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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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während den Wirren nach Esprit unter dem Namen »Storikal«, den er sich selbst verliehen hatte, weil er seinen Geburtsnamen nicht mehr wusste, zu einem der wichtigsten Beweger der kapseitigen Kunstwelt avanciert.
    Am Ziel seiner Wünsche, von früheren Defekten genesen, mit einem (dank der Pharmakoi in den Schnittblumen der Dachswache) stark verbesserten Orientierungssinn beschenkt und neuerdings recht gutaussehend, durfte er schließlich, als der Himmel zum Ausklang des satten Sommers zum vierhundertsechsundsiebzigsten Mal seit dem Ende der Langeweile seine Farbe änderte, vor eigens Geladenen bei einer Zeremonie präsidieren, die zu den seltensten und wichtigsten in Kapseits zählte: der Ehrung des besten Malers in Vinyltinte auf Mauerwerk sowie – man machte jetzt in Nostalgie – auf Leinwand.
    Mit metropolitaner Malerei hatten sich, als die Löwenzeit jung gewesen war, vor allem Bonobos und Schimpansen hervorgetan, nicht nur im kosmopolitischen Kapseits, auch in Landers und Borbruck. Wie die geheimnisvolle Löwentochter Lasara in einem berühmten offenen Spottbrief an ihren Vater als erste bemerkt hatte, ging es bei der Begeisterung der andern Gente für die Affenmalerei insgeheim um die subtile Demütigung jener nächsten Verwandten des Menschen: »Ihr laßt sie malen, und sie merken nicht, daß ihr euch heimlich drüber amüsiert: die Händchen, die Fingerchen, den ganzen Unsinn.«
    Inzwischen war aus dem Witz für Eingeweihte ernstzunehmende Kunst geworden.

    Den vermeintlichen Esel den großen Anlaß gestalten zu lassen würde sich, mutmaßten die Würdenträger der Schlafstadt, schon aus Gründen der neu kalibrierten Symmetrie zwischen den Abgestiegenen, verkörpert durch malende Affen, und den Aufgestiegenen, verkörpert durch Storikal, ästhetisch bezahlt machen.
    Ein guter Redner war Storikal allerdings leider gar nicht.

    »So, hier also jaaah hier bin ich jetzt in meiner Eigenschaft anwesend als der Jurypräsident, der Ihnen allen und jaaahhh den Pherinfoplexen jetzt die pfamms Antwort gibt für auf öhm unsern Preis, den wir zesi, zasi, zusammengerührt haben durch uh mehrere Stiftungsspenden und jaaahh die ganze Knete von der Verkaufsbank hopp und vom Schnitzelschwein.«
    Die Begrüßten stutzten. Einige sperrten Mäuler auf, andere blinzelten betroffen.
    Storikal hielt das für Ehrfurcht und holte weiter aus: »Und es ho hemm geht jaaahh also darum, wer wird najaahh unser puhhh Malboß. Also unser Malkünstler Nummer eins, jaaaahhh der hiesige Chef des hrrrm Pinsels gewissermaßen. Ha! Und heute haben wir uns gedacht, ach komm, nu, hö, der Affe Stanz, jaaahhh der ist doch mal fällig.« Der Affe Stanz, auf der Empore, grinste, weil er glaubte, das werde jetzt von ihm verlangt. Er tat's durchaus säuerlich.
    Storikal fuhr fort: »Hö, wird doch mal höchste Zeit, gah, daß der hier praktisch ausbezahlt wird jaaahhh, damit er sich zur Ruhe hmfmm legen kann.«

    Einflußreiche Mollusken, artgerecht untergebracht in Tragröhren vorn unter der Bühne, nahmen die Alfanzereien des Toastmeisters allmählich übel; man erkannte es am Reflexgewusel ihrer bunten Fußfasern.
    Noch aber tat die Mehrheit so, als befände sich die dargebotene Exzentrik im erlaubten Rahmen.
    Immer hastiger, zugleich immer langatmiger, legte sich Storikal ins furchtbare Zeug: »Und jetzt jaaah also 'ne njahm worauf beruht aber die Qualität vom, vom, vom Affen Stanz? Das ist jaaaahhh immer so, ohne Qualität kommt hmps man jaaahh bestimmt nicht weit als Kunst. Also ich hab mir gesagt, jaahh, hahaaa, der Affe Stanz und die Qualität, da kann man jaaaahh vielleicht Vergleiche machen: Auf die eine Seite stellt man den Affen Stanz hin, auf die andere die Qualität, jaaahhh, und dann wird geguckt, reimt sich's hö, oder klebt sich's hrrrgäh oder najahhahh verwebt sich's oder fällt's so, so, so sofort beim ersten Windsturm über sich vielleicht uh sogar selbst mal haaa her? Ihja, ihja, jaaahaa. Und der Affe Stanz, jahhh der malt halt eine jaaaahh hinsichtlich allem schon durchaus ha ha vollkommene Schmiererei, eine komplette pah Schmiererei malt der nun doch hin, au hau! Hau, mawuhau! Jahhh! Und durch überhöhte Preise aber jaahh, aber klar, macht er auf, macht er auf, macht er aufmerksam auf sich. Also es kam hier beispielsweise, jaaah bitte weiß nicht, zum Beispiel psss die Natter Stülpke«, vergleichsweise umsichtig und geschickt von Storikal war es wohl, die Natter Stülpke anzusprechen, denn er verdankte ihr viel, und sie

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