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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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töten, ist grundverschieden.«
    Der Affe zuckte mit den Schultern.
    »Gut«, sagte der Fuchs, »zum Geschäft: Du wirst für mich erneut eine Reise tun.«
    Blitze blitzten, die bemoosten Wände leuchteten algengrün.
    Nüchtern und nicht ohne Ehrfurcht sagte der Affe: »Natürlich. Wohin?«
    »Zu den neuen Welten. Zum nächsten Versuch. Wir wollen sehen, ob sich meine Investitionen nicht doch noch rechnen.«
    Sdhütz Arroyo nickte, beugte sich über die Pfütze und sog seinen neuen Marschbefehl durch geweitete Nasenlöcher ein, als der blutige Regen ringsum zu schäumen begann.

Dritter Satz: Digonos/Digonos
(Adagio)

Iz: Da hat sich Darwin denn, vielleicht ein bißchen taktisch und didaktisch, gewundert, daß die Zähne innerhalb der Art doch ziemlich gleich blieben, wo doch solche Eigenheiten artenübergreifenderweise eigentlich ...
    Cy: Nun ja, kein großes Geheimnis an dieser Stelle: Die natürliche Auslese erst übersetzt Varianten innerhalb von Populationen in Unterschiede zwischen Populationen, man kann dann hinterher immer sagen, schau mal, wie schön gleichbleibend die ...
    Iz: Ich will nur sagen, es ist doch erstaunlich, daß wir, eigentlich ohne Not, solche Sachen dann gleichsam mitgeschleppt haben bis in die feinsten Verästelungen der in den drei Städten aufgetretenen politischen Parteien und Fraktionen und Foren.
    Cy: Ich glaube, es war eben von vornherein naiv, zu denken, man könne die Naturgeschichte einfach so verlassen. Um so einen Unterschied zu allem Voraufgegangenen zu setzen, muß man das, was man verlassen will, erst einmal aneignen, und aneignen hieß bei uns eben: wiederholen. Wenn auch diesmal bewußt, willentlich, um gleichsam ein Zeugnis abzulegen: Wir verstehen dies. Deshalb können wir es leben.

    Aus den Löwengesprächen, V/51

X.
FEUERS JUGEND
1. Kopfschütteln
    Die Behausung des wichtigsten Wesens auf dem Gestirn war keine Höhle. Man hatte sie nur aus dem warmen Stein geschnitten, als wäre sie eine, damit sie ihm Schutz biete. Innen gab es Schotten, Rampen, Durchgänge, Rahmen und Reifen aus Gold, Glas und Silber. Die Räume waren eingerichtet mit Möbeln aus synthetischem Koniferenholz, geflochtenem Bast, Gerätschaften aus Plastahl, Obsidian, Marmor.
    Besucher aus den armen Landschaften fanden oft, das alles erinnere eher an eine Grabkammer als an eine Kinderstube; aber was die fanden, zählte nicht. Von außen sah die Behausung einschüchternd aus. Die Wälle, die treppenförmig zu ihr hinaufführten, waren so steil wie die von Mykene, damals, auf der alten Welt.
    Die längst verschwundenen Menschen hatten einst geglaubt, die mykenischen Mauern seien von einäugigen Riesen erbaut worden. Die Felsfronten hier waren aber nicht von Monstren, sondern von den Freunden und Hegern des wichtigsten Wesens auf dem Gestirn zurechtgehauen worden, mit großen Werkzeugen, bevor sie das Kind aus seinem langen Schlaf geweckt hatten. Der hatte länger gedauert als Mykenes ganze Pracht.

    Eingelassen in die hohen Treppenstufen, die zur Nichthöhle führten, sah man bereits aus zwanzig Kilometern Entfernung große, grüne, scheibenförmige, opaleszierende Lichter; in jeder Reihe zwölf, von jeweils einem Dutzend Metern Durchmesser.
    Die halfen den Leitsystemen von Schiffen, welche gelegentlich noch eintrafen. Die Schiffe brachten Rohstoffe, Wasser und Samen für Bepflanzung, sie kamen aus dem Orbit und aus der Vorgeschichte. Sie landeten nie; stürzten immer nur ab. Nahe beim Stufenbau hatte man die Absturzstelle der ersten hier gelandeten Schiffe dieser Sorte mit Latten und Drahtgestellen umfriedet. Dort gab es Gräber, in denen ruhten die direkten Vorfahren der Freunde und Heger des wichtigsten Wesens auf dem Gestirn. Ganz in der Nähe war das genetische Material dieses Wesens selbst in gekühlten Aggregaten auf diese Welt gefallen.
    Noch früher waren Sonden der Menschen hier gelandet. Sie hatten Venera 3, Venera 4, Pioneer oder Venera 11 bis 14 geheißen. Ihr Fracht hatte keine Sprache gehabt.
    Das wichtigste Wesen auf dem Gestirn dagegen hatte alle Sprachen, die sich denken ließen.

    Sobald das wichtigste Wesen auf dem Gestirn begriff, daß es das wichtigste Wesen auf dem Gestirn war, schüttelte es den Kopf.
    »Er schüttelt den Kopf«, sagten die Heger und Freunde. Sie wußten nicht, ob das ein gutes Zeichen war oder ein schlechtes.
2. Freunde mit Fell
    Als er noch klein war, nannten ihn die Freunde mit Fell so häufig »Feuer«, bis er begriff, daß er das war.
    Sie führten ihm mit

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