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Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer von Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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schließen und den Nachbarn, die zuerst
    hocherfreut waren, daß wieder ein Roylott of Stoke Moran den alten Familienbesitz bewohnte, Besuche abzustatten, zog er sich in das Haus zurück und verließ es selten, es sei denn, um einen wilden Streit mit jedem, der ihm über den Weg lief, vom Zaun zu brechen. Ein gewalttätiges Temperament, das sich bis zur Raserei steigert, ist das Erbteil der männlichen Mitglieder der Familie und im Fall meines Stiefvaters hat sich diese Anlage durch seinen langen Aufenthalt in den Tropen, glaube ich, stark ausgebildet. Es gab eine Reihe schändlicher Zänkereien, zwei davon endeten vorm Polizeirichter und schließlich war er der Schrecken des Dorfes und alle flohen, sobald er sich näherte, denn er ist ein äußerst kräftiger Mann und in seiner Wut gänzlich unkontrolliert.
    Letzte Woche hat er den Hufschmied des Dorfes über ein Gitter in den Fluß geworfen und ich konnte nur dadurch eine erneute
    öffentliche Bloßstellung verhindern, daß ich dem Opfer alles Geld anbot, das sich zusammenbringen ließ. Er hat überhaupt keine Freunde außer den umherziehenden Zigeunern; diesen Vagabunden erlaubt er, auf den paar Acre verwilderten Landes, das den Familienbesitz noch ausmacht, zu kampieren und nimmt dafür ihre Gastfreundschaft entgegen, haust in ihren Zelten und zieht mit ihnen manchmal wochenlang umher. Er hegt auch eine Leidenschaft für Tiere aus Indien, die ihm auf briefliche Bestellung übersandt werden; gegenwärtig hält er einen Leoparden und einen Pavian die frei auf seinem Land herumlaufen. Vor denen haben die Dorfbewohner fast soviel Angst wir vor ihrem Herrn. Nach alledem können Sie sich wohl vorstellen, daß meine arme Schwester Julia und ich nicht viel Freude am Leben hatten. Kein Diener blieb bei uns und über eine lange Zeit haben wir selber alle Arbeit im Haus verrichtet. Als meine arme Schwester Julia starb, war sie erst dreißig, aber ihr Haar hatte bereits zu ergrauen begonnen, genauso wie meines."
    "Ihre Schwester ist also tot?"
    "Sie starb vor zwei Jahren und über ihren Tod möchte ich mit Ihnen sprechen. Sie verstehen wohl, daß sich uns nach dem Leben, das ich Ihnen beschrieben habe, kaum Gelegenheit bot, Leute unseres Alters und unserer Kreise kennenzulernen. Doch wir haben eine Tante, Miss
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    Honoria Westphail, eine unverheiratete Schwester meiner Mutter, die bei Harrow lebt, und die Dame durften wir von Zeit zu Zeit besuchen.
    Julia war Weihnachten vor zwei Jahren bei ihr, lernte dort einen Marinemajor auf Halbsold kennen und verlobte sich mit ihm. Mein Stiefvater erfuhr von der Verlobung, als meine Schwester
    zurückkehrte und erhob keine Einwände gegen eine Ehe, aber vierzehn Tage vor dem Termin, zu dem die Hochzeit festgesetzt war, geschah das Entsetzliche, das mich meiner einzigen Gefährtin beraubte."
    Sherlock Holmes lehnte im Sessel, die Augen waren geschlossen, der Kopf ruhte auf einem Kissen, aber jetzt öffnete er die Lider und sah seine Besucherin an.
    "Bitte, seien Sie genau mit den Details", sagte er.
    "Das fällt mir leicht, denn jedes Ereignis dieser fürchterlichen Zeit hat sich mir ins Gedächtnis eingebrannt. Das Gutshaus ist, wie ich schon sagte, sehr alt und von den Flügeln wird nur einer jetzt noch bewohnt. Die Schlafzimmer liegen im Erdgeschoß dieses Flügels und die Wohnzimmer im Hauptbau. Von den Schlafzimmern gehört Dr.
    Roylott das erste, meine Schwester bewohnte das zweite und ich das dritte. Zwischen den Räumen gibt es keine Verbindung, aber alle Türen führen auf denselben Korridor. Mache ich mich verständlich?"
    "Völlig."
    "Die Fenster der drei Zimmer gehen zum Rasen hinaus. In der verhängnisvollen Nacht war Dr. Roylott früh in sein Zimmer gegangen und wir wußten, daß er sich nicht zur Ruhe begeben hatte, denn meine Schwester wurde vom Geruch der starken indischen Zigarren belästigt, die er zu rauchen pflegt. Sie kam deshalb zu mir herüber und wir saßen eine Weile beisammen und schwatzten über ihre bevorstehende Hochzeit. Um elf Uhr stand sie auf um mich zu verlassen, aber an der Tür blieb sie stehen und sah mich an.
    ›Hast du jemals‹, sagte sie, ›mitten in der Nacht jemanden pfeifen hören?‹
    ›Nie‹, sagte ich.
    ›Und es ist auch nicht möglich, daß du es bist, die im Schlaf pfeift?‹
    ›Natürlich nicht. Aber warum?‹
    ›Weil ich während der letzten Nächte immer gegen drei Uhr
    morgens ein leises, klares Pfeifen gehört habe. Ich habe einen leichten Schlaf und bin davon

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