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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Tierchen, das man nicht fangen kann, größer, schneller, nicht einzuholen, einfach ge ... und ich dachte: Diese Sorte Tierchen müssen wir werden, die belebte Welt endlich wirklich unsere machen – daß sie, verstehst du, Wölfchen, völlig künstlich ist, daß für diese gewalttätigen Naturburschen und die kleinen Pfaffen, die all diese Gewalt rechtfertigen, kein Platz mehr bleibt, nicht für die grauen Aschenbechergesichter der Kontrolleure, nicht für die kleinen Mißgünstigen, deren ... Aber erstens kommt es anders und zweitens Entropie. Rigo Baladur, auch keine schlechte Perspektive. Ah, aber die Verrückte ... wie sie uns alle aus unserem Selbstmitleid gezogen hat, heiliger Atem ... so ein kostbares, erzböses Wesen! Was hätte ich nur ohne sie gemacht ... und diese Unarten, die sie hatte – es gab da denselben Hang zu ausagierten Wortspielen wie bei, ich weiß nicht, Duchamp oder ... sie hatte eine Stimmgabel, die nahm sie dann vom Tisch, schlug damit gegen irgendwas und hielt sie hoch, wenn man etwas gesagt hat, dem sie beipflichten konnte, und dann ließ sie die Stimmgabel schwingen und sagte: ›stimmt!‹ – die schönen Zeiten ...«
    »Eure Tochter ...« Der Wolf fand, es sei an der Zeit, ein eigenes Anliegen loszuwerden, wenn der Löwe schon so gesprächig wurde. Der wollte nichts davon hören: »Tochter, Possen. Blutsverwandtschaft ist eine Geisteskrankheit. So hat sie's gelehrt, unsere ... Jetzt geh. Deine Befehle liest du in deinen Handflächen, morgen früh, sie werden gerade zusammengeschrieben.«
    »Der Adressat meiner Botschaft ...«, setzte der Wolf zaghaft dazu an, noch einmal nachzufragen. Der König fiel ihm ins Wort, ohne daß erkennbar gewesen wäre, ob sich das, was er sagte, auf die angefangene Frage seines Kuriers bezog: »Aber die Lähmung verurteilt die Gelähmte, die Lüge wird zum Gefängnis der Lügnerin, und das feige Herz stirbt am eigenen Gift.«
    Dmitri dachte, voll Angst und Ehrfurcht: Wahrscheinlich ist er verrückt, und das womöglich schon länger, als es mich gibt.
    Alter Hall grollte: »Geh, sag ich.«
    Der Löwe mußte es kein drittes Mal sagen.
3. Helfen statt barer Münze
    »Das alles interessiert mich längst nicht mehr«, sagte das Glas Whisky, das ein Fuchs gewesen war, zur Libelle Philomena, die es bestellt hatte. »Die einzige Ökonomie, die mich noch kümmert, mein Schatz, ist die informationelle. Die Ökonomie der Aufmerksamkeit. Nimm nur meine drei Helden, die ich mir ausgedacht habe. Da laufen sie also jetzt herum, als Sinnbild selbdritt der Ziele der zweiten Generation nach der Befreiung.«
    »Ziele, böh!« maulte die Libelle. Der Whisky kicherte: »Schon recht, es gibt gar keine. Aber die Masche verfängt. Alle reden von meinen Helden, viel mehr als von den blöden Fischen im Torus von Borbruck und dem krepierten Fisch, mehr sogar als von der Tochter des Löwen.«

    »Du hast gut philosophieren«, sirrte die Libelle. »Aber bei uns, mein Lieber, kommt allmählich sogar das Wertgesetz zurück. Kriegswirtschaft, Wiedereinführung der alten Laster. Eins muß man dir lassen: Es trägt sich eben genau so zu, wie du immer befürchtet hast. Sie ...«, die Libelle schüttelte sich und schaute tief ins Glas, »...sie zahlen wieder Löhne, sie setzen wieder Preise fest und machen bald auch wieder Profite. Izzy hat die Krallen drin.«
    »Na!« mahnte die Flüssigkeit.
    »Gut, dann eben Izquierda. Sie sagt, es geht nicht anders, es müsse akkumuliert werden. Es gibt ... diesen Affen, Stanz heißt er, der war sogar kurz im ersten Löwenrat, da hat er ...«, der Satz verlor sich im Trübsinn.

    Die Gipfel gleißten draußen wie eben erst erschaffen; die Aussicht von der Restaurantplattform auf dem höchsten Berg der Erde war ungeheuer.
    »Ach, vergiß den Rat«, sagte Ryuneke, »vergiß das alles. Bedauerliche Effekte der notwendigen Militarisierung. Das kommt doch nicht von diesem Affen und den anderen, die mit ihren rührenden Mitteln versuchen, eine Bourgeoisie zu bilden. Ich würde mir ärgere Gedanken machen wegen der Rationierung. Mangel, das ist kein gutes Zeichen. Wir leben wirklich wieder in einer Vorkriegszeit. Das stinkt.«
    »Die Affen ...«
    »Hör mal, ich bin doch auf dem laufenden«, sagte die Flüssigkeit, indem sie Botenstoffe von ihrer Oberfläche aus in den Einzugsbereich der Geruchssensoren der Libelle diffundieren ließ. »Ich kriege jederzeit mit, was ...«
    »Was denn, was kriegst du mit?« Die Libelle wurde pampig. »Was dir dein Dingsbums

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