Die Abrichtung (German Edition)
ist sehr zufrieden mit der gesamten Arbeitsmoral und der Klarheit, die von seinen neuen Ingenieuren ausgeht. Außerdem hat er den Eindruck, dass immer mehr Bauarbeiter auf ihren Körper stolz zu werden beginnen. Man sieht mehr nackte Oberkörper und abgerissene Jeans, auch an kühleren Tagen, und es erscheinen nach und nach Ohrringe und Tätowierungen gehobener Qualität. Außerdem, «komisch», stehen jetzt alle immer breitbeinig auf dem Gerüst, was ja stabiler und weniger gefährlich sei, aber früher hätte niemand auf seine «diesbezüglichen Ermahnungen» gehört.
Mir soll es recht sein.
Vorarbeit
Einmal arbeiten sie alle drei auf einer komplizierten Tiefbaustelle. Punk und ich schauen es uns an. Bauarbeiter in der Abendsonne, in Blaumännern oder Jeans, manche mit freiem Oberkörper, und dazwischen drei junge Götter in schwarzen Hosen. Die Westen haben sie abgelegt. Das Schwein fährt manchmal einen Lastwagen oder Gabelstapler – anscheinend ist ein Fahrer ausgefallen. Sucker läuft mit Zollstock und Schreibbrett herum und Ratte packt hier und da mit an, wenn es drauf ankommt. Dass man die drei respektiert und auf sie hört, ist deutlich.
Ratte pfeift, und sofort kommt Sucker und stellt sich breitbeinig in Haltung vor ihn hin. Ratte fragt etwas, Sucker schaut in seinen Papieren nach und antwortet, und dabei zwickt Ratte ihm in die Brustwarze, allem Anschein nach ziemlich fest. Ansonsten merkt man keine Anzeichen von Abhängigkeiten zwischen den dreien; sie machen einfach professionell ihre Arbeit.
Nur der Polier ist irgendwie nicht bei der Sache. Er schaut immer wieder zu Sucker hin. Ob es ihm die Tätowierungen angetan haben? Aber vielleicht findet er sie ja auch nur furchtbar. Einmal merkt er nicht, dass Ratte ihn etwas fragen will. Ratte tippt ihm auf die Schulter und zischt etwas in sein Ohr. Der Polier wird rot und stammelt. Ratte redet weiter auf ihn ein, er wird noch roter und beginnt zu strahlen. Danach arbeitet er weiter, ohne sich noch ein einziges Mal nach Sucker umzuschauen.
Ratte kommt grinsend zu uns. «Ich habe ihm klargemacht, dass die Firma keinen unaufmerksamen Polier brauchen kann. Entweder er arbeitet hundertprozentig oder ich lasse ihn feuern. Und dann habe ich gesagt, dass ich verstehen kann, dass er abgelenkt ist, und dass alle in der Firma zusammenhalten müssen. Wenn alles gut läuft, darf er nach Feierabend in das Häuschen vom Kranführer, und ich schicke ihm Sucker mit seinem Maul rauf. Ich bin sicher, dass er darüber mit niemandem sprechen wird. – Bald ist Feierabend. Wir werden sehen. Punk, holst du mal Bier?»
Pünktlich zu Feierabend kommt Punk mit einem Kasten Bier und Frikadellen aus dem Supermarkt gegenüber. Das Bier ist kühl. Wir setzen uns auf ein Mäuerchen in die Sonne. Das Schwein setzt sich zwischen meine Knie auf den Boden. Die Arbeiter gehen nach Hause. Aber der Polier dreht sich wieder um, murmelt: «Mal nachschauen, ob oben alles in Ordnung ist», und klettert auf den Kran. Das Schwein sagt: «Komisch, das macht er doch sonst nie.» Ratte sagt: «Sucker, rauf! Frag ihn, ob er was braucht. Ich nehme an, dass er dein Maul braucht, und das hat er verdient.» – «Ja, Herr.» – «Nimm zwei Flaschen Bier mit, die passen doch wohl in deine Hosentaschen. Ich pfeife, wenn ich dich brauche.» – «Ja, Herr.»
Nach einer halben Stunde kommen beide wieder herunter. Der Polier sagt zu Ratte: «Ihr Kollege sagt, dass ich mich bei Ihnen bedanken soll, nicht bei ihm.» – «Das stimmt. Gern geschehen, wenn es der Arbeitsmoral dient. Auch morgen erwartet die Firma wieder beste Arbeit und kein Gerede, klar?» – «Klar, Herr Ingenieur. Sie können sich auf mich verlassen. » – Ich sage: «Schwein, ich will pissen. Trink!» Das ist neu für das Schwein, aber es hat keine Zeit sich an den Gedanken zu gewöhnen und kann uns jetzt nicht blamieren. Es hält sein Maul auf und trinkt so gut es geht meine Blase leer. Einiges geht aber daneben. Der Polier steht erstarrt, dann sagt er: «Meine Hochachtung, Herr Ingenieur. Wenn ich nur einen Partner hätte, für den ich das tun könnte.» Dann wird er knallrot und läuft weg.
Experiment
«Liebe Gäste! Dies ist mein Schwein. Ich habe es hier im Keller des Boots nackt festgebunden, weil ich wissen will, wie lange es – bei artgerechter Haltung – ohne Unterbrechung erigieren kann. Ich bitte um eure Hilfe bei einem Experiment, das hierüber Aufschluss bringt. Dieses Experiment wird euch hoffentlich Freude
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