Die Abrichtung (German Edition)
Schwein zieht den anderen Stiefel aus und trinkt ihn in einem Zug leer. Die Hafenarbeiter schauen herüber und rufen irgendwas. Ich finde es sehr intim, mit meinem Schwein zusammen zu sein, das so wenige Hemmungen kennt. Und das Schwein stöhnt wohlig unter meiner Hand und schmiegt sich an mich. Es schwitzt. Macht nichts, ich auch.
Später finden wir so eine grüne Wasserpumpe, und es darf die Stiefel auswaschen.
Als wir am Eisenwarengeschäft vorbeikommen, sehe ich durchs Schaufenster den jungen Verkäufer mit dem schwarzen Dreitagebart. Wir gehen hinein. Er erkennt das Schwein: «Was darf’s denn diesmal sein?» Ich verlange ein Stück durchsichtigen Schlauch, ungefähr einen Zentimeter im Durchmesser. Wie lang? Ich zeige aufs Maul des Schweines und auf seine Stiefelsohle: «Von hier bis hier.» Das Schwein wird rot. Der Verkäufer schaut halb frech, halb neugierig. Ich sage: «Dann braucht es heute Abend im Boots keine Bierflasche festzuhalten und hat die Hand frei für seinen Herrn. Kommen Sie auch?» – «Klar. Es hat ja zwei Hände.»
Vollgummi
Anblick und Geruch der Gummistiefel machen das Schwein geil, seit es in der Öffentlichkeit daraus seine eigene Pampe fressen musste und seit es im Boots im eigenen Bier stand. So funktioniert Konditionierung. Inzwischen ist die Gummiweste fertig, und wir haben eine kurze Hose dazu bestellt. Die gab es nicht in dem Laden in Köln. Zeit für die nächsten Schritte.
Ich habe an verschiedenen Orten im Ruhrgebiet zu tun und nehme das Schwein mit. Es bekommt als Anzug die Gummistiefel, seinen Schwanzring, die neue, kurze Hose aus Gummi und seine Arbeitshandschuhe. Bis auf die Hose ist alles derb und robust. Die Hose hat den Schnitt von Radlerhosen und ist ganz dünn. Das Anziehen ist schwierig, und man kann sie nicht so einfach mal schnell herunterziehen zum Pissen. Das Schwein muss seine Weichteile ins rechte Hosenbein stecken. Sie zeichnen sich detailliert ab, deutlicher als unter Jeans oder Leder. Diese Hose verdeckt nicht, sie hebt Nacktheit und Schutzlosigkeit noch hervor. Aber man ist angezogen. Mit ähnlichen Hosen aus Stretch sieht man immer mehr Jogger herumlaufen, deren Geschlechtsteile schamlos schwabbeln. Das ist so gut wie salonfähig.
In der Bahn lehnt das Schwein sich an mich. Die Leute glotzen es an, aber das ist ihm inzwischen egal. Ein Schaffner ist besonders freundlich und versucht ein Gespräch anzufangen, weiß aber nicht so recht, was er fragen soll. Wenn uns gerade niemand zuschaut, verwöhne ich die Beule unter der Gummihose mit meinen Fingerspitzen. Ich brauche nur ganz leicht zu kratzen, und alles wird noch größer.
Auf der Straße geht das Schwein neben mir her und schwitzt kleine Rinnsale aus. Das ist nun mal so. Immer wieder kaufe ich einen Liter Saft, den es trinken muss. Wenn ich in irgendwelchen Büros zu tun habe, wartet es draußen auf mich.
Und irgendwann muss es pissen. In einer Fußgängerzone befehle ich ihm, es einfach laufen zu lassen. Wenn man nicht genau hinguckt, fällt gar nicht auf, was da aus der Hose in die Stiefel läuft. Das Schwein hat zuerst Angst und schaut sich um, gewöhnt sich aber schnell daran. Es kann nun gar nicht genug zu trinken bekommen.
Als es einmal auf einer Parkbank sitzen darf, stelle ich mich dahinter und massiere seinen Hals und seine Schultern. Und dann lasse ich meine eigene Pisse hinten in seine Weste laufen. Niemand kann sehen, was geschieht. Das Schwein stöhnt und räkelt sich an mich.
Wir verbringen den Tag mit S-Bahn-Fahrten und Besorgungen. Abends auf der Heimfahrt flüstert das Schwein, wie geil es war, immer wieder inmitten so vieler Menschen einfach die Pisse laufen zu lassen, neben mir.
Verschickung
Während der heißesten Tage liegen wir wieder am bekannten Strand. Es ist schwül. Hier am Fluss mit seinem leichten Wind ist es aber immer noch besser auszuhalten als in der Stadt.
Ich habe einen dieser neuen Stifte mitgebracht, die auch auf fettiger Unterlage schreiben und deren Tinte sich nur mit Lösungsmitteln entfernen lässt. Ich befehle: «Spreiz deinen Arsch!» und schreibe etwas in die Schweineritze. Tatsächlich, es hält und lässt sich nicht verwischen. «Lass los!» – Nun ist vom Geschriebenen nichts mehr zu sehen. Um es zu lesen muss man die Arschbacken auseinanderziehen.
Eine Stunde später ziehen wir uns wieder an. Das Schwein hat heute nur seine weite kurze Hose mit. Wenn es den Bund zuknöpft, hängen bei der Hitze unten gerade eben die Eier heraus.
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