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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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ungezogen war Clea, daß sie ihm, während er sie ritt, im Spiegel direkt ins Gesicht schaute und mit ihm redete, als wäre das hier Konversation statt etwas anderes, »...Menschen ... sich ... nicht hhhh ... entscheiden ... konnten ... hhh ... ob Luchse ... hhh ... den Wölfen ... verwandt ... hhh ... sind ... oder ... hhh ... nicht ... den hhhh ... hhhh ... hhhhunden oder ... hhh ...Katzen ... Katzen ... Katzen, ja, mach komm mach ...«
    Das Gewicht auf ihren Hüften. Sie freute sich, es war nicht schwer.
    Clea maunzte, spottete und gurrte, er wurde schneller, und sie genoß beim Runtergucken, wie sein Fell glänzte, wie sie sich an ihm naßmachte. Alles im Hallraum hier wurde wellenförmige Bewegung.
    Er fand den Flaum so wundervoll am Hügelchen.
    Sie sagte: »Mwoooaah.«

    Sie machten lange weiter, im Pulsieren, in eigenen Frequenzen, Synkopen und gestreckten Tänzen, sie rollten auf dem Bett in Masken des und der andern, wieder auseinander heraus, kippten oder bebten, die süße Zeit wollte dauern. »He, komm, komm mir auf den, kriech auf mir rum!« bettelte er gern und dachte, wenn ihn jetzt je wieder eine wichtigtuerische Libelle fragt, so wie per Fernsuche andauernd die dumme Philomena, wo er eigentlich dauernd steckte, dann wüßte er's aber.

    Der Traum schrie sogar ein bißchen.
    Aber es gab keinen Grund zur Beunruhigung; die Nachbarzimmer waren sehr wahrscheinlich nicht bewohnt, die Wand vertrug viel, der Boden auch. In ein verrücktes, aber gelassenes Keuchen sagte sie, als es schien, als wären beide jetzt mit dem Sichbewegen auf Jahre hin fertig: »Übrigens ... schneide ich mir ... mal bald meine langen Haare ab. Das wird mir zu ludrig.« Bös lustig bissig sagte sie das, als hätte sie gewußt, daß er das unbeschreiblich toll fand, wie sie flogen, wirrten, wurlten, diese Haare, und als hätte sie ihm deshalb gleich Kenntnis davon geben müssen, daß es sich ja nun nicht so verhielt, daß er jetzt etwa zu bestimmen hatte, wie sie wo warum aussah, wer sie wann war.
    »Schade«, sagte er, das konnte nun umgekehrt sie ihm nicht verbieten.

    Man atmete sich in eine große Ruhe.
    »Wirklich«, nahm sie ein früheres Thema wieder auf und lächelte dazu finster, »Canidae und Felidae, das konnten sie in ihrem ... wie hieß das? In ihrem Mittelalter da noch gar nicht unterscheiden. Ein früher Name für den Luchs in diesen Breiten war mal ›Thier-Wolff‹, ich meine, wie blöd kann man sein?«
    Er grub die Schnauze in ihre Achselhöhle, schon ging das wieder los.
    Dann klatschte es, seine Lenden auf ihren, im Sturm und ohne Anlauf, ihre Erwartung, eben eher stillvergnügt, nahm es plötzlich mit allem auf und ihm, das war pitschnaß jetzt. Sie fand, sie hätte nichts gesehen, was schöner aussah, jemals oder irgendwo, als sie beide, er fand das auch und hatte keine Kraft mehr, abzuwarten. Sie roch ihn an sich, er knurrte, als Gegenteil dessen, was er, auf sie sinkend, da er nun wirklich am Ende war, in Wahrheit spürte.
    Sie ist, wo gibt es das denn, aus meinen Nerven gemacht, mein besseres Ich, seit neuestem außerdem noch meine Freundin, die Wirklichkeit, unten auf der Erde innen im Kopf.
    Sie schliefen erneut ein, viel tiefer als beim ersten Mal, sanken tief unter alles in den Träumen des und der andern, obwohl beide so viele Jahre lang immer nur allein für sich geschlafen hatten.
    Als er erwachte, träumte sie noch.
    Er sah, was sie zusammen angerichtet hatten im Zimmer, das Beste.
    Da war ein lieber Sonnenstrahl auf ihren runden Brüsten, auf ihrem Gesicht und überall auf der glücklichen Reizbarkeit der eben erst erfundenen größtmöglichen Gemeinsamkeit.
    »Gute Freundin sein, aufwachen!« sagte er halbleise, sie grinste gleich.
    Er reichte ihr aus einer Früchteschale auf dem Nachttisch das Naheliegendste, nur nicht zuviel.
    Eine Frische als Frucht, obwohl: Das leicht Vermuffte und erlesen Stinkige an dieser Dämmerung verstärkte ja den Zauber, statt ihn zu zerstören, und sollte deshalb lieber noch nicht angetastet sein. Sie fingen wieder an mit Knabbern, Flüstern, Ineinanderwühlen. Es konnte bestimmt nie mehr aufhören, und vielleicht würde man auf Dauer ins Hotel ziehen, warum nicht?

    Und so noch Einiges, Unwiederholbares.
    Hand am Herzen, Sonne auf Lippen, etwas aufgesprungen. Nicht viel Duschen, da, schon wieder: »Pack mich mal bißchen!« und das Bebende, das sehr Behende, das Langsame und Schnellere.
    »Du bist so 'ne Sau!«
    »Thier-Wolff, wie?«
    Danach wurde sich hergerichtet,

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