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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Arroyo erzählt?«
    »Sdhütz.«
    »Wurst. Erstattet er dir brav Bericht, ja?«
    »Du hast ihn nie leiden können, ich weiß.« Die Libelle bekam ein Bild übermittelt, auf dem Ryuneke lächelte, langmütig und mit kokettem Augenaufschlag seiner schweren Lider. »Das kommt nur daher, daß seine Tugenden nicht deine sind.«
    »Er ist loyal, das stimmt«, sagte die Libelle. Sie war stolz darauf, daß der alte Fuchs nie eine begabtere Verräterin erzogen hatte als sie selbst. »Aber du mußt zugeben, daß das wahrhaft Besorgniserregende ...«
    »Papperlapapp. Nimm den denkenden Mais. Nimm die Saatkörner dafür. Das Zeug wird von den Dachsen angebaut, richtig? Die Affen haben bei Hof einen Plan eingebracht, für den selbst ich mich geschämt hätte – die jüngeren Aedile, die sich der Alte neuerdings hält, aber auch einige Alte wie Georgescu und der zwielichtige Wolf, die haben ordentlich gestaunt. Denn als man alles nachgerechnet hatte, wurde deutlich, daß nach diesem Vorschlag der Preis für eine Tonne denkenden Mais – der ja, vergiß das nicht, am Ende in den Höhlen fürs große Geheimprojekt des Löwen zum Einsatz kommen soll – die Parallelrechner, die Riesennetzwerke – daß also der Preis fürs Endprodukt fast in gleicher Höhe liegt wie eine Tonne Saatgut, unbehandelt, wobei eine Tonne denkender Mais dann auch noch einer Tonne Setzlings-Modularfiltermaterial gleichgesetzt wird. Was sind das, also ich bitte dich, für unmögliche Rechnungen? Als deine ... Izzy ... sich so weit im Griff hatte, mit, ha, fester Stimme einzuwenden, daß der Preis für eine Tonne Setzlingsfilterkörner ja wohl viel höher sein müsse als der Preis für eine Tonne Rohmais, wovon im übrigen doch auch die Börsenkurse an den Börsen der drei Städte zeugen – ja, siehst du, wir, das heißt in diesem Fall: der Löwe und seine Subsidien, handeln nämlich sogar wieder im großen Maßstab, und ich höre, er läßt Lebensmittel an diesen Amazonasgott schicken, gegen Kautschuk und Rauchholz, während wir zugleich einer bewaffneten Konfrontation von Weltkriegsausmaß mit dem sauberen Handelspartner entgegengehen – also, wo war ich, die Verfasser des glorreichen Vorschlags, die Affen, vor denen du dich so sehr fürchtest, weil du, um auch das gleich abzukürzen, simpelste Angst vor der Rache der Verwandten des Menschen wegen der Sache mit den Händen hast, nichts anderes bedeutet dein Alarmismus – siehst du, die nun wußten auf dieses Argument, das Fuchs, Fledermaus und Dächsin dann doch immerhin eingefallen ist, schlicht nichts Einleuchtendes zu antworten. Gar nichts. Haben wir uns wohl verrechnet, har har. Infolgedessen sah sich, wenn ich Sdhütz Arroyo richtig verstehe, der Hof genötigt, die Chose selbst in die Tatzen zu nehmen, die Preise für den Computermais per fiat zu senken und für andere Güter, das Setzlingszeug et cetera, spornstreichs zu erhöhen. Wenn das nicht lustig ist und nicht die ganze Hilflosigkeit offenbart, in die wir uns reinwurmen, dann weiß ich auch nicht. Da darf man sich doch nicht fürchten, da muß man sich doch freuen, über soviel Dilettantismus.«

    »Du sagst mir«, erwiderte die Libelle spitz, »daß die nichts anderes machen, als was du auch gemacht hättest, wenn auch ohne Plan. Und daß du also keineswegs die Absicht hast, meiner dringlichen Bitte zu folgen und offiziell zurückzukehren in unser ... Diesseits. Noch nicht, jedenfalls. Nicht, bevor die Katastrophe nicht erntereif ist. Du willst sie wursteln lassen, bis es brennt. Und dann den Eimer Löschwasser sehr teuer anbieten.«
    »Das, Philomena, hab ich nicht gesagt. Das kannst du mir nicht anhängen. Was willst du? Ich komm schon wieder, mach dich nicht mopsig. Aber wann und wo, das mußt du mir überlassen. Vertrau mir, ich habe tatsächlich einen Plan.«
    »Wenn du nur nicht immer so verdammt deterministisch wärst«, sagte die Libelle angriffslustig. »Im Gegenteil. Wenn ich weniger sprunghaft und nicht so originell wäre, müßte ich aufhören, mich zu überraschen, und dann gäbe es«, der Tonfall mündete in eine Kadenz, die anzeigte, daß das nun Folgende das letzte Wort war, das der Fuchs für diesmal zu äußern gedachte, »schon überhaupt gar keinen Grund mehr für mich, in irgendeiner Form, ob nun grob- oder feinstofflich, weiterzuexistieren.«
    Es zischte, als der Schnaps verdampfte.
4. Ob die Warnung des Königs berechtigt war
    »Biester, mit Blütenmündern«: Konnte man es treffender sagen? War es nicht pure

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