Die Abenteuer von Sherlock Holmes
in der Stunde äußerster Not beigestanden sind, hat mir von Ihnen erzählt. Sie hat mir Ihre Adresse gegeben. Oh Sir, glauben Sie nicht, daß Sie auch mir helfen oder ein wenig Licht in das Dunkel bringen können, das mich umgibt? Gegenwärtig steht es außer meiner Kraft, Sie zu bezahlen, aber in ein, zwei Monaten werde ich verheiratet sein und die Verfügung über meine Bezüge erlangen, dann zumindest werden Sie mich nicht undankbar finden."
Holmes wandte sich nach seinem Schreibpult, schloß es auf, entnahm ein kleines Notizbuch und blätterte darin.
"Parintosh", sagte er. " Ja, ich erinnere mich an den Fall; es ging da um eine opalbesetzte Tiara. Ich glaube, das war vor Ihrer Zeit, Watson. Ich kann Ihnen, Madam, nur versichern, daß ich mich glücklich schätzen werde, Ihren Fall mit derselben Sorgfalt zu behandeln wie den Ihrer Freundin. Was die Bezahlung anlangt: Mein Beruf trägt den Lohn in sich, aber es steht Ihnen frei, die Auslagen, die mir entstehen könnten, zu begleichen, wenn es genehm ist. Und nun bitte ich Sie, alles vor uns offenzulegen, was möglicherweise hilft, eine Meinung über die Sache zu bilden."
"Ach!" erwiderte unsere Besucherin, "der eigentliche Schrecken meiner Lage besteht darin, daß meine Ängste so unbestimmt sind und mein Verdacht so ganz von Kleinigkeiten abhängt, die einem anderen unbedeutend vorkommen mögen, ja sogar der Mann, an den ich mich vor allen anderen mit Recht um Hilfe und Rat wenden könnte, hält alles, was ich ihm davon erzähle, für Phantasien einer nervösen Frau.
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Das sagt er nicht, doch ich entnehme es seinen beruhigenden Antworten und gleichgültigen Augen. Aber ich habe sagen hören, Mr.
Holmes, sie können tief in die vielfältige Verderbtheit des menschlichen Herzens blicken. Vielleicht vermögen Sie mir zu raten, wie ich durch die Gefahren steuern soll, die mich umringen."
"Ich bin ganz Aufmerksamkeit, Madam."
"Ich heiße Helen Stoner und lebe an der Westgrenze zu Surrey bei meinem Stiefvater, dem letzten Nachfahren einer der ältesten sächsischen Familien Englands, der Roylotts of Stoke Moran."
Holmes nickte. "Der Name ist mir vertraut", sagte er.
"Die Familie gehörte einmal zu den reichsten in England und der Landbesitz erstreckte sich im Norden hinüber nach Berkshire und im Westen nach Hampshire. Im letzten Jahrhundert waren vier
aufeinanderfolgende Erben liederlich und verschwenderisch und der Ruin wurde in den Tagen der Regentschaft schließlich durch einen Spieler besiegelt. Nichts war übriggeblieben außer ein paar Stücken Land und einem zweihundert Jahre alten Haus, das unter einer schweren Hypothekenlast fast zusammenbrach. Der letzte Squire fristete dort das schreckliche Leben eines verarmten Aristokraten; sein einziger Sohn aber, mein Stiefvater, der einsah, daß er sich den neuen Bedingungen anpassen müßte, nahm das Anerbieten eines Verwandten an, das ihn in den Stand setzte, einen medizinischen Grad zu erwerben und wanderte nach Kalkutta aus, wo er es durch berufliches Können und Charakterstärke zu einer großen Praxis brachte. In einem Wutausbruch wegen einiger Diebstähle, die im Haus begangen worden waren, erschlug er seinen eingeborenen Butler und entging nur knapp einem Todesurteil. Er verbüßte eine lange Freiheitsstrafe und kehrte nach England zurück, als ein verdrießlicher und enttäuschter Mann. In Indien hatte Dr. Roylott meine Mütter geheiratet, Mrs. Stoner, die Witwe eines Generalmajors der Bengalischen Artillerie. Meine Schwester Julia und ich sind Zwillinge; zur Zeit der Wiederverheiratung unserer Mutter waren wir erst zwei Jahre alt. Meine Mutter bezog eine ansehnliche Pension, nicht weniger als tausend Pfund jährlich und sie überschrieb sie ganz Dr. Roylott für die Zeit, während der wir mit ihm zusammenlebten, mit der Auflage, daß jedes Jahr eine bestimmte Summe für meine Schwester und mich für den Fall unserer Heirat zurückgelegt werden sollte. Kurz nach der Ankunft in England starb meine Mutter - sie fand vor acht Jahren den Tod bei einem Eisenbahnunglück bei Crewe. Dr.
Roylott gab danach seine Versuche, in London eine Praxis
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einzurichten, auf und zog mit uns nach Stoke Moran, in das Haus seiner Väter. Das Geld, das meine Mutter hinterlassen hatte, langte vollauf zur Befriedigung unserer Wünsche und nichts schien unser Glück zu beeinträchtigen. Um diese Zeit aber ging mit unserem Stiefvater eine schreckliche Verwandlung vor sich.
Anstatt
Freundschaften zu
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