten Schmuckschatulle an einem Ende und dem Kropf einer Gans in der Tottenham Court Road am anderen. Wie Sie sehen, Watson, erhalten unsere kleinen Deduktionen plötzlich einen viel bedeutenderen und weniger unschuldigen Charakter. Hier ist der Stein; der Stein stammt aus der Gans, und die Gans stammt von Mr. Henry Baker, dem Gentleman mit dem schäbigen Hut und all den anderen Charakteristika, mit denen ich Sie gelangweilt habe. Wir müssen uns nun also ernsthaft daran begeben, diesen Gentleman ausfindig zu machen und festzustellen, welche Rolle er in diesem kleinen Mysterium gespielt hat. Zu diesem Behuf müssen wir zunächst das einfachste Mittel einsetzen, und dies ist zweifellos eine Anzeige in allen Abendblättern. Sollte das ein Fehlschlag werden, müßte ich zu anderen

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