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Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer von Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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mitteilsam während der langen Fahrt; er lehnte in der Kutsche und summte die Melodien, die wir am Nachmittag gehört hatten. Wir ratterten durch ein endloses Labyrinth gasbeleuchteter Straßen, bis wir in der Farringdon Street
    herauskamen.
    "Jetzt sind wir nahe dran", bemerkte mein Freund. " Der Bursche Merryweather ist Bankdirektor und an der Sache persönlich
    interessiert. Ich dachte auch, es ist gut, wenn wir Jones dabei haben.
    Er ist kein schlechter Kerl, aber ein Schwachkopf in seinem Beruf. Er besitzt eine Tugend: Er ist tapfer wie eine Bulldogge und zäh wie ein Hummer, der jemanden in den Scheren hat. Da sind wir. Sie warten schon auf uns."
    Wir hatten dieselbe belebte Durchgangsstraße erreicht, in der wir schon am Vormittag gewesen waren. Wir entließen die Kutschen und folgten Mr. Merryweather durch einen engen Gang zu einer Seitentür, die er uns öffnete. Wir traten in einen schmalen Korridor, der vor einem schweren Eisentor endete. Auch dieses Tor wurde aufgemacht, und der Weg führte eine steinerne Wendeltreppe hinunter, die wiederum von einem starken Tor abgesperrt war. Mr. Merryweather zündete eine Laterne an, leitete uns durch einen dunklen Gang, in dem es nach Erde roch, und nachdem er eine dritte Tür
    aufgeschlossen hatte, kamen wir in ein riesiges Gewölbe, an dessen
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    Wänden ringsherum Packkörbe und massive Kisten aufgetürmt
    waren.
    "Von oben ist der Raum sicher", bemerkte Holmes, nachdem er die Laterne hochgehalten und sich umgesehen hatte.
    "Von unten auch", sagte Mr. Merryweather, indem er den Stock auf die Fliesen, stieß, mit denen der Boden ausgelegt war. "Aber, mein Gott, das klingt ja ziemlich hohl", fügte er hinzu und sah überrascht auf.
    "Ich muß Sie wirklich bitten, ein bißchen leiser zu sein", sagte Holmes ernst. "Sie haben schon den Erfolg unserer Unternehmung in Frage gestellt. Dürfte ich Sie ersuchen, sich auf eine der Kisten zu setzen und sich nicht einzumischen."
    Der würdige Mr. Merryweather hockte sich mit gekränkter Miene auf einen Packkorb, während Holmes niederkniete und mit Hilfe einer Laterne und einer Lupe die Risse zwischen den Steinen eingehend musterte. Ihm genügten einige Sekunden, dann sprang er wieder auf die Füße und steckte das Glas in die Tasche.
    "Wir haben mindestens noch eine Stunde Zeit", bemerkte er. "Sie können kaum etwas unternehmen, bevor der gute Pfandleiher im Bett ist. Dann aber werden sie keine Minute zögern. Denn je früher sie an die Arbeit gehen, desto mehr Zeit haben sie für die Flucht zur Verfügung. Wir sind jetzt, Doktor - wie Sie wohl bereits ahnen - im Keller der Filiale einer der wichtigsten Londoner Banken. Mr.
    Merryweather ist der Generaldirektor und er wird Ihnen erklären, warum einer der verwegensten Verbrecher Londons gegenwärtig ein besonderes Interesse an diesem Keller hat."
    "Es ist unser französisches Gold", flüsterte der Direktor. "Wir sind einige Male gewarnt worden, daß ein Anschlag darauf verübt werden könnte."
    "Ihr französisches Gold?"
    "Ja. Wir nützten vor einigen Monaten die Gelegenheit, unsere Reserven aufzufüllen; zu diesem Zweck liehen wir dreißigtausend Napoleons von der Bank von Frankreich. Es ist bekannt geworden, daß wir keine Gelegenheit hatten, das Geld auszupacken, und daß es noch hier im Keller liegt. Der Packkorb, auf dem ich sitze, enthält zweitausend Napoleons, in Bleifolie eingeschlagen.
    Unsere
    Goldreserven sind momentan viel größer, als es eigentlich in Bankfilialen üblich ist, und die Direktoren hatten wegen dieser Sache schon Bedenken."
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    "Sehr zu Recht", stellte Holmes fest. "Und nun ist es an der Zeit, unseren Plan vorzubereiten. Ich nehme an, daß die Sache innerhalb einer Stunde zum Höhepunkt kommt. In der Zwischenzeit, Mr.
    Merryweather, müssen wir die Laterne verdunkeln."
    "Und im Finstern sitzen?"
    "Ja, fürchte ich. Ich habe ein Kartenspiel in der Tasche und dachte mir, da wir eine partie carrée sind, könnten Sie möglicherweise doch noch zu Ihrem Rubber kommen. Aber da ich jetzt weiß, wie weit die Vorbereitungen des Feindes bereits gediehen sind, können wir es nicht wagen, hier bei Licht zu sitzen. Zuallererst aber müssen wir Posten beziehen. Das sind Männer, die aufs Ganze gehen, und sie könnten uns, auch wenn wir sie in Nachteil gebracht haben, Ungelegenheiten bereiten. Ich werde hinter dieser Kiste bleiben, und Sie verbergen sich hinter jener dort. Wenn ich das Licht auf sie richte, brechen Sie hervor. Wenn sie feuern, Watson,

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